Landesregierung auf Bezirkstour: Michael Müller besucht die City West – Sawsan Chebli ist als Schatten dabei
Der Berliner Senat war in Charlottenburg-Wilmersdorf unterwegs – wo der Regierende Bürgermeister sich zur Wahl für den Bundestag stellen will.
Wenn der Regierende Bürgermeister Michael Müller zwei Wochen nach seiner Bewerbung um die SPD-Bundestagskandidatur in Charlottenburg-Wilmersdorf eben jenen Bezirk besucht, liegen Fragen nach seiner Verbundenheit zur westlichen Berliner Innenstadt natürlich nahe.
Und so antwortet der aus Tempelhof-Schöneberg stammende Senatschef am Dienstag im Rathaus Charlottenburg den Reportern, der SPD–Kreisverband habe ihn „immer eng begleitet“, es gebe eine „große personelle Nähe“. Tatsächlich ist beispielsweise Senatskanzleichef Christian Gaebler der Vorsitzende des SPD-Kreisverbands.
Schwieriger ist Müllers Verhältnis zu seiner Staatssekretärin Sawsan Chebli, die sich parteiintern ebenfalls um die Kandidatur im Wahlkreis bewirbt. Doch Müller verliert kein schlechtes Wort über sie. Er nennt es verständlich, dass sie ihren Wunsch nicht aufgebe, sie komme aus dem Bezirk.
Chebli erklärte via Twitter: „Ich würde Euch ja gern eine Führung durch meinen Kiez geben. Bin aber leider familiär verhindert.“ Man könne gern nach der Tour auf einen Kaffee bei ihr vorbeikommen, schrieb sie. „Bier müsstet Ihr mitbringen.“
An der City West lobt Müller, sie sei ein „Aushängeschild für Weiterentwicklung“. Viele seiner politischen Themen wie Wohnen und Wissenschaftspolitik spielten dort eine große Rolle
Zu Gast im Gründerzentrum
Es geht nicht nur um Müller. Der Senat tagt in Charlottenburg, danach unternehmen fast alle Mitglieder eine Tour mit dem Bezirksamt um Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD). Im Innovations-Centrum CHIC an der Bismarckstraße erfahren sie, seit 2015 habe es 196 junge Unternehmen beherbergt. „Aus Start-Ups machen wir Unternehmen“, sagt Roland Sillmann, Chef des Trägers Wista Management GmbH aus Adlershof.
Momentan nutzen 57 junge Firmen mit insgesamt 362 Beschäftigten die Chance auf preisgünstige Büros. Die Nähe zur Technischen Universität (TU) ist ein Vorteil. „Wir sind da stark, wo es auch die TU ist“, sagt Sillmann im Beisein von Uni-Präsident Christian Thomsen. Dazu gehören Luft- und Raumfahrt, die Autoindustrie, die Energiebranche sowie Gesundheits- und Kreativwirtschaft.
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Zwei Start-ups stellen sich vor: „Better Guards“ hat ein Bauteil zum Gelenkschutz entwickelt, das unter anderem in Sport- und Wanderschuhe eingebaut werden kann. Zu den Kunden zählen Handballer der Füchse Berlin. Und „Echoring Technology“ bietet WLAN-ähnliche Funkverbindungen an, die Maschinen „in Echtzeit“ vernetzen. Das nutzen etwa der Flugzeugbauer Airbus, der Autokonzern BMW und andere Industriebetriebe.
Daneben hat der Senat den Charlottenburger Norden mit Gedenkstätten für Nazi-Opfer und der Paul-Hertz-Siedlung besucht und sich über die Pläne des Bezirks für die Bibliotheken informieren lassen. In Alt-Lietzow hinter dem Rathaus wurde ein Gelände vorgestellt, auf dem Bezirk und katholische Organisationen das Projekt „Spreequelle inklusiv“ mit vielen sozialen Einrichtungen und Werkswohnungen für Personal planen.