Tempelhof-Schöneberg: Koordinator für Erinnerungsmarken gesucht
In Schöneberg gibt es die meisten Stolpersteine. Dafür ist die Koordinatorin für Erinnerungsmarken zuständig. Die Stelle ist nun wieder ausgeschrieben, aber mit niedrigeren Ansprüchen.
Dem Spaziergänger durch Schönebergs Straßen fällt die Menge der Stolpersteine auf. Als einer der Bezirke mit den meisten Stolpersteinen in Berlin, ist Tempelhof-Schöneberg auch der einzige, in dem seit 2015 eine feste Stelle für Koordinierungsarbeit und Recherche zu den Erinnerungsmarken vorgesehen ist, mit denen ehemaligen Bewohnern Berlins gedacht wird, die Opfer des NS-Terrors wurden. Wegen Uneinigkeit um die Bewertung der Stelle, arbeitet die Koordinatorin seit zwei Jahren mit befristeten Verträgen. Eine weitere Verlängerung nach dem 30. September wurde nicht bewilligt. Nun wird die feste Stelle ausgeschrieben, allerdings mit einer niedrigeren Bewertung als von Kulturstadträtin Jutta Kaddatz gefordert.
Die Kulturstadträtin ist enttäuscht
„Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Kaddatz. Für die Recherchearbeit sind gute Kenntnisse in Geschichte und Sprachen notwendig. Sie fordert daher eine Bewertung auf EG 9, mit gut 2686 Euro Bruttomonatsgehalt. Die Personalwirtschaft hat die Stelle jedoch auf EG 6 bewertet, was über 350 Euro weniger brutto bedeutet. Kaddatz ist skeptisch, bei dieser Bewertung eine qualifizierte Kraft für die Stelle zu finden. Silvija Kavčič, Leiterin der Berliner Koordinierungsstelle für Stolpersteine betont, dass die vielfältigen Aufgaben auf mehreren Schultern lasten müssen. Je nach Bezirk werden sie zwischen Ehrenamtlichen, Museen und dem Bezirk verteilt. Das nimmt den Ehrenamtlichen bürokratische Arbeit ab, wie die Koordination mit dem Künstler Gunter Demnig zur Gestaltung und mit dem Tiefbauamt zur Verlegung der Stolpersteine.
Es kann mehrere Monate dauern, bis die Stelle in Tempelhof-Schöneberg besetzt ist. Für die Ehrenamtlichen der Stolpersteininitiative Friedenau bedeutet das eine Verlängerung der Warteliste, die jetzt schon bei 250 Steinen liegt. Jährlich verlegt Künstler Gunter Demnig 320 Stolpersteine in ganz Berlin. Belastend sei das vor allem für die Angehörigen, sagt Sprecherin Sigrun Marks, die oft in hohem Alter seien und „keine Zeit zu Warten“ hätten. Die Initiative bat den Personalrat in einem Brief darum, die Stelle nicht unbesetzt zu lassen. Das Projekt trüge dazu bei, die „Verpflichtung als Generation nach der Tätergeneration wach zu halten“. Gerade in Zeiten erstarkender rechtsradikaler Parteien wie der AfD sei diese Arbeit sehr wichtig.