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Der neue BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup ist nur beurlaubt.
© imago/Reiner Zensen

Berliner Hauptstadtflughafen: Neuer BER-Chef will zur Sicherheit Staatssekretär bleiben

Flughafen-Manager und dafür als Beamter in den Ruhestand? Nicht mit Engelbert Lütke Daldrup. Der 60-Jährige übernimmt den Risikojob lieber mit Rückkehrrecht in den Landesdienst.

Der neue BER-Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, der noch Staatssekretär für "Strategien für Berlin und Flughafenpolitik" ist, will den risikoreichen Führungsjob in Schönefeld offenbar nicht ohne Netz und doppelten Boden annehmen. Der SPD-Mann und Vertraute des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller lässt sich jedenfalls nicht in den einstweiligen Ruhestand versetzen, sondern hat Sonderurlaub ohne Fortzahlung der Bezüge beantragt. Damit hätte der Spitzenbeamte ein Rückkehrrecht in den Berliner Landesdienst.

Voraussetzung ist, dass die "oberste Landesbehörde" dem Antrag auf Urlaub "aus sonstigen Anlässen" zustimmt. Das Begehren werde in Ruhe geprüft, verlautete am Dienstag aus der Senatskanzlei. "Ich lasse ihn äußerst ungern gehen", hat Regierungschef Müller seinem  Flughafenkoordinator wehmütig hinterhergerufen. Jetzt braucht er Ersatz für den Sonderurlauber, der vor nicht einmal zwei Jahren an die Spitze des "Sonderreferats Flughafen" rückte, das mit sieben weiteren Mitarbeitern aus der Senatskanzlei und den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Finanzen ausgestattet wurde.

Nach der Bildung des rot-rot-grünen Senats zog dieses Team ins Rote Rathaus um. Die beiden wichtigsten Zuarbeiter für den Flughafenkoordinator sind der Jurist und Soziologe Bodo Mende und die Architektin und Wirtschaftsingenieurin Urte Verlohren. Der erfahrende Verwaltungsbeamte Mende wurde schon vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in Sachen BER regelmäßig in Anspruch genommen. Seine Kollegin Verlohren kam aus Wildau nach Berlin, wo sie Leiterin der örtlichen Bauverwaltung war. Wer ihr neuer Vorgesetzter wird, ist noch offen. Formeller Stellvertreter des Flughafenkoordinators ist der Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD).

Aber es gibt noch weitere Vakanzen. Die personellen Veränderungen, die der Aufsichtsrat des Flughafens BER am Montag beschloss, haben empfindliche Lücken in die Berliner Reihen gerissen. Alle vier Mandate, die dem Land Berlin im Aufsichtsrat zustehen, müssen bis zur nächsten Sitzung des Gremiums am 17. März neu besetzt werden, weil nicht nur Müller und Lütke Daldrup, sondern auch der Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) den Abflug machten.

Ob das vierte Mandat ausgewürfelt wird?

Die Koalitionspartner sind sich bisher nur einig, dass jede Partei einen Vertreter vorschlagen darf. Ob das vierte Mandat ausgewürfelt wird, konnte am Dienstag niemand sagen. Favorit der Linken ist der neue Baustaatssekretär Sebastian Scheel, ein verwaltungserfahrener Finanz- und Kommunalpolitiker. Scheel kennt den Flughafenchef Lütke Daldrup übrigens noch aus früheren Zeiten. Beide saßen von 1999 bis 2004 gemeinsam im Stadtrat von Leipzig. Ein anderer Kandidat der Linken für den Aufsichtsrat wäre Europa-Staatssekretär Gerry Woop, vorher Büroleiter des Ex-Wirtschaftssenators Harald Wolf (Linke) und anschließend Referatsleiter in der Landesvertretung Brandenburgs beim Bund.

Dirk Behrendt (Grüne) war nur kurz als Kontrolleur beim BER.
Dirk Behrendt (Grüne) war nur kurz als Kontrolleur beim BER.
© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Grünen fordern seit Jahren, den BER-Aufsichtsrat durch ausgewiesene Experten zu bereichern. "Wir brauchen dringend Fachleute für Baucontrolling und -organisation", sagte der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, Ende Januar im Tagesspiegel-Interview. Anschließend knickten seine Berliner Parteifreunde im Senat jedoch ein.

Behrendt meldete sich für den Job im Aufsichtsrat freiwillig. Vorher hatte die parteilose Umweltsenatorin Regine Günther erfolgreich verhindert, dass ihr Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner in das arbeits- und problemreiche Gremium einzieht. Ob sie das auch im zweiten Anlauf durchhalten würde, steht auf einem anderen Blatt. Den Grünen wäre es allerdings lieber, für den Aufsichtsrat doch noch einen Experten zu finden. Angeblich stehen die Chancen nicht so schlecht.

Die Sozialdemokraten könnten auf die Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhof (SPD) zurückgreifen. Die Juristin saß schon einige Jahre im Kontrollgremium, bis sie im Juni 2015 vom Amtskollegen Lütke Daldrup abgelöst wurde. In Frage käme auch der ehemalige Verkehrsstaatssekretär und Müller-Vertraute Christian Gaebler (SPD), aber er hat weder Ambitionen noch ein Angebot.

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