Trotz BER und Air Berlin: Jahreskongress der Airline-Bosse tagt diesmal in Berlin
Dass sich die Köpfe des Weltverbandes der Fluggesellschaften zu einem Kongress treffen, ist nicht ungewöhnlich. Der Tagungsort schon eher: Er lautet Berlin.
Gut zwei Jahre nach dem letzten Flug der insolventen Air Berlin (siehe unten) und mehr als sieben Jahre nach dem geplatzten Termin zur Eröffnung des Großflughafens BER ist Berlin denkbar weit entfernt davon, als wichtiges Drehkreuz im Luftverkehr durchzustarten. Dennoch hat die International Air Transport Association (IATA) mit Zentrale im kanadischen Montreal für Dienstag und Mittwoch rund 400 Führungskräfte, Experten und Vordenker (aller Geschlechter) ins Hotel Grand Hyatt am Marlene-Dietrich-Platz in Mitte geladen.
IATA-Generalsekretär Alexandre de Juniac will mit Experten und Chefs der europäischen Fluggesellschaften über Herausforderungen der Branche beraten. Diese steht in Europa unter dem Druck der Politik, mehr gegen den Klimawandel zu tun. In Deutschland hat sich die Bundesregierung erst vor Wochen im Rahmen ihres Klimapaketes darauf verständigt, Flugreisen zu verteuern.
Vor dem Hintergrund scheint etwas besser nachvollziehbar, warum die 1945 gegründete IATA, die 290 Fluggesellschaften aus 190 Ländern vertritt, in der deutschen Hauptstadt Flagge zeigen will. Das Konferenzmotto „Wings of Change“ klingt sogar wie eine Referenz an den 1991er Mauerfall-Hit „Wind of Change“ der Scorpions: wie passend für Berlin! Doch so lautete das Motto auch im vergangenen Jahr beim Treffen in Madrid.
Mancher Gast wird sich darüber ärgern, dass er Berlin nur nach Umstieg an einem anderen Flughafen erreicht hat. Dabei hätten viele der Airline-Manager es selbst in der Hand: Berlins Verbände und der Senat werben seit Jahren um mehr Direktverbindungen. Vielleicht lässt sich der ein oder andere Flugentscheider ja von Tesla-Gründer Elon Musk beflügeln.
Die IATA teilte dem Tagesspiegel mit, man habe Berlin als „auf vielen Ebenen wichtige Metropole“ gewählt, weil man erwarte, dass der Standort ein „starkes und internationales Drehkreuz“ werde, sobald der BER eröffnet hat – mit positiven Auswirkungen für Bevölkerung und die Wirtschaft.
Kevin P. Hoffmann