Aktion von Extinction Rebellion: Klimaaktivisten färben Spree giftgrün
Im Regierungsviertel ist die Spree seit Donnerstag von grünen Schlieren durchzogen. Extinction Rebellion will damit gegen Wasserverschmutzung protestieren.
Grüne Farbschlieren durchziehen seit dem Morgen die Spree im Bereich des Regierungsviertels. Zu der Aktion bekannten sich Aktivisten der Klimabewegung Extinction Rebellion (XR), die entsprechende Fotos via Twitter veröffentlichten. Sie wollen damit gegen die Wasserverschmutzung durch Kohlegewinnung protestieren.
Laut einer Pressemitteilung haben die Aktivisten die Spree nicht nur im Regierungsviertel, sondern "von der Lausitz bis nach Berlin" und auch die Ruhr im nordrhein-westfälischen Düren grün eingefärbt. "Die Flüsse stehen beispielhaft für eine Vielzahl an Gewässern, die durch die Kohlegewinnung verseucht wurden und werden", heißt es in dem Schreiben.
Momentan läuft ein Polizeieinsatz vor Ort. "Die Wasserschutzpolizei ist an der Marschallbrücke", sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage. "Wir entnehmen Proben, um herauszufinden, um welchen Farbstoff es sich handelt."
XR kippte laut Eigenaussage Uranin in die Flüsse - ein Stoff, der als biologisch unbedenklich gilt und zum Färben von Shampoos, Badezusätzen, aber auch von Hydrologen zur Gewässermarkierung verwendet wird. In Boston wird damit jährlich zum St. Patrick's Day der Chicago River grün eingefärbt.
Ob es sich bei dem Farbstoff tatsächlich um das biologisch abbaubare Uranin handelt, wird nun untersucht. "Organische Substanzen gelangen täglich in die Spree", erläutert Derk Ehlert von der Senatsverwaltung für Umwelt. Hundekot, Blütenstaub und Co. vermischten sich mit dem Wasser und würden innerhalb von zwei bis drei Tagen abgebaut. Wie lang genau, hänge ab von Fließgeschwindigkeit, Temperatur und davon, "wie viele Mikroben da dran sind".
"Konzerne zur Verantwortung ziehen"
Im Fokus der Aktion "#kohlevergiftet" stehen laut XR die Konzerne RWE und die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). „Die Kohlegruben der LEAG vergiften das Grund- und Trinkwasser der Menschen von der Lausitz bis in die Hauptstadt", sagen die Aktivisten.
Extinction Rebellion ruft dazu auf, die Konzerne "für diese aktive Zerstörung der Ökosysteme und unserer Lebensgrundlagen zur Verantwortung zu ziehen".
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Laut Polizei prüft aktuell den Verdacht einer Wasserverunreinigung. Bestätigt sich dieser, "würde strafrechtlich ermittelt".
Auch als Greenpeace-Aktivisten im Sommer 2018 den Großen Stern mit 3500 Litern gelber Farbe einfärbten - ein Appell an die Bundesregierung, schneller aus der Kohleverstromung auszusteigen -, ermittelte die Polizei wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und auch wegen des Verdachts auf Gewässerverschmutzung, es folgten Durchsuchungen. Zudem musste die Organisation 14.000 Euro Reinigungskosten an die BSR zahlen.
Anfang Oktober nahmen mehrere tausend Menschen an einer Aktionswoche von Extinction Rebellion teil, es gab Flashmobs, Fahrraddemos und Sitzblockaden. Im Dezember kettete sich ein XR-Aktivist an einen Kran auf der Baustelle des Humboldtforums.
Erst vor Kurzem kündigten die XR-Aktivisten neue Aktionen an, um gegen die Klimapolitik von Bundesregierung und Unternehmen zu protestieren. Von "zwei bis vier Aktionen in Berlin" in der kommenden Woche sprach XR-Sprecher Tino Pfaff gegenüber dem Tagesspiegel.