Filmstadt Berlin - Homeland und Matt Damon: Jason Bourne wird wieder Berliner
Das „Homeland“-Team drehte im Berliner Untergrund, den auch Matt Damon kennengelernt hat. Bald kehrt er in seiner erfolgreichsten Rolle zurück.
Ach Berlin, du und deine Tunnel! Was wäre der Filmstandort ohne sie. Eine bloße Oberfläche ohne Untergrund, platte Stadtlandschaft ohne Tiefenwirkung, ein schöner Schein ohne Geheimnisse. Gut also, dass es sie in Hülle und Fülle gibt, die Location Scouts haben die freie Auswahl. Selbst Daniel Craig, damals noch nicht im Dienste Ihrer Majestät, eilte Ende der Neunziger in „Obsession“ durch den U-Bahnhof Alexanderplatz. Und 2004 lieferte sich Matt Damon als Jason Bourne im noch nicht eröffneten Tiergartentunnel eine erbitterte Verfolgungsjagd mit einem Killer, die in „Die Bourne Verschwörung“ freilich nach Moskau verlegt wurde. Drei Jahre später folgte für „Das Bourne Ultimatum“ eine Szene im Autotunnel am Alexanderplatz.
Auch TV-Sender, die auf die quotensteigernde Kraft der dunklen Seiten Berlins hoffen, lassen sich solch bildkräftige Motive nicht entgehen, und so stieg am Montag das Team von „Homeland“ für die seit Monaten in Berlin produzierte fünfte Staffel zum Unter-Tage-Dreh in den Tunnel der U 55, der „Kanzlerbahn“, hinab, während die normalen Fahrgäste zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor für einen Tag in die Röhre guckten.
Die Filmcrew hatte sich in der Station Bundestag am Paul-Löbe-Haus eingenistet. Oben, unterm grauen Himmel, sah man von ihrer Arbeit nicht viel: zwölf weiße Lastwagen, teilweise mit Werbung bedruckt, allerlei Beleuchtungsgerät, dazu schwarze Stellwände und Abdeckungen, die zwei der vier U-Bahnhof-Ausgänge abschirmten, gegen neugierige Blicke und störendes Sonnenlicht, wer weiß.
„Morgen gibt es eine Schussszene"
Was dort gedreht wurde? Studio Babelsberg, das die Dreharbeiten logistisch betreut, verriet nichts, und auch die herumstehenden Mitarbeiter gaben sich wortkarg, das gehört zu ihrem Job. „Die Agentin verfolgt einen Mann, den sie in der Menge wieder verliert“, ließ sich einer immerhin entlocken. „Morgen gibt es eine Schussszene. Ein Komparse wird von einem der Bösen angeschossen“, verriet ein anderer. Morgen? Aber doch wohl hoffentlich nicht in der U-Bahn? Die BVG weiß nur von einem Drehtag. So langsam müssen sie auch fertig werden, schließlich läuft die fünfte Staffel bereits und die siebte von 13 Folgen ist ausgestrahlt.
Am frühen Nachmittag strömten einige hundert Komparsen aus einem der Ausgänge. Unauffällig gekleidet, stellten sie Reisende und Fahrgäste dar, manche zogen Koffer hinter sich her. Nahe dem Kanzleramt warteten schon die Caterer: Mittagspause. „An die Stars kommt man auch jetzt nicht ran. Die werden mit einem Shuttle abgeholt und in ein Restaurant gebracht“, erzählte ein etwa 50-jähriger Komparse. Die Stärkung konnten die Statisten wohl gut gebrauchen. So ein Tag am „Homeland“-Set ist lang. „Ich bin seit 6 Uhr da und noch bis in die späten Abendstunden eingeplant“, erzählt eine junge Frau noch ganz euphorisch.
Dreht Matt Damon bald wieder in Berlin?
