Berliner Hauptstadtflughafen: Lütke Daldrup wird neuer BER-Chef - Müller geht
Bereits am Wochenende soll der Flughafenchef einen Aufhebungsvertrag unterschrieben haben. Nachfolger wird der Berliner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Müller zieht sich aus dem Aufsichtsrat zurück.
Er hat kapituliert: Flughafenchef Karsten Mühlenfeld räumt den Chefposten in der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg, die seit 2006 den neue Berliner Airport baut. Nach Tagesspiegel-Informationen hat Mühlenfeld am Wochenende eine vorzeitige Vertragsbeendigung unterzeichnet. Beide Seiten einigten sich damit bereits zu einem Zeitpunkt, als die Nachfolge für den Managerposten noch nicht geklärt war. Seine Ablösung wollten vor allem Berlin, dessen Regierender Michael Müller (SPD) auch Aufsichtsratsvorsitzender ist, und der Bund. Als Grund wird ein "gestörtes Vertrauensverhältnis" genannt.
Nachfolger für Mühlenfeld wird der Berliner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup. Michael Müller, bisher Chef des Aufsichtsrates, zieht sich aus dem Kontrollgremium zurück. "Das war heute meine letzte Aufsichtsratssitzung", sagte er. Notwendig sei der Rückzug aus Compliance-Gründen, weil sonst sowohl der Geschäftsführer als auch der Chef-Aufseher vom selben Gesellschafter, in dem Fall Berlin, käme. Chef des Aufsichtsrates wird jetzt Brandenburgs Staatssekretär Rainer Brettschneider. Der von Mühlenfeld gefeuerte Technikchef Jörg Marks kehrt zurück.
Vierter Flughafenchef seit Baubeginn im Jahr 2006
Müller sagte, der neue BER-Chef Lütke Daldrup sei eine gute, sachgerechte und schnelle Lösung. Die Suche nach einem externen Manager mittels eines Personalvermittlers hätte mindestens ein halbes Jahr gedauert. Müller verlässt zusammen mit den beiden anderen Senatoren, Klaus Lederer und Dirk Behrendt, den Aufsichtsrat. Ihre Plätze werden voraussichtlich von Staatssekretären übernommen.
Lütke Daldrup wird der vierte Flughafenchef seit Baubeginn des BER im Jahr 2006.
Nach der Einigung ist Mühlenfeld, dessen Jahresgehalt 500 000 Euro beträgt, bis Jahresende bei vollen Bezügen freigestellt. Für das nächste Jahr erhält er noch einmal 80 Prozent seiner Bezüge. Regulär würde sein Vertrag noch bis 2020 laufen. Am Wochenende hatten unter anderem Thomas Weyer, der Finanzchef des Münchener Flughafen und frühere Technikchef in Berlin, für den nun bereits vakanten BER-Chefposten abgesagt. Er war der Wunschkandidat Berlins.
Kritik von Seiten der Opposition
Die Opposition in Berlin kritisiert die Entscheidungen. "Mit dem neuen Geschäftsführer Lütke Daldrup, dem bisherigen Staatssekretär und BER-Beauftragten des Regierenden Bürgermeisters, kommt das gesamte Projekt vom Regen in die Traufe", sagte der CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Florian Graf. Müller stehle sich davon und verbreite weiter roten Filz, so Graf weiter.
Der Grüne Verkehrspolitiker Andreas Otto begrüßte dagegen die Personalentscheidungen. "Lütke Daldrup hat durch seine Zeit im Aufsichtsrat einen gewissen Einblick." Außerdem habe er die Eigenschaft, Projekte voranzubringen. Zum Rückzug Müllers sagte Otto: "Es ist ein bisschen holprig, aber wir brauchen Leute, die Zeit haben und im besten Fall Expertise, die von außen kommt." Der Schritt Müllers sei keine Schwäche, so Otto.