Tesla-Chef in Grünheide: Musk macht Druck bei Gigafabrik – Zeitplan wackelt
Bei seiner Blitzvisite in Grünheide trifft Elon Musk Brandenburgs Wirtschaftsminister. Auf der Baustelle gibt es Probleme. Wie reagiert der Tesla-Chef?
Es ist der Punkt, auf den manche mit Spannung gewartet haben. Wie reagiert Elon Musk, wenn es auf der Baustelle der neuen Gigafabrik in Grünheide erstmals Probleme gibt, wenn Politik und Behörden Brandenburgs Tesla-Wünsche nicht adäquat erfüllen können?
Jetzt ist erstmals eine Antwort möglich: Der zu einer Blitzvisite eingeflogene Chef des US-Konzerns drückt auf Tempo, ohne auf Eskalationskurs zu den Behörden zu gehen. Und das, obwohl der Zeitplan wackelt.
„Es ist das gemeinsame Ziel, dass nächstes Jahr die ersten Fahrzeuge in Grünheide vom Band rollen können“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Freitag dem Tagesspiegel, nachdem er sich am Vorabend mit Musk direkt auf der Baustelle im Container der Bauleitung zu einem einstündigen Gespräch getroffen hatte. „Wir haben uns auf eine vernünftige gemeinsame Linie verständigt.“
Nach seinen Worten ist es „ein unkonventionelles Arbeitstreffen“ gewesen, „und zwar entgegen mancher Spekulationen im Vorfeld in entspannter Atmosphäre". Es sei faszinierend, in welcher Detailtiefe Musk sich persönlich um das Projekt kümmere. Dazu passt, dass Musk bei seinem Blitzbesuch am Freitag vor Ort Einstellungsgespräche mit Top-Ingenieuren führte.
Steinbach machte keinen Hehl daraus, dass auch aktuelle Probleme beim Projekt Thema waren. „Natürlich haben wir auch über den Zeitplan und das Genehmigungsverfahren gesprochen“, sagte der Minister. Er bitte um Verständnis, dass er sich dazu bedeckt halte. „Elon Musk hat sich erläutern lassen, was möglich ist und was nicht möglich ist, weil es die Rechtssicherheit des Vorhabens gefährden würde.“ Das sei Musk bewusst. Manche hatten einen Crash befürchtet.
Der ambitionierte Zeitplan bei Tesla gerät unter Druck
Zu bereden gab es einiges. Denn der ambitionierte Bau- und Genehmigungszeitplan von Tesla für die neue Fabrik, die seit dem ersten Spatenstich im Juli in Rekordzeit hochgezogen wird, wo inzwischen der Rohbau vieler Hallen steht, gerät nach Recherchen des Tagesspiegels inzwischen unter Druck. Der US-Konzern wollte eigentlich in der Lackiererei, dem „Paint Shop“, schon im Oktober mit dem Einbau der Maschinen beginnen, was sich verzögert. Tesla hat dafür einen Antrag auf eine weitere Vorab-Erlaubnis parallel zum laufenden umweltrechtlichen Genehmigungsverfahren für die Gigafactory eingereicht, der bisher noch nicht beschieden ist.
Alles, was auf der Baustelle neben dem Berliner Ring nahe der Abfahrt Freienbrink bisher gemacht wurde, lief über fünf solcher Vorab-Erlaubnisse – auf eigenes finanzielles Risiko von Tesla.
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Das aktuelle Problem: In der letzten Sitzung der Taskforce der Landesregierung für das Milliardenprojekt war den Tesla-Vertretern nach Tagesspiegel-Informationen eröffnet worden, dass vor Ende November nicht mit einer weiteren 8a-Genehmigung gerechnet werden kann. Eine Aussage, über die die Vertreter „not amused“ gewesen seien, heißt es.
Hintergrund ist, dass das Wortprotokoll und die Auswertung der achttägigen Mammutanhörung der Genehmigungsbehörde im Rahmen das Hauptgenehmigungsverfahren noch nicht vorliegen. Bei diesem Showdown in Erkner hatten die Verfasser von 406 Einwendungen, Anwohner, Bürgerinitiativen, Umweltverbände, teils massive Kritik und Bedenken vorgebracht, etwa zur Wasserproblematik. Vor Auswertung dieser Anhörung eine 8a-Erlaubnis zu erteilen, wäre womöglich juristisch angreifbar. Und einen etwaigen Baustopp, den Gerichte verhängen, wollen weder Tesla noch Brandenburgs Regierung riskieren.
Bewerbungsaufruf für technische Task Force
Selbst wenn die Genehmigung der Fabrik erteilt worden ist, nun wahrscheinlich nicht vor Januar 2021, wird das Hochfahren der komplexen Fertigungslinien eine extreme Herausforderung. Tesla bereitet sich darauf vor.
Ein Mitglied aus der Führungscrew startete jetzt bei LinkedIn einen Bewerbungsaufruf: „In Giga Berlin planen wir den Start einer speziellen, 25-köpfigen technischen Task Force, die überall dort eingesetzt wird, wo die schwierigsten Probleme auftreten, und die direkt an Elon berichtet“, heißt es darin.
Die Anforderungen seien etwa Nachweise von „außergewöhnlichem Ingenieurstalent“, „großer Problemlöser sein / einen unkonventionellen Ansatz zur Problemlösung haben“ und „die Energie, Erstaunliches geschehen zu lassen“, heißt es. „Wenn Sie das sind, senden Sie Ihren Lebenslauf und eine Liste außergewöhnlicher Ingenieurleistungen an 25guns@tesla.com.“