Nach Fund einer Weltkriegsbombe in Berlin: Kam ein Chaos geflogen
Der Fund einer Weltkriegsbombe löste am Dienstagabend ein Chaos im Berliner Flugverkehr aus. Tausende Passagiere strandeten in Schönefeld. Wie kam es dazu?
Schon um kurz vor 15 Uhr war die sowjetische Fliegerbombe auf dem Werksgelände von BMW in Haselhorst bei Erdarbeiten entdeckt worden. Der 100-Kilo-Sprengsatz habe vor Ort entschärft werden müssen, teilte ein Polizeisprecher mit am Mittwoch. Da in der Bombe offenbar zwei Zünder verbaut waren, dauerte die Entschärfung deutlich länger als zunächst erwartet - mit weitreichenden Folgen für tausende Berliner.
Denn während der Entschärfung um kurz vor 20 Uhr mussten nicht nur Straßen gesperrt werden, auch der U-Bahn-Verkehr auf der Linie U7 und der Flugverkehr am Flughafen Tegel musste unterbrochen werden. Das Ergebnis: Insgesamt 24 Maschinen mussten nach Schönefeld umgeleitet werden. Offenbar hatten viele Piloten zunächst noch gehofft, nach der Entschärfung der Bombe in Tegel landen zu können und waren deshalb Warteschleifen über der Stadt geflogen. Vergebens: Erst um kurz vor 23 Uhr gab der Kampfmittelräumdienst Entwarnung. So lange konnten die Maschinen nicht warten und trafen in kurzen Abständen in Schönefeld ein. Auf eine solche Belastung war man dort offenbar nicht vorbereitet. Hunderte Passagiere mussten in den Flugzeugen teils stundenlang ausharren, bevor sie abgefertigt werden konnten. Und dann fehlten Taxis zur Weiterfahrt nach Berlin.
Unklarheiten über Weiterflüge
Daniel Tolksdorf , Sprecher der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg, sieht die Verantwortung dafür zumindest in Teilen nicht beim Flughafenpersonal. "Als die Maschinen in Schönefeld gelandet sind, war noch nicht klar, ob die Passagiere auch hier aussteigen sollen." Fünf der 24 umgeleiteten Flugzeuge hätten beispielsweise nach der Entschärfung noch Tegel angeflogen. Die Entscheidung liege im Ermessen der Piloten und der jeweiligen Fluggesellschaften, sagte Tolksdorf weiter. Entsprechende Sondergenehmigungen zum Fliegen während der Nachtruhe hätten vorgelegen.
Besonders kurios ist indes der von Passagieren geschilderte Fall einer Air-Berlin-Maschine, die in Schönefeld gelandet war. Da offenbar noch kein Geld für die Bereitstellung von Treppen und Abfertigung der Passagiere geflossen war, mussten Flugbegleiter und Piloten Geld zusammenlegen, um das Bodenpersonal zu bezahlen und den Fluggästen nach stundenlanger Wartezeit das Aussteigen zu ermöglichen (was Passagiere noch so erlebten, lesen Sie hier)
Die Polizei hatte am Abend auch einige in der Nähe befindliche Läden und eine Kleingartensiedlung evakuiert. Die umliegenden Straßen waren zuvor gesperrt worden, auch die Buslinien 236, 133, X33 sowie die U-Bahnlinie U7 zwischen Rathaus Spandau und Rohrdamm war für einige Stunden unterbrochen. Das Konzert der Band Cypress Hill auf der Zitadelle war nicht betroffen.
Einst wurden hier Flugzeugmotore gebaut
Die Bombe hatte offenbar dem Werk für Flugzeugmotoren gegolten, das dort 1928 von Siemens & Halske gegründet und 1939 von BMW übernommen worden war. Bis Kriegsende wurden dort Motoren unter anderem für die Transportmaschine Ju 52 ("Tante Ju") und die als Seeaufklärer, Fernbomber und Transportmaschine eingesetzte Focke-Wulf FW-200 "Condor" produziert.