Berliner Hauptstadtflughafen BER: Neues designiertes Aufsichtsratmitglied Schucht kann Großprojekte
Der Chef von 50Hertz soll in den Aufsichtsrat des Flughafens BER einziehen. Bisher konnte er große Infrastrukturprojekte erfolgreich umsetzen.
Wer Hochspannungsleitungen bauen kann, kann auch Flughäfen bauen. Das mag sich der Senat in Berlin am Dienstag gedacht haben, als er den Chef des Übertragsungsnetzbetreibers 50Hertz, Boris Schucht, für den Aufsichtsrat der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) vorgeschlagen hat.
Wenn Brandenburg und der Bund der Personalie zustimmen, wird Schucht das vierte Aufsichtsratsmandat Berlins einnehmen. Schon am 17. März hatte der Senat entschieden, zwei Staatssekretäre, Margaretha Sudhoff (Finanzen) und Gerry Woop (Kultur und Europa) in den Aufsichtsrat zu entsenden. Zudem hat er Professor Norbert Preuß berufen, Geschäftsführer des Immobilienunternehmens CBRE Preuss VALTEQ GmbH.
Das letzte Großprojekt lief pannenfrei
Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hat Boris Schucht vorgeschlagen. Er wird in der Senatspressemitteilung mit den Worten zitiert: „Ich freue mich sehr, dass wir mit Boris Schucht einen erfahrenen Berliner Wirtschaftsvertreter für den Aufsichtsrat gewinnen. Mit seiner langjährigen Expertise bei der erfolgreichen Umsetzung großer Infrastrukturprojekte ist er eine echte Bereicherung.“ So ähnlich schätzt sich übrigens auch Norbert Preuß ein, der in einer Pressemitteilung seines Unternehmens wissen lässt, dass er „insbesondere meine Kompetenz im Projektmanagement und im Inbetriebnahmemanagement einbringen“ wolle.
Boris Schucht ist seit 2010 Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz. Das Unternehmen ist für das Netzgebiet im Nordosten Deutschlands und Hamburg zuständig. Es verwaltet des frühere Vattenfall-Hochspannungsnetz. 50 Hertz ist auch für die großen Kabelkanäle in Berlin zuständig, die die Stromversorgung und Integration Berlins ins deutsche Stromnetz sicher stellen. Seit Sommer 2016 baut 50Hertz einen neuen Kabeltunnel in 20 bis 30 Meter Tiefe von Charlottenburg bis Moabit. 251 Millionen Euro kostet das Projekt, Proteste oder Pannen sind bisher nicht bekannt geworden.
Überzeugter Windkraft-Integrierer
Beim Bau von Hochspannungsleitungen geht es nicht immer so konfliktfrei zu. Die Uckermark-Leitung beispielsweise ist zunächst gerichtlich gestoppt worden. Nun erarbeitet das Unternehmen ein neues Vogelschutz-Gutachten, um die Leitung am Ende doch noch bauen zu können. Aber die sogenannte Windsammelschiene im Norden Deutschlands hat das Unternehmen inzwischen sicher gestellt. Bei der Bürgerbeteiligung „haben wir inzwischen eine Menge gelernt“, sagt Sprecher Volker Kamm. Oft, sagt er, seien die Planungen mit Hilfe der Bürger „wirklich besser geworden“. Boris Schucht ist weltweit ein gefragter Gesprächspartner. Denn er hat 50Hertz zu einem Vorreiter bei der Integration von Windenergie ins Stromnetz gemacht.
Im Tagesspiegel-Interview sagte er im Sommer 2016, dass ein Windstromanteil von bis zu 80 Prozent durchaus ins Netz zu integrieren sei. Das Unternehmen hat es auch geschafft, den europäischen Netzbetreibern die Idee schmackhaft zu machen, dass Windenergie auch sogenannte Systemdienstleistungen für das Netz erbringen kann. Dass das geht, bezweifeln die Ingenieure oft, bis sie dann sehen, dass es geht. Bei den Stürmen Anfang des Jahres habe das gut geklappt, berichtet Kamm.
Auch Hochbau ist Boris Schucht nicht fremd
Schucht hat im vergangenen Jahr in Kalifornien Netzbetreibern berichtet, wie 50Hertz den Windstrom ins Netz integriert. Die Leitwarte in Neuenhagen bei Berlin ist das Ziel unzähliger Delegationen aus aller Welt, die auch wissen wollen, wie der Sonnen- und Windstrom sich ins Stromsystem integrieren lässt.
Boris Schucht kann übrigens auch Hochbau. Die neue 50Hertz-Zentrale am Hauptbahnhof ist im Zeitplan fertiggeworden und hat den Etat nicht gesprengt. Boris Schucht hat keine Angst vor Herausforderungen.