Matthies meint: Kicken mit Dealern im Görli
Gehn wir Fußball spielen im Park - und andere Kreuzberger Besonderheiten. Eine Glosse.
Das vermutlich irrste Argument hinsichtlich des Görlitzer Parks lautet: Wenn die Dealer weg sind, steigen die Mieten. Ja, das wird da tatsächlich gesagt, und es wäre natürlich interessant, mal zu schauen, ob es nicht auch Delikte gibt, mit denen man die Miete sogar senken kann, Mord und Totschlag zum Beispiel?
Nur so eine Idee. Offenbar gibt es dort Anwohner, die sich mit dem Drogenhandel nicht nur abgefunden haben, sondern auch selbst von der wohnortnahen Versorgung profitieren – anders ist es kaum zu erklären, dass der ominöse, von niemandem legitimierte „Parkrat“ nun auch ein Fußballturnier organisiert mit, wie es in allerschönstem Neusprech heißt, „Menschen aus anderen Ländern, die sich viel im Park aufhalten“. Theoretisch können also auch Dänen oder Peruaner teilnehmen, der Spielplan konzentriert sich allerdings seltsamerweise komplett auf Afrika.
Wie eine Neuinterpretation des Strafgesetzbuches
In anderen Bezirken herrscht im Zusammenhang mit dem Görlitzer Park schon länger der Eindruck, dass Kreuzberg da eine Neuinterpretation des Strafgesetzbuchs gefunden hat. Sie läuft ungefähr darauf hinaus, dass nur noch Delikte bestraft werden, die man auch bestrafen kann, ohne dass irgendwer Ärger macht; da bleibt nicht allzu viel.
Die Oberaufsicht führt die grüne Bürgermeisterin, die sich vom Parkrat beraten lässt, aber dann bei besonders dussligen Äußerungen – zuletzt bei „Kontraste“ im TV – hinterher mitteilt, das sei selbstredend nicht ihre Auffassung. Ihre Auffassung ist übrigens, dass der Bezirk alles in seiner Macht Stehende tue, die Polizei aber nun mal zuständig sei. Was dann von der Polizei wieder in die Richtung kommentiert wird, dass sie aber nach geltender Rechtslage nichts machen könne, und wenn doch, werde der Delinquent vom Bereitschaftsrichter sowieso gleich wieder freigelassen.
Wir können also sagen: Es liegt ein quasi mathematischer Beweis dafür vor, dass der Drogenhandel im Görli gar nicht bekämpft werden kann. Jedenfalls in Berlin. Denn in Hamburg oder München wundern sich die Experten schon ein wenig, dass Berlin zwar recht martialisch die kriminellen Clans belagert, aber deren Außendienst unbehelligt im Sonnenschein Fußball spielen lässt – das ist in anderen zivilisierten Städten irgendwie anders organisiert.
Die Kreuzberger Bürgermeisterin sagt übrigens auf die Frage, ob sie selbst sich nachts in den Park traue, Erhellendes: Sie traue sich als Frau nachts in überhaupt keinen Park. Das klingt dann doch ein bisschen nach Politikversagen.