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Ein Teilnehmer einer Demonstration gegen angeblichen Asylmissbrauch und neue Flüchtlingsheime.
© dpa

Berlin-Spandau: Neonazis planen Aufmarsch

Berlin steht vor einer größeren Neonazidemonstration. Anlass ist Todestag von Rudolf Heß im August.

Am 19. August wollen Rechtsextremisten durch Spandau ziehen. Anlass ist der 30. Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Dieser hatte am 17. August im Kriegsverbrechergefängnis in Spandau Selbstmord begangen. Bei der Polizei sind 500 Teilnehmer angemeldet. Nach Informationen des Tagesspiegels steht der bundesweit aktive Neonazi Christian Häger hinter der Demo. Häger war eine treibende Kraft im „Aktionsbüro Mittelrhein“, das in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zahlreiche Aktionen und Demonstrationen organisiert hatte. 26 Mitglieder des Aktionsbüros, darunter die treibende Kraft Häger, waren 2012 festgenommen worden, sie standen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Häger saß eine Zeit in U-Haft.

Häger hatte auch im bayerischen Wunsiedel, wo Heß 1987 begraben worden war, Aktionen organisiert. Diese Rudolf-Heß-Gedenkmärsche der Neonazi- Szene fanden von 1988 bis 2004 jeweils um den 17. August zumeist in Wunsiedel statt – begleitet von heftigen Protesten bürgerlicher und linker Gruppen.

Weg steht noch nicht fest

Eine Wegstrecke in Spandau steht noch nicht fest. Sicherlich dürfte Ziel der Demo das Gefängnis sein. Neonazi-Kreise propagieren bis heute, dass Heß umgebracht wurde, er wird als Märtyrer verehrt. Die Demo steht unter dem Motto: „Mord verjährt nicht! Gebt die Akten frei – Recht statt Rache“.

Der ehemalige Stellvertreter Hitlers war nach dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess am 18. Juli 1947 gemeinsam mit anderen Verurteilten nach Spandau gebracht worden, in ein im späten 19. Jahrhundert gebautes ehemaliges Militärgefängnis an der Wilhelmstraße – und nicht auf die Spandauer Zitadelle, wie oft fälschlich angenommen worden ist. Das Gefängnis wurde von den drei West-Alliierten und der Sowjetarmee im Wechsel bewacht, seit 1966 war Heß dort der einzige Gefangene. Es war bis zuletzt neben der Luftsicherheitszentrale am Schöneberger Kleistpark, im heutigen Gebäude des Kammergerichts, die einzige Institution in Berlin, die von allen vier Siegermächten gemeinsam betrieben wurde. Gesuche auf eine vorzeitige Entlassung von Heß scheiterten regelmäßig am Veto der Sowjets.

Nach dem Selbstmord des einstigen NS-Führers wurde das Gefängnis auf Weisung der Briten abgerissen, so sollte das Entstehen eines Wallfahrtsorts für Neonazis verhindert werden. Auf dem Gelände entstand ein Einkaufszentrum für britische Militärangehörige, das seit dem Abzug der Alliierten 1994 zivil genutzt wird.

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