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Kleinkinder spielen in einer Kita mit einem Spielzeug-Kochherd. Im Hintergrund sitzt eine Erzieherin mit anderen Kindern zusammen.
© Jens Büttner/dpa

Mehr Quereinsteiger: Kritik an Qualitätsabstrichen beim Berliner Kita-Personal

Kitas werden mehr für Quereinsteiger geöffnet, um den Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Eltern und GEW kritisieren massiv die Qualitätsabstriche beim Personal. Die Regelung gilt bereits ab dem 1. Mai.

Eine „mehrstündige Telefonschaltkonferenz“ war erstmal angesagt, nachdem Berlins Elternvertreter von den neuen Abstrichen bei der Qualifikation der Erzieherinnen erfahren hatten. „Wir haben uns gefragt: Sollen wir nicht dankbar sein, weil es dann mehr Kitaplätze gibt?“, berichtet Katrin Molkentin. Die Antwort lautete: „Nein“.

Am Freitag sitzt Molkentin als Vorsitzende des Landeselternausschusses Kindertagesstätten im GEW-Haus an der Seite der Gewerkschaftsvorsitzenden Doreen Siebernik und rekapituliert, was da am 20. April als „neue Regelung für den Einsatz von Fachkräften“ die Kita-Träger erreichte: Wie berichtet, sollen die Kitas stärker für Quereinsteiger geöffnet werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: Bis zu ein Drittel statt ein Viertel des Kita-Personals darf künftig aus berufsfremden Kräften wie Sozialassistenten bestehen.

Anders gesagt: Eine Kita mit 30 Kräften kann zehn einstellen, die noch nie etwas über frühkindliche Lernprozesse, Elternarbeit, Sprachförderung, Kindergesundheit oder Lerntagebücher gehört haben. Zwei Jahre haben die Lernassistenten Zeit, bis sie eine Erzieherausbildung nachschieben müssen.

Befürchtungen der Experten

Dies gilt bereits ab 1. Mai – so akut ist also die Angst vor Klagen von Eltern, die keinen Kita-Platz finden. „Das ist so, als wenn man jemandem ein Auto ohne Türen verschenkt“, lautet Molkentins Vergleich: „Manche Kinder können sich festhalten, andere nicht. Sie fallen raus.“

„Rausfallende Kinder“ gibt es auch jetzt schon, aber es könnten mehr werden. „Rausfallen“ bedeutet: Sie werden nicht fit für die Schule gemacht. Eine Anfrage von Katrin Möller (Linke) ergab gerade, dass 2016 über 2000 Fünfjährige trotz zum Teil jahrelangen Kitabesuchs nicht gut Deutsch sprechen – da sind Kinder mit Behinderung oder logopädischem Bedarf bereits abgezogen. Diese Zahl nicht schulreifer Kinder könnte steigen, wenn das Fachkräftegebot weiter gelockert würde, lautet die Befürchtung der Kita-Experten. „Ich bin natürlich überhaupt nicht glücklich“, kommentiert Möller die Notmaßnahme der Jugendverwaltung, die zunächst drei Jahre gelten soll.

Um die Folgen für die Kitas abzumildern, fordert die GEW, dass die Sozialassistenten vor Dienstantritt einen vierwöchigen Kurs mit 160 Stunden zum Bildungsprogramm absolvieren sollen Zudem solle ihr Einsatz auf ein Jahr befristet sein. Wichtig findet die GEW auch, dass es zusätzliche Ressourcen für die Anleitung der Quereinsteiger gibt: Darüber wird im Senat gerade verhandelt.

Neue Quereinsteigerquote

Anstatt den Beruf zu „dequalifizieren“, solle Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) durch eine bessere Bezahlung die Abwanderung in andere Berufe oder Länder verhindern, fordert Siebernik. Mit Molkentin teilt sie die Befürchtung, dass die neue Regelung auf die Grundschulen übertragen wird. Die Jugendverwaltung bestreitet dies: „Es ist nicht geplant, Sozialassistenten in dieser Form auch in den Schulen einzusetzen“, so die Auskunft.

Der Dachverband der Kinder- und Schülerläden lobt die neue Quereinsteigerquote, weil sie den Kitas Spielräume eröffne und mehr Plätze schaffe. Im Übrigen brächten Quereinsteiger „Vielfältigkeit und Lebenserfahrung“ in die Kita-Teams.

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