Ring nach Kabelbrand unterbrochen: Linksextremisten bekennen sich zu Anschlag auf S-Bahn
Zu dem Kabelbrand bei der Berliner S-Bahn haben sich Linksextremisten bekannt – und nehmen Bezug auf die Liebig34-Räumung. Der Ring ist weiter unterbrochen.
Am Mittag hat sich eine „Feministisch-Revolutionär-Anarchistische-Zelle“ zu dem Anschlag auf die Kabel der S-Bahn am Ostring bekannt. Auf der linksextremen Internetplattform „indymedia.org“ wurde gegen 13 Uhr eine Selbstbezichtigung mit dem Titel „Lockdown fürs kapitalistische Patriarchat“ veröffentlicht.
Darin wird Bezug genommen auf die bevorstehende Räumung des Hauses Liebigstraße 34. Das Haus nennt sich selbst „anarcha-queer-feministisch“ und hat gewaltsamen Widerstand angekündigt. „Jede Räumung, jede Zwangsräumung wird teuer werden für die Stadt“, heißt es in dem längeren Pamphlet.
Der für politisch motivierte Delikte zuständige Staatsschutz der Berliner Polizei hatte bereits am Vormittag die Ermittlungen zu dem Kabelbrand bei der S-Bahn übernommen. Dies hatte eine Polizeisprecherin gesagt. Die ersten Ermittlungen ergaben schnell, dass das Feuer am Montag gegen 5 Uhr früh an einem Kabelzentralkasten vorsätzlich gelegt worden ist. Der Kabelbrand im Bereich Ostkreuz / Frankfurter Allee führte am Morgen zu einer Unterbrechung des östlichen S-Bahnrings.
Wie bei den vorangegangenen Anschlägen auf Kabel der Bahn haben der oder die Täter wieder mit wenig Aufwand massive Auswirkungen verursacht. Von dem Anschlag sind drei Kabelkanäle und zwei Stellwerke betroffen, seit Montagfrüh fahren auf diesem Abschnitt des Rings keine Züge, erst am Dienstag kann die Strecke in Gänze wieder befahren werden.
Zwischen den Bahnhöfen Neukölln und Frankfurter Allee über Ostkreuz war der Zugbetrieb am Montag weiter unterbrochen, wie die S-Bahn auf ihrer Internetseite mitteilte. Das am Morgen ebenfalls gesperrte Teilstück zwischen Frankfurter Allee und Schönhauser Allee konnte unterdessen wieder freigegeben werden. Zwischen Baumschulenweg und Ostkreuz wurde ein Pendelverkehr eingerichtet, wie die S-Bahn am Mittag twitterte.
Selbstbezichtigungsschreiben nimmt Bezug auf Vulkangruppen
Im Jahr 2011 hatte eine Serie von Anschlägen auf S-Bahn-Kabel begonnen, bis 2013 gab es mehrere Brände, oft im Bereich Ostkreuz. In den Bekennerschreiben hatten die Täter regelmäßig die Namen isländischer Vulkane genommen, wie Hekla oder Grimsvötn. Das Schreiben zum ersten Anschlag war mit „Das Grollen des Eyjafjallajökull“ unterzeichnet. Bis 2018 war dann Ruhe. In dem Jahr gab es einen Anschlag auf Hochspannungsleitungen, 2019 wieder auf die Bahn. Die Täter wurden nie gefasst. Die Polizei geht davon aus, dass mindestens einer der Täter Insiderkenntnisse vom Bahnbetrieb haben muss, da immer die entscheidenden Knoten getroffen wurden. Polizeiintern wurden die Täter als „Vulkanier“ bezeichnet.
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In der nun am Montag veröffentlichten Selbstbezichtigung nehmen die mutmaßlichen Täter wiederum Bezug auf diese Serie, und zwar mit dem Aufruf: „Bildet Banden, Aktionsgruppen, Vulkan- und Magmagruppen.“
Zuvor war am Montagvormittag auf der zur Veröffentlichung von Selbstbezichtigungen genutzten Plattform „indymedia.org“ ein weiterer Brandanschlag in Friedrichshain genannt worden. Vor einem Gebäude, in dem angeblich Gerichtsvollzieher des Bezirks untergebracht sind, wurden Müllcontainer angezündet. Auch diese Selbstbezichtigung bezieht sich auf die Räumung der Liebigstraße in Friedrichshain. Die Polizei bestätigte den Brand, der aber keinen Schaden angerichtet hat.
Die Einschränkungen bei der S-Bahn im Überblick
Nach dem Kabelbrand kommt es am Montag nach Auskunft der S-Bahn auf den Linien S41, S42, S45, S46, S47, S8, S85, S9 zu Verspätungen und Ausfällen.
Zwischen Neukölln und Frankfurter Allee wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Für diesen wurden nach Angaben einer S-Bahnsprecherin 40 Busse bestellt.
Für den Verkehr zwischen den Bahnhöfen Treptower Park und Neukölln verwies die S-Bahn außerdem auf die BVG-Buslinien 104 und 166, die auch am U-Bahnhof Rathaus Neukölln halten.
Die Ringbahnlinien S41 und S42 fahren laut S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt zwischen Frankfurter Allee und Neukölln über Gesundbrunnen und Südkreuz.
Auf dem Abschnitt zwischen Frankfurter Allee und Neukölln sollen nach Angaben einer S-Bahnsprecherin am Montag hingegen keine Züge mehr fahren, sondern voraussichtlich erst ab Dienstag 14 Uhr. Der südliche Abschnitt sei stärker von dem Kabelbrand betroffen und könne daher erst wieder morgen in Betrieb gehen.
Die S45, S46 und S47 fahren laut S-Bahn planmäßig. Die S8 fährt zwischen Birkenwerder und Blankenburg sowie zwischen Grünau und Schöneweide. Die S9 fährt zwischen den Bahnhöfen Flughafen Schönefeld und Schöneweide sowie zwischen Ostbahnhof und Spandau. Die S85 bleibt den Angaben zufolge abgestellt.
Die S-Bahn rät Fahrgästen, zur Umfahrung die BVG zu nutzen. Der RB24 fährt bis circa 21 Uhr außerdem zusätzlich in Richtung Senftenberg zu den Minuten: Gesundbrunnen (ab Min. 50), Ostkreuz (Min. 58) und Schöneweide (Min. 06) und in Richtung Eberswalde zu den Minuten: Schöneweide (ab Min. 50), Ostkreuz (Min. 03) und Gesundbrunnen (Min. 13).