Heute "Rebel Heart"-Konzert in Berlin: Madonna kommt mit Überraschungsgast
Madonna ist da und singt zwei Mal in Berlin. Wäre 1990 nicht was schiefgelaufen, gäbe es ein silbernes Jubiläum. Ein Rückblick, letzte Tipps und ein Überraschungsgast
Madonna und Berlin: In der Erinnerung scheinen Sängerin und Stadt zusammenzugehören wie Pech und Schwefel. Allerdings begann die Beziehung vor allem – mit Pech. Dies dürften auch Fans haben, die noch auf Tickets an der Bühne für das Konzert am Dienstag gehofft hatten. Die gute Nachricht: Für Mittwoch ist nochmal ein Kontingent auf den Markt geworfen worden (den Service und die Antwort auf die Frage, wer als Überraschungsgast auftritt, finden sie hier).
Holiday oder Die erste Absage
Im Vereinigungsjahr 1990 wollte Berlin nur mit sich selbst tanzen. Das merkte auch Madonna, denn ihr für Anfang Juli im Olympiastadion geplantes Konzert – das erste ihrer Karriere in Berlin – fiel aus. Offiziell aus technischen Gründen. Inoffiziell hieß es, der Kartenverkauf sei weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. 46 DM sollte der Spaß kosten (für Jüngere: 23 Euro), bei dem auch das legendäre Gaultier-Korsett zu sehen gewesen wäre. Der SFB (für Jüngere: die West-Berliner Rundfunkanstalt) meldete dann noch, dass die Sängerin mit ihrer „Blond Ambition“-Tour ins kleinere Stadion der Weltjugend in Mitte (für Jüngere: da hat der BND später seine Zentrale drauf gebaut) umziehen sollte. Aber auch das war wohl zu ambitioniert.
Papa Don’t Preach oder Die zweite Absage
Deutschland, die 1990er und Madonna – das war wirklich nichts. Die „Girlie Show“-Tour 1993 fiel hierzulande einfach aus. Zum Glück war das Madonna-desinteressierte Berlin nicht schuld – die Stadt stand erst gar nicht auf dem Tourneeplan. Und sicherlich auch nicht CSU-Politiker Norbert Geis (für Jüngere: der saß mal im Bundestag und kämpfte unter anderem gegen die Homo-Ehe). Der Politiker hatte aus Sorge um die öffentliche Moral ein Auftrittsverbot gefordert. Ui, ui, ui: Madonna hatte Szenen in die Show eingebaut, die oralen Sex oder Sado-Maso-Praktiken andeuteten. Kritiker waren allerdings überrascht, so stand es im Tagesspiegel, „dass es heutzutage noch gelingt, mit einer solchen Show irgendjemanden zu provozieren“.
Who’s That Girl oder Der erste Berlin-Besuch
Als Madonna noch auf ältere Männer stand, kam sie Ende der 1980er Jahre an der Seite von Sean Penn in die Stadt. Ihr damaliger Ehemann stellte einen neuen Film vor. Besucher im Filmpalast am Kurfürstendamm erinnerten sich noch Jahre später freudig, wie ein Raunen durch den Saal lief, als Madonna vorbeischwebte.
Ray Of Light oder Die späte Liebe
2001 war es dann soweit: Berlin und Madonna wurden doch noch ein Paar. Die Stadt, mittlerweile selbst ein Star unter den Metropolen der Welt, wurde Schauplatz für vier Konzerte der Sängerin. Der Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg sei fast das Dach weggeflogen, so groß sei die Begeisterung gewesen, erinnerten sich strahlende Zeugen der „Drowned World“-Show. Ein Ticket kostete damals rund 100 DM (für Jüngere: 50 Euro). Erstmals gab es auch so etwas wie Starrummel um die Sängerin. Fröhlich spekuliert wurde, wo sie samt ihren Sprösslingen Lourdes und Rocco denn nun nächtigen werde. Am Ende war’s das Four Seasons (heute Regent) am Gendarmenmarkt. An einem konzertfreien Tag besuchte sie sogar mit ihrer Freundin Gwyneth Paltrow eine Ernst-Ludwig-Kirchner-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie und die Topographie des Terrors. Und in einem Restaurant bestellte sie sich einen Pfefferminztee. Wow.
