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Panda-Mann Jiao Qing läßt es sich in seinem Gehege im Zoo schmecken, während Meng-Meng sich um die zwei Jungtiere kümmert.
© Paul Zinken/dpa

Was die Bären Berlin kosten: Machen sich die Pandas bezahlt?

Die Pandas im Berliner Zoo sind da – und ein neuer Hype beginnt. Dabei gehört wirklich alles an ihnen China. Lohnt sich das?

So richtig pandaartig sehen sie ja nicht aus. Und selbst Zoodirektor Andreas Knieriem erinnern die Neu-Berliner eher an haarlose Hamster: rosa und ziemlich zerknautscht. In ein paar Wochen aber sollen Farbe und Fell hinzukommen, bäriges Gesicht, verspricht der Zoo-Chef – und natürlich jede Menge Besucher. Dass Berlin den Bärenhype beherrscht ist bekannt und erprobt, und dieser hier könnte alles übertreffen. Nicht ein Eisbär, zwei Pandas! Geboren am Sonntag von Muttertier Meng Meng, erste Pandageburt Deutschlands, die Glückwünschenden überschlagen sich.

Wobei – Neuberliner? Von wegen. Alles an diesen Tieren gehört China, bis hin zu Haaren, Blut und Samen. Sie sind Teil eines weltweiten Geschäfts- und Diplomatie-Modells. Der Panda-Diplomatie. Und die geht so: China verleiht die seltenen, wertvollen Tiere an ausgewählte Länder, um sich ihnen politisch anzunähern. Die ersten brachte Diktator Mao Zedong angeblich persönlich dem US-Präsident Richard Nixon mit. Das war 1972. 1980 war dann auch der Berliner Zoo an der Reihe, Bao Bao und Tian Tian kamen aus der Volksrepublik an die Spree. Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte sich eigens für das Staatsgeschenk eingesetzt.

Seit 2007 werden die Pandas allerdings nur noch verliehen. Die beiden namenlosen Babys sind also nur Berliner auf Zeit – wie ihre Eltern. Vielleicht auch deshalb wagte sich der Regierende Bürgermeister, Michael Müller (SPD), mit einer freudigen Mitteilung aufs diplomatische Parkett. „Was für eine großartige Nachricht! Ganz Berlin freut sich über diese beiden Neuankömmlinge."

Allein für Meng Meng und Jiao Qing überweist der Berliner Zoo eine jährliche Leih-Gebühr von rund einer Million US-Dollar. Und, so abwegig es klingen mag: Auch für die Babys dürfte ein erheblicher Betrag fällig werden. Zu konkreten Zahlen wollte sich der Zoo nicht äußern, es handele sich um vertrauliche Vertragsinhalte. Laut einer Studie der Bertelsmannstiftung ist aber eine Summe von 400.000 Euro üblich – pro Bär.

Dafür dürfen die beiden Tiere immerhin noch eine Weile in Berlin bleiben: Laut Zoochef Knieriem etwa zwei bis vier Jahre. „Auch im natürlichen Lebensraum gehen Jungtiere und Mütter irgendwann getrennte Wege – Pandas sind ja Einzelgänger.“ Das wäre wohl auch der Zeitpunkt, an dem Berlin die Pandas wieder ziehen lassen müsste. Lohnt sich dafür der ganze Aufwand?

Großer Andrang im Zoo

Muttertier Meng Meng hatte Samstagnacht Nachwuchs zur Welt gebracht, und zwar gleich doppelt. Die Jungtiere kamen mit einem Gewicht von 186 und 136 Gramm auf die Welt, teilte der Zoo Berlin am Montag mit. Und schrieb: „Ein wertvoller Schatz“. Klar, dass damit nicht nur große Gefühle gemeint sind.

Schon am Montagmorgen drängen sich die Menschen am „Panda Garden“ im Zoo. Spanisch, Englisch, Chinesisch, Deutsch: Es geht wild durcheinander. Journalisten aus allerlei Ländern bestürmen Zoochef Knieriem mit Fragen. Ob Muttertier und Nachwuchs wohlauf seien, Geburtstermin, Gewicht, Name, Geschlecht..., die Fragen nehmen kein Ende.

Knieriem arbeitet sie geduldig ab: „Meng Meng und ihre beiden Jungtiere haben die Geburt gut überstanden und sind wohlauf“, sagt der Zoodirektor. „Obwohl es der erste Nachwuchs für unsere junge Panda-Dame ist, kümmert sie sich vorbildlich.“ Das Geschlecht der Tiere wisse man noch nicht. Die Namen werden wohl chinesisch sein – natürlich – und vermutlich ähnlich blumig wie bei den Eltern Eltern Meng Meng (Träumchen) und Jiao Qing (Schätzchen). Über die Namen entscheidet nicht der Zoo allein, natürlich will auch China mitreden.

Die letzten Tage waren hart für die Zoo-Mitarbeiter. Viel Arbeit, wenig Schlaf – so beschreibt es der Reviertierpfleger für Raubtiere, Norbert Zahmel. Seit zwei Wochen sind zwei chinesische Expertinnen – eine Tierärztin und eine Pflegerin – in Berlin, um die Zoo-Mitarbeiter mit ihrer Erfahrung zu unterstützen. Die beiden Frauen kümmern sich nun um den Nachwuchs, der bei der Geburt noch völlig hilflos ist.

Herausforderung Zwillingspandas

Auf Videos sieht man, wie Meng Meng ein rosafarbenes Jungtier erst vorsichtig mit den Zähnen greift und auf den befellten Bauch legt, ehe sie es mit der Zunge abschleckt. In der Natur kümmern sich Panda-Muttertiere normalerweise nur um ein Tier, das sie dann durchbringen. Für zwei reicht die Energie nicht – Bambus ist zu nährstoffarm. Auch deshalb fressen erwachsene Pandas zwischen zehn und 20 Kilogramm von dem nährstoffarmen Bambusstängeln am Tag. Allein die Futterkosten für die beiden ausgewachsenen Pandas beliefen sich im vergangenen Jahr auf 220.000 Euro. Der Ausbau des Panda-Geländes hat zehn Millionen Euro gekostet.

Im Zoo ist man sich dennoch sicher, dass sich die Sache rentiert. Meng Meng und Jiao Qing haben schon ohne Jungtiere zum Besucherrekord des Zoos im vergangenen Jahr beigetragen. Der Nachwuchs dürfte einiges an Euphorie auslösen – und wohl den Hype um Eisbär Knut und Eisbärin Herta, die kürzlich im Tierpark geboren wurde, noch übertreffen.

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