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Update

Nachfolger von Mehdorn: Mühlenfeld oder Clausecker sollen BER führen

Karsten Mühlenfeld gilt als Favorit für die Nachfolge von Hartmut Mehdorn. Er soll zwischen Müller, Woidke, Dobrindt und Schäuble abgestimmt sein. Doch nach dem Tagesspiegel-Bericht gibt es noch einen weiteren Kandidaten: Michael Clausecker.

Der Nachfolger für Hartmut Mehdorn am BER ist offenbar gefunden: Nach Tagesspiegel-Informationen soll Karsten Mühlenfeld, Geschäftsführer des Flugzeugtriebwerkherstellers Rolls Royce Deutschland, neuer Chef des Berliner Hauptstadtflughafens werden. Dem Vernehmen nach haben sich Berlin, Brandenburg und der Bund als Eigentümer der Flughafengesellschaft (FBB) auf die Personalie verständigt.

Nach der Sitzung hieß es allerdings, es werde noch weitere Gespräche geben. Nach Tagesspiegel-Informationen am Freitagnachmittag ist noch ein weiterer Kandidat im Rennen: Der frühere Chef des Bahn-Konzerns Bombardier Michael Clausecker. Der wollte sich am Freitag auf Tagesspiegel-Anfrage nicht zu BER-Personalien äußern.

Der Konzern mit Sitz in Berlin hatte die Trennung von Clausecker damals damit begründet, dass der Deutschland-Bereich, den Clausecker geleitet hatte, in einen neuen Zentral-Europa-Bereich eingegliedert worden sei. Clauseckers Aufgaben seien damit entfallen. Clausecker war seit Dezember 2011 Mitglied und seit 30. März 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Bombardier Transportation GmbH. Zuvor hatte er unter anderem bei Daimler-Benz, bei der Treuhandanstalt und bei der Deutsche Waggonbau AG gearbeitet, 1999 war er zu Siemens gewechselt und dort für den Bereich Lokomotiven zuständig. Mit Flughäfen war er bisher nicht beschäftigt.

"Weitere Gespräche werden dazu stattfinden"

Berlins Regierender Michael Müller, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) berieten im Roten Rathaus über die Besetzung des BER-Chefpostens. Das Treffen der BER-Eigentümer hatte zweieinhalb Stunden gedauert, eine Stunde länger als geplant. Dann rauschten Bundesverkehrsminister Dobrindt in seinem Elektromobil und Woidke mit der schwarzen Potsdamer Regierungslimusine aus dem Roten Rathaus davon. Es gab kein Statements, auch keins des Berliner Regierenden. Stattdessen wurde eine dürre Erklärung des amtierenden Aufsichtsratschefs Rainer Bretschneider – Brandenburgs Flughafenstaatssekretär – an die Journalisten verteilt: Es seien „ausgesprochen gute und konstruktive Gespräche“ gewesen, hieß es darin. „Personalentscheidungen wurden nicht getroffen“, erklärte Bretschneider. „Weitere Gespräche dazu werden stattfinden.“ Ziel sei nach wie vor eine Entscheidung so schnell wie möglich, hieß es danach aus Teilnehmerkreisen.

Ein Neuer für den BER? Im Juli 2014 musste Michael Clausecker als Deutschlandchef beim Bahnkonzern Bombardier gehen.
Ein Neuer für den BER? Im Juli 2014 musste Michael Clausecker als Deutschlandchef beim Bahnkonzern Bombardier gehen.
© dpa

Der Maschinenbauingenieur Mühlenfeld, ebenfalls ein wichtiger Kandidat für den Posten, gilt als Macher. Er hat an der TU Berlin studiert und in Dahlewitz seine Managerqualitäten bewiesen. Dort arbeiten 2200 Menschen, die Hälfte davon Ingenieure aus 50 Ländern. Was die Personalie für den vakanten Aufsichtsratsvorsitz bedeutet, ist nicht klar. Auf Ticket Brandenburgs war der frühere Daimler- und Rolls-Royce-Manager Axel J. Arendt als Favorit für den Posten in das Gremium eingezogen.