Die Another Day oder Wieder eine Berlin-Blamage
Hannover und Düsseldorf blieben die einzigen Stopps in Deutschland auf der „Confessions“-Tour im Jahr 2006 – und das ausgerechnet nach 2004, als es bei der „Re-Invention-World“-Tournee nicht mal für ein einziges Konzert hierzulande gereicht hatte. Dabei träumte so mancher in Berlin davon, dass Madonna zur Eröffnung der Fußball-WM im Olympiastadion singt. Am Ende übernahmen das Seeed, Herbert Grönemeyer – und der Tölzer Knabenchor. Zum Glück in München.
Don’t Cry For Me Argentina oder Kleines Kino
Dass Madonna auf Filme steht, weiß man seit ihren Ausflügen in die darstellenden Künste: „Susan – verzweifelt gesucht“, „Dick Tracy“ oder „Evita“ hießen die Streifen, in denen die Künstlerin vor der Kamera stand. 2007 wechselte sie dahinter. Dank der Internationalen Filmfestspiele bekam Anfang 2008 auch Berlin etwas davon mit. „Filth And Wisdom“ („Schmutz und Weisheit“), hieß die Multikulti-Komödie, die die singende Regisseurin präsentieren durfte. Fast 500 Pressevertreter wollten die Vorabvorführung am Potsdamer Platz sehen. Angeblich sollen sogar Tränen geflossen sein – weil nur 350 reindurften. Voll war’s auch am Abend in der „Burger Bar“ des „Kaffee Burger“ in der Torstraße in Mitte, wo Madonna samt ihrer etwa 40-köpfigen Entourage die Premiere feierte. Pech für das „Bangaloo“ (für Jüngere: ein Club an der Invalidenstraße, der nie so richtig hip wurde, wie er es immer sein wollte), dessen Besitzer mächtig Wind um eine Madonna-After-Show-Party gemacht hatten. Nicht mal ein Säuseln gab’s.
Give It 2 Me oder So schön war die Zeit
2008 war das Madonna-Jahr: Sie erschien gleich ein zweites Mal in Berlin. Im August ging’s für die „Sticky & Sweet“-Show endlich ins Olympiastadion. Die Sängerin landete – wie schon zur Berlinale im Januar – mit dem Privatjet in Tempelhof (für Jüngere: das war einmal ein Flughafen), hatte nicht nur drei Dutzend Schrankkoffer und Damals-Ehemann Guy Ritchie im Gepäck, sondern auch diverse Trampoline. Natürlich fürs Training ihrer Crew. Große Sprünge waren dagegen für so manchen Fan nicht mehr drin: Mehr als 100 Euro kostete das Stehplatz-Ticket mittlerweile (für Ältere: 200 DM).
Nobody Knows Me oder Im falschen Film
Der geheimnisvollste Besuch war sicherlich jener im Jahr 2011, als Madonna erneut mit einem Filmprojekt ("W.E.") in der Stadt erwartet wurde. Zufällig lief auch die Berlinale, und genügend Aufmerksamkeit war vorhanden. Aber zwei Tage blieb Madonna ein Phantom. Nur vom verwackelten Foto vorm Soho-House, dem sie statt der bisherigen Berlin-Bleibe, dem „Regent“, den Vorzug gab, wusste man: Die Frau ist in der Stadt. Wilde Gerüchte machten die Runde: Madonna lässt ihre Suite neu streichen. Madonna lässt sich 500 Flaschen Kabbala-Wasser liefern. Madonna hat einen ganz jungen Freund. Ach, pardon, den gab’s wirklich – im Gegensatz zu frischer Farbe und religiös aufgeladenen Getränken. Weil er Mitglied der Berliner Breakdance-Gruppe „Flying Steps“ war, durfte die Truppe im Asphalt-Club unter dem Hilton-Hotel mal zeigen, was Sache ist. Knapp 15 Minuten wirbelten acht Tänzer vor Madonna auf der Bühne herum – und durften anschließend in der Vip-Lounge mit ihr feiern.
