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Zwei Fahnen mit dem Logo der Gewerkschaft Verdi hängen Ausgang zum Betriebshof der BVG in der Cicerostraße.
© Annette Riedl/dpa

24 Stunden Ausstand bei der BVG: Nach dem Streik ist vor dem Streik

Stillstand oder Chaos gab es am Freitag in Berlin nicht, als Verdi die BVG zum zweiten Mal in zehn Tagen bestreikte. Doch es drohen böse Überraschungen.

Wenn die Gewerkschaft Verdi im Tarifkampf mit der BVG so hart bleibt wie 2019, droht Berliner Fahrgästen Ungemach. Viel mehr Ärger und Stress als am Freitag, als die Gewerkschaft die Berliner Verkehrsbetriebe zum zweiten Mal in zehn Tagen bestreikte. Zwar sollte der Ausstand länger dauern als der erste, genau 24 Stunden, aber die Auswirkungen waren relativ gering. In dieser Einschätzung waren sich Verdi und die BVG einig.

Dank der Ankündigung bereits Anfang der Woche suchten sich die Fahrgäste andere Wege, blieben im Home Office, fuhren Rad oder S-Bahn. Ein paar mehr als sonst waren mit dem Auto unterwegs. Stillstand oder Chaos gab es nicht, oft warteten freie Taxis auf Kunden. Erschwert wurde die Lage nur durch die andauernde Sperrung des S-Bahn-Rings zwischen Neukölln und Ostkreuz nach dem linksextremistischen Brandanschlag.

Verdi hat vor eineinhalb Jahren ein Lohnplus von mindestens acht Prozent erkämpft. Immer mehr Busfahrer aus Brandenburg wechseln mittlerweile wegen des Verdienstes nach Berlin. Verdi will nun mit den bundesweiten Aktionen einen bundesweiten Manteltarifvertrag durchsetzen.

Der Berliner Verhandlungsführer Jeremy Arndt sagte am Morgen, dass die Arbeitgeber Verhandlungen verweigerten; deshalb der Streik. Dennoch wird Verdi am 13. Oktober wieder mit der BVG verhandeln. Die Doppelstrategie ist tarifpolitisch kompliziert und den Kunden weniger zu vermitteln als eine reine Geldforderung.

Die Kritik von Fahrgästen habe sich „in Grenzen gehalten“, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann der Nachrichtenagentur dpa. Das kann als Eingeständnis gelten.

Einen unangekündigten Warnstreik als mögliche nächste Eskalationsstufe hält Arndt für möglich

Die BVG hofft, dass die öffentliche Meinung sich gegen die Gewerkschaft richten wird – auch weil die Berliner derzeit andere Sorgen haben. Das offizielle Statement der BVG lautete so: „Angesichts steigender Coronawerte kommt dieser Warnstreik zu einem völlig falschen Zeitpunkt und setzt unsere Fahrgäste einem unnötigen Gesundheitsrisiko aus.“

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Die BVG veröffentlichte, wie bei jedem Warnstreik, eine Liste der Buslinien, die trotzdem fahren. Es sind 23 unbedeutende Tageslinien, die von privaten Unternehmen im Auftrag der BVG, überwiegend am Stadtrand betrieben werden.

Die Forderung des Fahrgastverbandes Igeb nach einem Notverkehr auf den großen Achsen oder auf den Außenstrecken der U-Bahn konterte die BVG routiniert: Die Fahrer hätten keine Streckenkenntnis in der City, die Leitstellen würden ja auch bestreikt. Erst bei einem langen Streik wäre es denkbar, auf wichtigen Achsen Busse fahren zu lassen, sagte BVG-Sprecherin Petra Nelken.

Allerdings fordert die Igeb, bei der nächsten Ausschreibung gezielt solche Linien an Privatunternehmen zu vergeben, die durch Kieze fernab der S-Bahn fahren, also bei BVG-Streiks komplett vom ÖPNV abgehängt sind.

Zum Ausblick sagt Arndt, die Arbeitgeber müssten sich zu Verhandlungen bereit erklären. Einen unangekündigten Warnstreik als mögliche nächste Eskalationsstufe hält Arndt für möglich. 1995, beim letzten großen, wilden Streik, da hatten sich am Zoo Berliner in ihrer Not um freie Taxis fast geprügelt.

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