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Nicht witzig, sondern einfach nur trist: Der BER
© dpa

Baustelle Hauptstadtflughafen BER: Lauter frohe Botschaften - wer soll sie glauben?

Auffällig ist, dass in Sachen BER derzeit viel von Türen die Rede ist, aber nicht von Finanzen. Optimismus wird versprüht - und vermutlich noch lange dringend benötigt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lorenz Maroldt

Hurra, am BER soll mal wieder alles besser werden: Statt „Flächenteams“ durch das Terminal zu schicken, will Flughafenchef Karsten Mühlenfeld jetzt alles „gewerkebezogen“ abarbeiten lassen. Aber hatte nicht Technikchef Marks schon vor Jahren solche „Prozessoptimierungen“ versprochen? Aufsichtsratschef Michael Müller verkündet, dass Projekt werde jetzt „engmaschiger“ kontrolliert – tolle Idee, denn bis jetzt kann niemand erklären, warum von hunderten nicht funktionierender Türen und unterdimensionierten Sprinklern angeblich alle überrascht wurden.

Aber kann der neue Aufsichtsrat auch mehr leisten? Justizsenator Dirk Behrendt wird von seinen grünen Parteifreunden wegen seines neuen Mandats, dass sonst niemand aus der ersten Reihe übernehmen wollte, offen bedauert. Und Kultursenator Klaus Lederer flüchtet sich in Ironie: „Ich bin ja jetzt auch für Denkmalschutz zuständig. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich in den Aufsichtsrat geschickt wurde.“ Hinzuzufügen wäre: Es gibt auch Sommerkonzerte am BER.

In die wichtigen Fachausschüsse des Aufsichtsrats geht aber keiner von beiden. Warum also soll irgendwer glauben, dass jetzt alles anders, besser wird? Dass der BER „in der Schlusskurve“ ist, wie Müller sagt? Es gibt ja nicht mal einen neuen Eröffnungstermin. Statt dessen aber eine klare Schuldzuweisung, die so deutlich vom Aufsichtsratsvorsitzenden noch nicht zu hören war: 2013 und 2014 nennt er „verlorene Jahre“, weil gar nichts voran ging, die Verlierer heißen für ihn also Wowereit und Platzeck.

Ob das irgendwann ein Aufsichtsratsvorsitzender auch über die Jahre 2016 und 2017 sagen wird? Oder vielleicht auch ein Ministerpräsident, zum Beispiel der aus Brandenburg? Dietmar Woidke hält sich vorsichtshalber der Verantwortung fern – aus politischer Taktik, aber auch mit guten Gründen: Der Brandenburger Rechnungshof hat überzeugend dargelegt, warum die Gesellschafter nicht zugleich die Kontrolleure sein sollten: Von Schuld sprechen sie sich im Zweifel selber frei.

Auffällig ist, dass derzeit viel von Türen die Rede ist, nicht von Finanzen. Denn selbst dann, wenn beim BER jetzt wirklich etwas besser wird: Teurer wird es auch. Geschäftlich droht die Flughafengesellschaft jedenfalls in erhebliche Turbulenzen zu kommen.

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