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Im Berliner Dom liegt ein Kondolenzbuch aus
© REUTERS

Trauer nach Anschlag in der Türkei: "Istanbul ist wie Berlin"

Nach dem Terroranschlag in Istanbul trauert auch Berlin. In der Marienkirche und der Gedächtniskirche gibt es Andachten. Unter den Toten sind mindestens drei Menschen aus der Region.

Nach dem Terroranschlag von Istanbul mit mindestens zehn Todesopfern wehen in Berlin die Flaggen auf halbmast. Innensenator Frank Henkel (CDU) habe für alle Dienstsitze von Senat und Bezirken Trauerbeflaggung angeordnet, teilte die Innenverwaltung am Mittwoch mit. Eines der Todesopfer von Istanbul stammt aus Berlin. Zwei weitere Berliner wurden verletzt. Am Mittwochnachmittag versammelten sich 30 Gläubige in der Marienkirche am Alexanderplatz, nahe dem Roten Rathaus. In einer halbstündigen Andacht gedachten sie der Opfer des Terroranschlags.

„Wir sind erschüttert über den Terror in Istanbul. Erschüttert über die Unbarmherzigkeit, die Opfer, die unsere Mitbürger waren“, sagt Pfarrerin Cordula Machoni. „Diese halbe Stunde gehört den Menschen, die wie verloren haben, aber auch allen, die in Istanbul in Krankenhäusern um ihr Überleben kämpfen.“ Machoni lud alle Anwesenden ein, im stillen Gebet für Frieden und Versöhnung zu bitten.

Kondolenzbuch im Berliner Dom

Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte, Berthold Höcker, sprach ein Gebet für Opfer und Angehörige, bevor er alle dazu einlud, neben dem Altar eine Kerze anzuzünden. Wie der Kirchenkreis Berlin Stadtmitte weiter mitteilte, sind auch in den kommenden Tagen Andachten geplant. Auch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz wurde am Mittwoch der Trauerraum freigegeben.

Bei Friedensandachten um 13 Uhr sowie um 17.30 und 18 Uhr wurde für die Angehörigen der Anschlagsopfer und für die Verletzen gebetet, hieß es. Im Berliner Dom wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt. Es liegt direkt neben der Krippe, wer sich dort eintragen möchte, muss keinen Eintritt zahlen. Der erste Eintrag war in türkischer Sprache geschrieben. Darin bat der Verfasser um ein Leben in Frieden.

Auch die türkische Community in Kreuzberg ist schockiert. Viele haben Freunde oder Verwandte in der türkischen Metropole. „Es hätte jeden treffen können, Deutsche, Türken“, sagt Kevser, 26, die als Verkäuferin in einem kleinen Imbiss am Kottbusser Tor arbeitet. „Istanbul ist wie Berlin eine ganz gemischte Stadt“, sagt sie. „Mit vielen Religionen, vielen Kulturen und vielen verschiedenen Menschen. Genau das wolle der Terror zerstören.

Terror ist ein großes Thema in der türkischen Community

Für andere gehört die Nachricht von Terroranschlägen in der Türkei schon zum Alltag. „Das ist gang und gäbe“, sagt ein Mitarbeiter eines Handyshops an der Adalbertstraße. Er erinnert an den Anschlag in Ankara im Oktober letzten Jahres, bei dem mehr als 100 Menschen ums Leben kamen, als zwei Selbstmordattentäter sich in einer Demonstration in die Luft gesprengt haben. Kevser sagt, sie habe Angst, dass es solche Anschläge auch in Berlin geben werde. „Berlin als Hauptstadt ist, glaube ich, besonders gefährdet.“ Ihre Kollegin, Cennet stimmt ihr zu. Die 20-Jährige sagt:„Dieser Terror ist ein großes Thema in der türkischen Community. Wir sind sehr traurig. “

Pascale Müller

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