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Kai Wegner, bereits Landesvorsitzende der CDU-Berlin, ist nun auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Abgeordnetenhauswahl 2021
© Christoph Soeder/dpa

„Ich werde dafür sorgen, dass der Laden wieder läuft“: Kai Wegner ist CDU-Spitzenkandidat für Berlin

61 Prozent der Wähler kennen Kai Wegner nicht. Der Spandauer will Müllers Nachfolger werden – und dann auf „gesunden Menschenverstand statt Ideologie“ setzen.

Kai Wegner, 48 Jahre alt, gebürtiger Spandauer, Bundestagsabgeordneter und Landesvorsitzender der CDU, möchte im kommenden Jahr Regierender Bürgermeister werden. Das ist keine Überraschung, zumal ein anderer Kandidat weit und breit nicht zu sehen war – aber da sich nun die Grünen und wohl auch die SPD festgelegt haben, herrschte doch ein gewisser Zeitdruck.

Am Freitag hat Wegner seine Absicht dem CDU-Präsidium angekündigt, das Präsidium hat freundlich genickt und der Kandidat stellte sich im Anschluss umgehend der Presse im Radisson-Hotel in Mitte. „Berliner aus Leidenschaft“ ist sein Erkennungszeichen, er sagt: „Ich verstehe Berlin, ich werde dafür sorgen, dass der Laden wieder läuft“, und die Kampagne läuft unter dem Slogan „Bereit für mehr“.

Der Senat sei ideologiegetrieben, sagt Wegner

Vorgezogene Wahlkampftöne bestimmten dann auch den Auftritt Wegners. Berlin sei großartig, werde aber weit unter Wert regiert, sagte er, „der Senat bekommt die einfachsten Dinge handwerklich nicht auf die Reihe, ist ideologiegetrieben, bevormundet die Menschen und hat die Mitte der Gesellschaft aus den Augen verloren“.

Er spiele „alles und alle gegeneinander aus, Autofahrer gegen Radfahrer, Innenstadt gegen Außenbezirke, Sicherheit gegen Freiheit. Er, Wegner, setze auf einen neuen Politikstil, auf Zusammenhalt statt Streit und gesunden Menschenverstand statt Ideologie. Er wolle den Dialog auf Augenhöhe mit der Stadtgesellschaft. Das politische Denken dürfe weder am S-Bahn-Ring noch an der Stadtgrenze enden.

Zusammenarbeit mit AfD und Linken schließt Wegner aus

Jegliche Zusammenarbeit mit der AfD und der Linken schloss Wegner aus, ließ alles andere aber offen: Er mache keinen Wahlkampf mit dem Ziel, „dass mich andere Parteien hübsch und attraktiv finden“, sagte er; er wolle „eine Koalition mit den Berlinerinnen und Berlinern“. Dass 61 Prozent der Wähler heute sagten, dass sie ihn nicht kennen, sei für ihn kein Hindernis, sondern Ansporn für die Arbeit in den kommenden zwölf Monaten.

Fünf Politikfelder hat Wegner als Schwerpunkte zukünftiger Regierungsarbeit identifiziert, sie sind als Baustellen auch in keiner anderen Partei umstritten: Wirtschaft, Sicherheit, Bauen, Bildung und Mobilität. Zum Thema Bauen sagte er beispielsweise, seine erste Maßnahme werde die Einrichtung eines runden Tischs für bezahlbares Bauen sein.

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Er wich der Frage aus, was die CDU denn in der Inneren Sicherheit tun wolle angesichts der Tatsache, dass sich der CDU-Innensenator Frank Henkel schon bis 2016 an den meisten bekannten Problemen mäßig erfolgreich abgearbeitet habe.

Antwort: Er wolle nicht in die Vergangenheit schauen, sondern dafür sorgen, dass die Polizisten wieder Rückhalt, Vertrauen und Wertschätzung genießen. Jeder, der Gesetze – rechts wie links – überschreite, müsse dann auch die klare Ansage eines starken Rechtsstaats bekommen, und daran fehle es.

Eine besonders wichtige Wählergruppe wird angesprochen: Wegner ist ein Hundefreund

Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner stellt sich auf der Website des CDU-Ortsverbands Kladow als Nachbar vom „Dorf am Stadtrand“ vor.
Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner stellt sich auf der Website des CDU-Ortsverbands Kladow als Nachbar vom „Dorf am Stadtrand“ vor.
© promo

Eine interessante Personalie wurde nicht angesprochen, aber sie findet sich im Pressematerial: Die Anwältin und liberale Imamin Seyran Ates, die das Land Berlin im Streit um das Kopftuchverbot vertritt, taucht dort mit Porträtfoto auf und wird mit dem Satz zitiert, Wegner überzeuge sie als Politiker, „der noch Visionen hat, die er mit gebührender Leidenschaft und realistischen Einschätzungen verfolgt“.

Ob dies eine Bewerbung für Höheres sein könnte, bleibt offen, denn die Pressemappe lässt eine ganze Reihe von Berliner Prominenten ihre Unterstützung verkünden: von erwartbaren wie Rainer Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, und Eberhard Schönberg, dem Ehrenvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), über den Clubkommissions-Gründer Marc Wohlrabe und den Präsidenten der Fachgemeinschaft Bau Klaus-Dieter Müller bis hin zu Boxtrainer Ulli Wegner und Tennisspielerin Natasha Zvereva. „Ich kenne Kai Wegner“, sagt auch der Blogger Kai Punjer, „er steht für ein offenes, buntes Berlin und für Respekt.“

Auch eine in der Hauptstadt besonders wichtige Wählergruppe wird in den CDU-Wahlkampf integriert: Markus Beyer, Bundesvorstand des Verbandes Bürohund, nennt Wegner einen Hundefreund, der um die besondere soziale Bedeutung von Hunden in der Berliner Gesellschaft wisse.

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