Verkehr in der Hauptstadt: Pläne zu Tempo-30-Zonen in Berlin
Der Berliner Senat möchte offenbar auf fünf Hauptstraßen Tempo-30-Abschnitten erproben. Dadurch soll der Verkehr flüssiger laufen, Unfälle sollen reduziert werden.
Die Pläne des Senats für mehr mehr Tempo-30-Abschnitte auf Berlins Hauptstraßen werden konkreter. Auf fünf stark befahrenen Straßen in Charlottenburg, Mitte, Tiergarten, Schöneberg und Tempelhof sollen Autofahrer entsprechend abgebremst werden. Einen entsprechenden Bericht des Berliner Kuriers wollte der Sprecher der Verkehrs- und Umweltverwaltung, Matthias Tang, nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Offenbar geht es zunächst um zeitlich begrenzte Testphasen. "Eine Tempobeschränkung muss mit den Berliner Verkehrsbetrieben und der Ampelschaltung koordiniert werden, um Wirkung zu zeigen", sagte Tang. Tempo 30 sei schließlich kein Selbstzweck. Kombiniert mit weiteren Maßnahmen soll das Tempolimit dafür sorgen, dass der Verkehr flüssiger läuft und der Ausstoß gesundheitsgefährdender Stickoxide verringert wird. Außerdem soll Tempo 30 Unfälle vermindern und den Lärm reduzieren.
Folgende Bereiche sind demnach als Testzonen vorgesehen: In Mitte die Leipziger Straße zwischen Leipziger Platz und Markgrafenstraße, in Tiergarten und Schöneberg das Stück Potsdamer Straße zwischen Schöneberger Ufer und und Kleistpark. In Schöneberg zudem die Hauptstraße zwischen Kleistpark und Innsbrucker Platz, außerdem der Tempelhofer Damm von Alt-Tempelhof zur Ordensmeisterstraße und in Charlottenburg die Kantstraße zwischen Savignyplatz und Amtsgerichtsplatz. "Wenn die Pläne hinreichend konkretisiert sind, werden wir sie vorstellen", so der Sprecher der Verkehrsbehörde. Dies werde im Laufe des Jahres geschehen.
Der Verkehrsfluss könnte besser werden
BVG-Sprecherin Petra Reetz bestätigte dem Tagesspiegel, dass Vertreter der Berliner Verkehrsbetriebe an Beratungen zur Einführung von Tempo-30 an den genannten Strecken teilnehmen. Grundsätzlich unterstütze die BVG die Temporeduzierung, man müsse aber sicherstellen, "dass Busse dadurch nicht langsamer werden". Um dies zu erreichen, müsse die derzeitige zeitliche Begrenzung vieler Busspuren parallel zu mehr Tempolimits aufgehoben werden. Außerdem fordert die BVG, die Halteverbotszonen an Busstopps auszuweiten und das ständige Zuparken der Busspuren konsequent zu verhindern. Wenn die Busse ihre Spuren durchgängig unbehindert nutzen und an Stopps problemlos anhalten könnten, sei Tempo 30 für die BVG kein Problem, sagt Reetz.
Ob Tempo 30 alleine den Ausstoß von Stickoxiden vermindert, ist äußerst umstritten. Die Chance ist aber groß, dass der Verkehrsfluss durch die geringeren Sicherheitsabstände steigt und Fahrer trotz des Tempolimits dadurch sogar schneller vorankommen. Sicher erreichen lässt sich dies nach neuesten Untersuchungen aber nur durch die Kombination des Tempolimits mit weiteren Maßnahmen wie intelligente Ampelschaltungen, flexible grüne Wellen und kluge Baustellen-Koordination. Wie berichtet, betont auch Verkehrssenatorin Günther, dass die Stickoxid-Belastung allein durch Temporeduzierung nicht sinke. Das erreiche man erst durch die Vermeidung von Stop-and-Go-Verkehr. Wo Tempo 30 zu mehr Staus führe, werde es nicht eingeführt.
CDU, FDP und AfD im Abgeordnetenhaus lehnen mehr Tempo-30-Zonen auf Hauptstraßen ab. Völlig neu ist das Limit allerdings auf den stark befahrenen Strecken nicht. Auf knapp einem Viertel der Berliner Hauptstraßenkilometer gilt das Limit bereits tagsüber - vorwiegend zum Lärmschutz. Und 70 Prozent aller Nebenstraßen sind gleichfalls entsprechend verkehrsberuhigt.