Berliner Gleisdreieck-Park: Kein Anschluss über diese Brücke
Vor einem Jahr wurden die Berliner Yorckbrücken zwischen Kreuzberg und Schöneberg ausgebaut. Seither geschieht nichts, weil Denkmalschutz und Nutzung bisher unvereinbar sind.
Sie waren – und sind – denkmalgeschützt. Nun rosten sie, auseinandergenommen, seit mehr als einem Jahr vor sich hin: Vier der einst über 30 Bahnbrücken an der Yorckstraße zwischen Kreuzberg und Schöneberg. Seit dem vergangenen Herbst sollten sie für Fußgänger und Radfahrer den Gleisdreieckpark mit den Grünanlagen südlich der Yorckstraße kreuzungsfrei verbinden. Doch bis heute ist nicht mal klar, wie die ausgebauten Brücken saniert werden sollen. Dabei sind sich die Senatsverkehrsverwaltung, der Bezirk Tempelhof-Schöneberg und Initiativen einig, dass die Brücken schnell wieder an ihren Platz kommen: als Geh- und Radweg im Park.
Jahrelang war um die Erhaltung der Brücken, auf denen einst Gleise zum Anhalter und Potsdamer Bahnhof führten, gestritten worden. Die Bahn als Eigentümer wollte sie abreißen lassen. Dagegen wehrten sich Initiativen. Mit Erfolg. 1993 erhielt das Brückenensemble den Denkmalschutzstatus. Dabei blieb’s dann aber auch.
Erst im vergangenen Jahr sollte die Sanierung der Brücken beginnen, die zum großen Teil noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Vier Millionen Euro standen dafür bereit. Der angesetzte Rost habe kein anderes Vorgehen als den Ausbau zugelassen, sagte der Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Matthias Tang.
Inzwischen steht fest: Die Standfestigkeit der Brücken und der Denkmalschutz widersprechen sich. Die Kombination führe zu einem Konflikt, da noch keine „technische Machbarkeit unter Gewährleistung eines hundertprozentigen Denkmalschutzes" nachgewiesen werden könne, schrieb die Senatsverkehrsverwaltung in einer Stellungnahme bereits im vergangenen Jahr. Mit dem Ausbau hätten die Brücken ihren Bestandsschutz als Bahnanlage verloren, sagte Tang. Für ihre Funktion als Fuß- und Radweg müssten „zwingend“ die geltenden Vorschriften angewendet werden. Dies sei mit der alten Konstruktion jedoch nicht möglich.
Ein Investor wirbt schon mit der Verbindung
Zudem gebe es noch keine vollständig abgestimmte Lösung, die sowohl die heutigen Vorschriften als auch die Forderungen des Denkmalschutzes erfülle. Erschwerend kommt hinzu, dass drei der vier Brücken beim Ausheben – anders als geplant – getrennt werden mussten, um einer Bruchgefahr vorzubeugen. Die Möglichkeiten des erneuten Zusammenbaus mit dem Einhalten der Statik-Vorschriften und der Denkmalschutz-Kriterien würden aktuell durch ein Planungsbüro geprüft. Zudem solle die Planung mit einer „vertiefenden Variantenbetrachtung“ durch ein Fachingenieurbüro ergänzt werden, teilte Tang mit.
Bereits 2012 war eine östlich der Bautzener Straße liegende Brücke (Nummer 5) durch das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg saniert worden – für 423.000 Euro. Obwohl sich eine Initiative um den Projektentwickler Helge Hedtke seit 2007 dafür eingesetzt hatte, diese Brücke von 1883, die älteste des Ensembles, als Geh- und Radweg zu nutzen, blieb es bei der „optischen Sanierung.“ Hier soll es jetzt eine Lösung wie für die vier anderen Brücken geben.
Der Investor, der entlang der Bautzener Straße Wohnungen als „Gegenpol zum aktuellen Luxusboom“ baut, wirbt bereits mit der Verbindung des Nord-Süd-Grünzugs über die Brücke 5, deren Zugang auch über das Dach eines neuen Biomarktes an der Yorckstraße erfolgen soll. Dann wäre auch der Radfernweg Berlin-Leipzig in diesem Bereich kreuzungsfrei.