Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft: Die Nächsten versuchen sich am BER
Tag des Stühlerückens am Hauptstadtflughafen: BER-Geschäftsführer ist jetzt Engelbert Lütke Daldrup, Aufsichtsratschef der Brandenburger Staatssekretär Rainer Bretschneider.
Der Neue bleibt vorsichtig. Er weiß, dass am BER nach der Krise stets vor der Krise ist. So will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup so schnell keinen Eröffnungstermin für den neuen Berliner Airport festlegen. Schließlich wurde gerade erst der bis Januar propagierte BER-Start 2017 abgeblasen, und nach einem Gutachten ist inzwischen sogar eine Eröffnung vor 2019 unsicher. „Natürlich ist 2018 das Ziel“, sagte Lütke Daldrup am Freitagabend auf einer Pressekonferenz nach der Sitzung des Aufsichtsrates in Tegel.
Es werde aber noch eine Weile dauern, bis ein auf Herz und Nieren geprüfter Eröffnungstermin bekannt gegeben werden könne. Einen, für den man auch „genügend Puffer brauche“. Man müsse vorher den Abschluss von Bauarbeiten und Tests, aber auch weitere Risikoanalysen abwarten, „um eine solide Basis zu bekommen“. Erst dann werde er dem Aufsichtsrat einen Termin vorschlagen. Das Gremium hat nach dem Rückzug des Berliner Regierenden Michael Müller (SPD) nun ebenfalls eine neuen Chef, nämlich Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider, 68, der schon mal vorbaute: „Es wird Rückschläge geben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“
Zunächst einmal aber hat Lütke Daldrup, bisher Flughafen-Staatssekretär im Roten Rathaus, nun seinen Anstellungsvertrag am Flughafen unterzeichnet, mit einem klaren Schnitt: „Ich habe meine Entlassungsurkunde vom Land Berlin entgegengenommen.“ Zu seinem Manager-Gehalt, das nach den Regularien in Berlin und Brandenburg in den Geschäftsberichten der Flughafengesellschaft veröffentlicht wird, wollten sich beide nicht äußern.
Jahresgehalt von etwa 500.000 Euro
Dem Vernehmen nach soll er nicht weniger verdienen als Vorgänger Karsten Mühlenfeld, der auf ein Jahresgehalt von 500.000 Euro kam, bis er wegen atmosphärischer Störungen jüngst gehen musste. Finanzielle Erwägungen hätten für ihn keine Rolle gespielt, betonte Lütke Daldrup. „Ich habe mich in die Pflicht nehmen lassen. Ich will einen Beitrag leisten, dass das Projekt endlich fertig wird.“ Und er habe, die Spitze wollte er sich nicht verkneifen, einen Vertrag mit einer kürzere Laufzeit als der seines Vorgänger. Da waren es fünf Jahre. Ein Hinweis, dass er das Risiko nicht scheut. Und gelassen nahm es Lütke Daldrup, dass Müller den von ihm aufgebauten BER-Stab aus dem Roten Rathaus in die Finanzverwaltung abschiebt. Es sei „völlig normal“, dass der Flughafen dort wie jedes andere Unternehmen geführt wird. Trotz aller Probleme am BER „haben wir die schweren Zeiten hinter uns“.
Es war ein Tag des Stühlerückens. So wurde gleich noch das Management erweitert. Es ist nun ein Trio: Die Flughafengesellschaft bekommt mit dem Arbeitsdirektor Manfred Bobke-von Camen, Jurist, früher schon einmal Personalchef in Schönefeld, neben Lütke Daldrup als Vorstandschef und Heike Fölster (Finanzen) einen weiteren Geschäftsführer. Am Montag fängt er an.
Und mit Müllers Abflug von der BER-Baustelle hatten sich die Senatoren Klaus Lederer (Linke) und Dirk Behrendt, erst seit Februar drin, aus dem Aufsichtsrat wieder zurückgezogen. Die Berliner Bank musste also schon wieder neu besetzt werden. Auf dem Ticket der Grünen ist nun ein externer Profi dabei: Norbert Preuß, 61 Jahre, ein erfahrener Projektmanager, der am Münchener Flughafen mitbaute. Die Linken haben Europa-Staatssekretär Gerry Woop entsandt.
Die SPD hat die frühere Aufsichtsrätin und Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhoff reaktiviert. Der vierte Berliner Platz blieb leer. Der Name soll in Kürze bekanntgegeben werden. Es sei ein externer Fachmann, der noch eine Freigabe seines Arbeitgebers brauche, hieß es. Und es meldete sich ein Aufsichtsrat zu Wort, der selbst nie richtig an den Start 2017 glaubte, nun aber auf Lütke Daldrup und eine Eröffnung im nächsten Jahr setzt. „Ich kenne da draußen jede Schraube“, sagte Rainer Bomba, Verkehrsstaatssekretär im Bund. „Ich bleibe bei 2018.“