Bombardier zeigt sich irritiert

Irritiert zeigte man sich nach dem Tagesspiegel-Bericht über Mühlenfeld als neuen BER-Chef in der Berliner Zentrale von Bombardier. Dorthin sollte Mühlenfeld nach Angaben des Unternehmens nämlich eigentlich wechseln. Der Arbeitsvertrag sei bereits unterschrieben. Mühlenfeld solle zum 1. Februar Leiter für den Bereich Entwicklung Zentral- und Osteuropa werden. Auch sein derzeitiger Arbeitgeber Rolls-Royce habe den Wechsel bereits offiziell mitgeteilt. Nun ist man bei Bombardier gespannt, für welchen Job sich Mühlenfeld entscheidet - oder bereits entschieden hat.

Mühlenfeld war dem Vernehmen nach vor dem Treffen zwischen Müller, Woidke, Dobrindt und dem ebenfalls beteiligten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) abgestimmt. Der Neue solle den Job kurzfristig antreten, rechtzeitig vor der nächsten regulären Sitzung des Flughafenaufsichtsrates Mitte März, hieß es. Dort soll es vor allem um die weitere Finanzierung des BER gehen, der nach dem zwischen FBB-Geschäftsführung und Aufsichtsrat im Dezember abgestimmten Fahrplan im zweiten Halbjahr 2017 eröffnen soll.

Clausecker gilt als Top-Manager - "das Gegenteil von Mehdorn"

Clausecker gilt in der Branche als Top-Manager. Geschätzt werde vor allem seine Fähigkeit, bei Auseinandersetzungen zu vermitteln. Er wisse , wie man Botschaften übermittele. Clausecker sei „das Gegenteil“ von Mehdorn.

Der 72-jährige Mehdorn hatte im Dezember seinen vorzeitigen Rückzug angekündigt, bis Ende Juni 2015. Nun geht es doch schneller. Nach Tagesspiegel-Informationen sind sich Berlin, Brandenburg und der Bund einig, dass am BER keine Hängepartie von einem halben Jahr, aber auch keine neuen Führungsturbulenzen zugelassen werden dürfen. Deshalb soll die bestehende Mannschaft, also die eingespielte zweite Reihe unter Mehdorn mit Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster, Technikchef Jörg Marks und dem für die Flughäfen Tegel und Schönefeld zuständigen Betriebsleiter Elmar Kleinert, nicht angetastet werden. Alle drei gelten jeweils für ihre Gebiete als versierte Führungskräfte, die einen guten Job machen.

Marks könnte zum Bau-Geschäftsführer aufsteigen

Zwar hatte sich Müller öffentlich für eine interne Lösung ausgesprochen, was auf Marks als Mehdorn-Nachfolger hinauslaufen würde. Marks werde es aber definitiv nicht, hieß es am Abend aus FBB-Gesellschafterkreisen. Denn Marks sei bereits mit der BER-Baustelle voll ausgelastet, um den angesichts der massiven Probleme im Terminal immer noch ehrgeizigen Eröffnungstermin des Hauptstadt-Flughafens halten zu können. Es ist aber möglich, dass Marks zum Bau-Geschäftsführer aufsteigt. In seiner Regierungserklärung im Abgeordnetenhaus sprach Müller am Donnerstag von einer Lösung unter Einbindung der jetzigen Verantwortlichen. Gebraucht werde aber dennoch, so hieß es, ein übergeordneter Koordinierer, Entscheider und Kommunikator, und zwar gegenüber Aufsichtsrat, Gesellschaftern und den Parlamenten Berlins und Brandenburgs sowie dem Bundestag, die für den BER weitere Finanzspritzen genehmigen sollen.

(mit alm)

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