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Bis vor einem Jahr war Doris Unzeitig Leiterin der Spreewald-Grundschule.
© Mike Wolff

Berlin-Schöneberg: Drogen, Wachschutz und eine Vakanz: Schulleiterin im Brennpunkt wirft hin

Die Leiterin der Schöneberger Spreewald-Grundschule hat gekündigt und geht zurück nach Österreich. Sie beklagt mangelnde Unterstützung durch das Schulamt und sieht keine Chance mehr.

Wieder einmal steht die Schöneberger Spreewald-Grundschule ohne Leitung da: Rektorin Doris Unzeitig hat gekündigt und geht zurück in den Schuldienst nach Österreich. Sie begründete dies mit mangelnder Unterstützung durch das bezirkliche Schulamt und die Bildungverwaltung. Wer ihr Amt übernimmt, war am Freitag nicht zu erfahren. „Meine Kräfte reichen nicht aus, um eine nachhaltige Änderung der Arbeitsbedingungen der Lehrer und der Lernbedingungen der Schüler zu bewirken“, sagte Unzeitig dem Tagesspiegel. Dem Vernehmen nach gibt es jetzt zusätzlich ein akutes Drogenproblem auf dem Schulgelände.

Nur 50 Prozent gelernte Lehrer

Unzeitig hatte seit Jahren auf Missstände hingewiesen, darunter die fehlende Sicherheit. Der geforderte Wachschutz wurde erst nach monatelangen Auseinandersetzungen gewährt. Zudem ist seit Jahren das Hortgebäude mit der Mensa nicht nutzbar, weil ein Fluchtweg fehlt. Vor allem aber ist keine Besserung der personellen Ausstattung in Sicht. Unzeitig berichtet, dass ihr Kollegium etwa zur Hälfte aus ungelernten Lehrern besteht. Damit ist die Lage mit der an der Neuköllner Sonnen-Grundschule vergleichbar. Da die Stellen jetzt selbst mit Quereinsteigern nicht besetzt werden konnten, hatte Unzeitig die Option, statt Lehrern Pädagogische Unterrichtshilfen einzustellen. Darauf wollte sie sich aber nicht einlassen: „Ich bin auf Experten angewiesen“, sagt sie. Die Schulaufsicht habe sich bemüht, ihr zu helfen, aber letztlich seien mehrere Stellen offen geblieben und ihr habe zudem ein Betreuer für die Quereinsteiger gefehlt.

Grüne: "Menschlich verständlich"

Die Spreewald-Schule gilt seit Langem als schwierige Brennpunktschule mit immer wieder vakanten Leitungsstellen. Dass Unzeitig Berlin den Rücken kehre, sei „menschlich verständlich“ und Konsequenz einer Schulpolitik, „die engagierte Pädagogen, die mit ihrer Auffassung vielleicht gegen die offiziell gewünschte Lehrmeinung verstoßen, nicht entsprechend unterstützt“, kommentierte Martina Zander-Rade, schulpolitische Sprecherin der Grünen im Bezirk, die Entscheidung. Es sei an der Zeit, dass die Schulverwaltung auch solche "kritischen Pädagogen" einbinde.

Horthaus weiterhin nicht nutzbar

Unter den gegebenen Umständen sei „keine erfolgreiche Bildung mehr möglich“, meinte auch Ferdinand Horbat vom Philologenverband. Dass die Bauarbeiten für den Fluchtweg und den neuen Schutzzaun noch immer nicht begonnen haben, hängt dem Vernehmen nach damit zusammen, dass sich auf eine Ausschreibung nur ein – „zu teurer“ – Bewerber gemeldet habe. Das Bauamt habe sich dann um eine andere Firma bemüht, der es aber infolge der – auch bundesweit – hohen Nachfrage nach Bauleistungen nicht gelungen sei, den benötigten Kran wie verabredet während der Ferienzeit aufstellen zu lassen.

In der Folge erhielt Unzeitig am Freitag die Nachricht vom Schulamt, dass der Wachschutz zum Ferienende wieder seinen Dienst aufnehmen darf - erstmal bis zu den Herbstferien. Nötig scheint es allemal: Nach Informationen des Tagesspiegels haben sich in den Sommerferien Obdachlose auf und neben dem Schulgelände angesiedelt. Ein offenbar Drogensüchtiger wurde dabei beobachtet, wie er sich auf dem Schulhof einen Schuss setzen wollte. Der Hof soll auch als Drogenversteck dienen.

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