Gut möglich, dass auch Jason Bourne bei seinem nächsten Berlin-Besuch wieder die BVG benutzt. Damit hat er beste Erfahrungen gemacht, seit er, wiederum in „Die Bourne Verschwörung“, einem sorgfältig aufgestellten Team von CIA-Häschern eine ange Nase drehte und ihnen am Alexanderplatz einfach auf- und davonfuhr – mit der guten alten Straßenbahn. Ob es vergleichbare Szenen auch im nächsten Bourne-Film geben wird, weiß vielleicht nicht mal Matt Damon, aber fest steht: Der Film entsteht soeben, und es sieht auch für Berlin als Drehort gut aus. Schon zweimal spielte die Stadt in der Geschichte um den von Gedächtnisverlust befallenen, um seine tatsächliche Identität ringenden Ex-CIA-Killer diese Rolle. In „Die Bourne Verschwörung“ war Berlin einer der Hauptschauplätze, wochenlang weilten Matt Damon und das übrige Team in der Stadt. Für „Das Bourne Ultimatum“ 2007 waren es immerhin vier Drehtage, am Alexanderplatz sowie am Platz der Vereinten Nationen, beide Szenen spielten dann allerdings in Moskau. Und bei beiden Filmen wurde das Team um Regisseur Paul Greengrass von Studio Babelsberg betreut, was beim neuen Film die dritte Kooperation nahelegt, die es offenbar auch gibt, aber offiziell zu erfahren ist bislang nichts. In der Branche wird dennoch manches gemunkelt, und so sieht es aus, als stehe der, wie es heißt, wieder auf wenige Tage begrenzte Damon-Dreh in Berlin recht bald bevor.
Sollte er auch, ist doch der damit fünfte Bourne-Film bereits für Mitte 2016 angekündigt, wieder mit dem Team Damon/Greengrass, das hatte sich der Schauspieler für eine Rückkehr in seine Rolle ausdrücklich ausbedungen. Was aus der Figur des von Jeremy Renner gespielten CIA-Agenten Aaron Cross in „Das Bourne Vermächtnis“ (2012) wird, ist noch nicht ganz zu durchschauen. Der Film erfüllte die Erwartungen nicht, obwohl er die Produktionskosten doppelt wieder einspielte. Nur Bourne ist eben Bourne.
Eine blutige Wange für Jason Bourne
Branchenblätter wie „The Hollywood Reporter“ haben bereits von Dreharbeiten auf Teneriffa berichtet und erste Fotos vom Set gezeigt, Damon wieder mit durchtrainiertem Körper, während die Online- Ausgabe von „The Daily Mail“ unlängst eine Reihe von Fotos der Dreharbeiten auf einem Londoner Hausdach zeigte: Matt Damon bedroht mit einer Pistole einen Mann – die Szene nimmt offenbar einen für Bourne ungünstigen Verlauf: Er holt sich eine blutige Wange.
In der New Yorker „Daily News“ hatte sich Damon, wenngleich ziemlich vage, über die Fortsetzung der Reihe geäußert: „Bourne hat sein Gedächtnis zurück, aber das bedeutet nicht, dass er alles weiß. Es ist zwölf Jahre her, dass er aktiv war. Also haben wir die Fragen zu beantworten: Wo ist er gewesen? Was macht er? Was treibt ihn wieder an?“ Der Film werde in einer politischen Landschaft „post-Snowden“ spielen, fügte Damon an.
Auch Julia Stiles als junge CIA-Agentin Nicky, sozusagen Bournes Miss Moneypenny, wird wieder dabei sein. Weiter ist bekannt, dass Tommy Lee Jones als CIA-Mann mitspielen wird und die junge Schwedin Alicia Vikander („Codename U.N.C.L.E.“), die bei der Berlinale 2011 European Shooting Star war.
Kann gut sein, dass Greengrass in absehbarer Zeit schon wieder in Berlin auftaucht: Im Vorjahr berichtete „Variety“ von Plänen für eine Fluchtgeschichte aus Berliner Mauerzeiten, mit ihm als Regisseur. Jetzt hieß es, fürs Drehbuch habe man den Dänen Tobias Lindholm gewonnen. Titel des Projekts: „The Tunnels“.
- bbbbbb
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