Duell bei Berliner CDU: Kai Wegner erklärt sich - Junge Union attackiert
Auf einer Pressekonferenz will Kai Wegner zu seiner Kandidatur für den CDU Landesvorsitz Stellung nehmen. Aus der Parteijugend kommt scharfe Kritik.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Gegenkandidat von Landeschefin Monika Grütters um den Posten des Berliner CDU-Vorsitzes, Kai Wegner, bricht sein Schweigen. Am Freitagmittag (13 Uhr) will er sich auf einer Pressekonferenz zur Zukunft der Berliner CDU äußern. Darin wird Wegner, so sein Sprecher Thorsten Schatz, "zur Berichterstattung der vergangenen Tage Stellung nehmen" und "offene Fragen beantworten".
Bisher hatte Wegner selbst seine Spitzenkandidatur nicht erklärt, entsprechende Medienberichte jedoch nicht dementiert. Zahlreiche Parteikollegen hatten Wegners Kandidatur bestätigt und sogar als "absehbar" bezeichnet.
Gespräche zwischen Grütters und Wegner
Thorsten Schatz zufolge hatte es unter der Woche verschiedene Gespräche zwischen Wegner und Grütters gegeben, unter anderem am Dienstagabend persönlich, außerdem am Telefon. Über den Inhalt der Gespräche wollte sich der Sprecher nicht äußern, ebenso wenig zu der Frage, ob Wegner eine Spitzenkandidatur für die Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2021 ausschließe.
Entsprechende Berichte hatten Wegner den Vorwurf eingebracht, mit der geplanten Übernahme des Landesvorstands lediglich sein Bundestagsmandat absichern zu wollen.
JU-Chef attackiert Wegner scharf
Unterdessen hat sich der Vorsitzende der Jungen Union Berlin (JU), Christoph Brzezinski, in die laufende Debatte über einen möglichen Wechsel auf dem Posten des Landesvorsitzenden eingeschaltet. Brzezinski nannte Wegner den "Vorsitzenden der Abteilung Intrige" und warf ihm vor, Teil jenes "Systems" zu sein, das die CDU durch interne Streitereien in der Öffentlichkeit als Chaostruppe erscheinen lasse. "Kai Wegner hat die Geschicke lange Jahre mitbestimmt und trägt Verantwortung für das Wahlergebnis 2016", ergänzte Brzezinski und machte klar, dass er sich im Falle einer Kampfkandidatur zwischen Grütters und Wegner für die Amtsinhaberin und deren Generalsekretär Stefan Evers einsetzen werde. Er Vergleich eine Amtsübernahme Wegners damit, "alles auf null zu stellen" und nannte dieses Szenario "völlig absurd".
Brzezinski wird zum Zeitpunkt der Vorstandswahl am 18. Mai nicht mehr im Amt sein. Er legt den Vorsitz der Jungen Union am 6. April nieder, als Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Christopher Lawniczak gehandelt. Der wollte sich "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht zur Kandidatur Wegners und den Aussagen Brzezinskis äußern.
Wechselnde Mehrheiten
Klar ist, dass die Lager von Monika Grütters und des Herausforderers Kai Wegner auch in der JU aufeinanderprallen. Anders als Brzezinski hatten sich zuletzt vier JU-Kreisverbände, neben Spandau aus Neukölln,. Pankow und Mitte, für Wegner als Landesvorsitzenden ausgesprochen. Auch in Reinickendorf, wo die JU den Steffel-Nachfolger Frank Balzer öffentlich unterstützt hatte und dafür bei der Neuaufstellung des Kreisvorstands belohnt worden war, dürfte die Unterstützung Wegners ausgemachte Sache sein. Die Hinweise darauf, dass auch der anstehende Personalwechsel an der JU-Spitze Indiz für einen voranschreitenden Wechsel der Mehrheiten innerhalb der Berliner CDU ist, häufen sich.
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