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Der Berliner Wasserkreislauf ist lokal: Sowohl Wasser- als auch Klärwerke befinden sich an den Stadträndern.
© Patrick Pleul / picture alliance / dpa

„Masterplan Wasser“ soll Versorgung sichern: Klimawandel gefährdet Berlins Trinkwassernachschub

Zunehmende Wetterextreme verschärfen den Wassermangel in Berlin. Auf Lieferungen von weither wie andere Metropolen kann die Stadt nicht hoffen.

Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt macht einen Plan für den elementarsten Bestandteil der Daseinsvorsorge, genauer: einen „Masterplan Wasser“. Der soll ein Problem lösen, dessen Dimensionen im Jahr 2008 niemand ahnte. Aus jenem Jahr stammt der vorherige Plan. Der hieß „Wasserversorgungskonzept 2040“, ist aber vorzeitig gealtert: Immer neue Hitze- und Dürrerekorde haben die einstigen Annahmen pulverisiert. Hinzu kommt das Wachstum der Stadt, das den zuvor massiv gesunkenen Wasserbedarf wieder steigen lassen hat.

„Wir wollen vorbereitet sein auch auf möglicherweise extreme Bedingungen für die Berliner Wasserwirtschaft“, sagt Umweltstaatssekretär Stefan Tidow (Grüne) zu dem Konzept, mit dem sich demnächst auch Senat und Abgeordnetenhaus befassen sollen. Im schlechtesten angenommenen Szenario sinkt der Wasserzufluss über Havel, Spree und Dahme nach Berlin um 75 Prozent gegenüber vergangenen Jahrzehnten, und die Verdunstung aus den zunehmend warmen Gewässern steigt um acht Prozent.

Man habe angesichts der Erfahrung mit den Unsicherheiten keine Eintrittswahrscheinlichkeit für diesen Fall festgelegt, sagt Tidow. Aber allein die Wetterbilanz der vergangenen drei Jahre kommt diesem Szenario bereits relativ nahe. Auch aktuell sind die Speicher in Brandenburg und Sachsen nicht so gefüllt wie einst im Frühjahr – und auch dieses Jahr ist bisher in Berlin etwa zehn Prozent trockener als normal.

Vier von acht Berliner Wasserwerken sind laut Umweltverwaltung schon jetzt „im Minus“, fördern also mehr Wasser, als sich in ihrem Einzugsbereich als Grundwasser neu bildet. Künftig kann das alle Wasserwerke betreffen. Eine Konsequenz: „Wir müssen übers Wassersparen reden“, sagt Tidow.

30 Prozent des Berliner Trinkwassers sind echtes Grundwasser

Verbote – wie die Vorgabe mehrerer Brandenburger Landkreise von 2020, kein Oberflächenwasser zu entnehmen – stünden vorerst nicht zur Debatte; es gehe zunächst ums Bewusstsein, beispielsweise Gärten und Parks morgens zu wässern und nicht in der Mittagssonne, wenn besonders viel verdunstet. Außerdem wolle man „Verbrauchsspitzen“ an heißen Tagen glätten.

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Zurzeit wird das Berliner Trinkwasser zu 60 Prozent aus sogenannter Uferfiltration im Boden um die großen Gewässer gewonnen. 30 Prozent sind echtes Grundwasser, knapp zehn Prozent angereichertes Grundwasser, also auf Versickerungsflächen gepumptes und später durch Brunnen gefördertes Wasser. Die Uferfiltration gilt bei den Wasserbetrieben als langfristig gesichert, solange die gestauten Seen nicht trockenfallen. Mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung will der Senat klären, dass Wasserverluste an Wehren und Schleusen minimiert werden.

Ansprüche an die Reinigung in den Klärwerken steigen

Weil konsequentere Stauhaltung auch bedeutet, dass das in die Flüsse eingeleitete „Klarwasser“ aus den Klärwerken länger in der Stadt bleibt, steigen die Ansprüche an die Reinigung. Die sukzessive Aufrüstung der Klärwerke ist bereits in Arbeit. Inwieweit die Investitionen – es geht um dreistellige Millionensummen – sich auf künftige Wassertarife auswirken, wollte Tidow nicht prognostizieren.

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Um Berlins wachsenden Wasserbedarf zu sichern, sollen das einst stillgelegte Wasserwerk Jungfernheide reaktiviert und das in Johannisthal wieder als Trinkwasserlieferant genutzt werden. Hoffnung auf Hilfe von weither brauche sich Berlin jedenfalls nicht zu machen: „Die Zeiten, in denen wir uns über eine Fernwasserleitung Wasser aus anderen Regionen ziehen könnten, sind vorbei“, sagt Tidow. Die Wasserrechte etwa im Harz „haben sich inzwischen andere gesichert“.

Während die Umweltverwaltung an ihrem Masterplan arbeitet, haben Naturschutzverbände nach eigenen Angaben am Montag eine Untätigkeitsklage gegen die Verwaltung eingereicht. Der Vorwurf: Mehrere Wasserwerke würden teils seit Jahrzehnten ohne korrekte Genehmigung betrieben – und verursachten durch ihr aktuelles Förderregime Schäden in Mooren und Wäldern.

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