Girl Gone Wild oder Immer wieder Fußball
War der Traum von Madonna und einer Fussi-Feier im Jahr 2006 noch geplatzt, sollte es 2012 endlich soweit sein. Na ja, nicht ganz. Denn beim Auftritt Ende Juni – dieses Mal in der Großhalle nahe dem Ostbahnhof – spielte sie gegen das EM-Match Deutschland-Italien an. Na ja, auch nicht ganz. Sie ließ die Fans mehr als zwei Stunden auf die MDNA-Show warten – da war die erste Halbzeit des Spiels schon längst rum. Es gab Buhrufe für den gut aufgelegten Star-DJ Martin Solveig und seine Ouvertüre, und anschließend für die Queen of Pop auch noch schlechte Klatschpresse, weil sie angeblich Gäste aus dem Soho-House expedieren ließ: Madonna und ihre Crew hätten den Club- und Poolbereich exklusiv für sich nutzen wollen. Schon klar, hätte mit Sicherheit ja auch überhaupt keine Wellen geschlagen, so mit Krethi und Plethi am Beckenrand.
Material Girl oder Angeturnt in Dahlem
Das Jahr 2013 ist vermutlich die Ursache für das „Madonna ist doch eigentlich dauernd in Berlin“-Gefühl. Denn – gefühlt – ein Dutzend Mal wurde sie für die Eröffnung ihres „Hard Candy“-Fitnessstudios in Dahlem angekündigt, bis es dann an einem verregneten Oktobertag klappte. Fans hatten draußen stundenlang gewartet, bis Madonna endlich kam und ein Tanz-Workout vor geladenen Gästen zeigte. Ins Schwitzen geraten sein soll sie dabei auch – wie dieser Tage viele „Hard Candy“-Mitglieder: Ihnen sollten einfach mal so 49 Euro vom Konto abgebucht werden. „Sie helfen uns dabei, unsere Studios umweltfreundlich umzurüsten“, hieß es zur Begründung. Madonnas Vermögen wird übrigens auf 750 Millionen Euro geschätzt. Apropos: Das Stehplatzticket für die Berlin-Konzerte kostet rund 100 Euro.
Bedtime Story oder Berlinedtime Story oder Berliner Lofter Loft
180 Mitwirkende reisen für die „Rebel Heart“-Konzerte am Dienstag und Mittwoch an – natürlich plus eins. Wo die Eins wohnt, will aber natürlich niemand verraten. Aber wer schon mal prophylaktisch investieren und sich im Soho-House einmieten wollte, um möglicherweise seiner geliebten großen Nummer nahe zu sein, dem sei schon mal gesagt: Zufällig sind alle Lofts (Tagespreis 1800 Euro) in der Madonna-Woche ausgebucht.
Der Service zu den Berlin-Konzerten
Wo tritt Madonna auf?
Die Sängerin spielt am Dienstag und Mittwoch in der Mercedes-Benz-Arena (der früheren o2-World) in der Mühlenstraße 13-30 in Friedrichshain
Wann geht es los?
Offizieller Konzertbeginn ist um 20 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Allerdings hat sich Madonna wie bei vorigen Mal gut zwei Stunden Zeit gelassen, bis sie auf der Bühne erschien. Auch beim Auftakt der Tournee durch Deutschland ging es erst mit Verspätung los.
Gibt es noch Tickets?
Die Stehplätze im Innenraum, also direkt an der Bühne, wo man dem Star am Nächsten kommen kann, sind ausverkauft. Online sind für beide Termine noch Sitzplatzkarten zu haben, für Mittwoch sogar noch Stehplatztickets.
Wie kommt man hin?
Am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der S- und U-Bahnhof Warschauer Straße (U-Bahn U 12 und Straßenbahn M10) liegt in der Nähe. Möglich ist auch die Fahrt bis zum Ostbahnhof, wo Regionalzüge halten. Autofahrer können das große Parkhaus an der Veranstaltungshalle nutzen (Gebühr 8 Euro). Erfahrungsgemäß dauert die Ausfahrt nach Ende der Veranstaltung sehr lange.
Wer ist außer Madonna noch dabei?
Als Überraschungsgast tritt Schauspieler Idris Elba, immer wieder als Nachfolger von Daniel Craig als James Bond gehandelt, im Vorprogramm auf. Er hat sich auch als DJ Big Drii einen Namen auf Musikfestivals gemacht.