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Das unübersichtliche Gelände war jahrelang kaum geschützt - bis die Rektorin 2018 den Wachschutz holte.
© Susanne Vieth-Entus

Berlin-Schöneberg: Leiterin der Spreewald-Schule wehrt sich gegen schnelle "Freistellung"

Die Leiterin der Berliner Spreewald-Schule hat Missstände und fehlende Hilfe beklagt. Die Behörden wollen Doris Unzeitig nun früher als geplant loswerden.

Die Senatsverwaltung für Bildung hat eine Nachfolgerin für Doris Unzeitig, die Leiterin der Schöneberger Spreewald-Schule, gefunden – und will Unzeitig jetzt schnellstens loswerden: „Eine Schulleiterin, die sich jeglicher Unterstützung verschließt, ist insbesondere an einer Brennpunktschule nicht tragbar“, lautet die Retourkutsche der Verwaltung, nachdem Unzeitig ihren Weggang mit „mangelnder Unterstützung“ durch Politik und Verwaltung begründet hatte. Ihr Auflösungsvertrag ist auf den 9. September datiert, aber die Verwaltung will sie vorfristig freistellen, was Unzeitig nicht hinnehmen will.

Somit ist unklar, was diese Woche passiert, denn Unzeitig war am Freitag nicht gewillt, sofort die Koffer zu packen, zumal sie noch einiges zu erledigen hat: "Ich unterrichtete meine Klassen und arbeite einen Quereinsteiger ein", nennt sie zwei von mehreren Gründen, noch bis zum offiziellen Vertragsende zu arbeiten.

"Das werde ich nicht unterschreiben"

Irritiert war sie am Freitag darüber, dass seitens der Schulaufsicht von einer einvernehmlichen Lösung die Rede gewesen sei: "Das werde ich nicht unterschreiben", kündigte Unzeitig an. Sie habe noch etliche Termine und Vorhaben in den zwei verbleibenden Wochen und wolle sich keinesfalls auf die Schnelle zurückziehen.

Strittig blieb am Freitag, warum die Senatsverwaltung gerade jetzt diesen Zeitdruck aufbaut. Manche Beobachter vermuten, das liege daran, dass die Nachfolgerin gefunden ist. Andere meinten, das habe mit Unzeitigs verschärfter Kritik zu tun: Zunächst hatte der Tagesspiegel am 17. August darüber berichtet, dass Unzeitig Unterstützung vermisst und dass zusätzlich zu den bestehenden Problemen auch noch Obdachlose neben und auf dem Schulgelände campieren und zudem Drogen auf dem Gelände konsumiert werden.

Stern TV berichtete über den Fall

Dann machten diese Nachrichten medial die Runde, und schließlich trat Unzeitig vor wenigen Tagen bei Stern TV auf, wo sie die Vorwürfe gegen Bezirk und Verwaltung wiederholte. Bei der Gelegenheit führte sie auch durch das geräumige Hortgebäude, dass nicht genutzt werden kann, weil das Außengelände seit Jahren marode ist. Bei Stern TV kam auch Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) zu Wort. Er kritisierte, dass Unzeitig sich seit dem Frühjahr "immer lauter artikuliert, aber immer weniger Hilfe angenommen" habe. Das sei eine "schlechte Kombination".

Unzeitig konnte sich nicht erklären, was Rackles damit gemeint haben könnte, dass sie immer weniger Hilfe angenommen haben soll. Die Österreicherin, die jetzt in ihre Heimat zurückkehrt, erinnerte an die vielen Versuche, Hilfe zu bekommen - baulich und personell. Lediglich die Hilfe von "Proschul" habe sie abgelehnt, weil deren Team normalerweise kommt, wenn eine Schule die Schulinspektion nicht bewältigt - was bei ihr aber nicht der Fall sei. Auch der ehemalige Schulrat und jetzige freiberufliche Schulberater Jörg-Reiner Grötzner, der die Spreewaldschule betreut, betonte, dass "Proschul" das falsche Instrument für die Spreewaldschule sei.

Unterstützung aus zwei BVV-Fraktionen

Aus der BVV meldeten sich am Freitag zwei Stimmen zu Wort: "Offensichtlich reicht es der Schulverwaltung nicht, kritische Pädagogen allein im Regen stehen zu lassen, bis sie frustriert aufgeben. Man muss auch noch nachtreten", bemängelte die Schulpolitikerin Martina Zander-Rade (Grüne).

"Aus meiner Sicht ist dieser für die Senatsverwaltung unrühmliche Vorstoß zwei Wochen vor ihrem Dienstende eine Art letztes böses Foul an Frau Unzeitig", meinte auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Zander. Er betonte, dass Unzeitig einige Verbesserungen erreicht habe, darunter der Wachschutz, die Reparatur der Gegensprechanlage, und "endlich" ein geringer Aufwuchs bei der Sozialarbeit an der Schule. Hingegen äußerte sich Rackles bei Stern TV dahingehend, dass "andere Schulleiter unter ähnlichen Bedingungen mit ähnlichen Schülern die Probleme völlig anders lösen".

Eine Schöneberger Lösung

Dem Vernehmen nach soll die Konrektorin der benachbarten Neumark-Grundschule die Nachfolge antreten: Die Schule arbeitet ebenfalls unter erschwerten Bedingungen mit Kindern aus überwiegend armen Familien, so dass die Verwaltung offenbar hofft, dass die Pädagogin sich an der Spreewald-Schule schnell einarbeiten kann. Mit der Freistellung Unzeitigs "ebnen wir den Weg für die neue Schulleitung, die in der kommenden Woche die Verantwortung für die Schule übernehmen wird", teilte die Sprecherin der Bildungsverwaltung, Beate Stoffers, mit.

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