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Das Neue im Block. Den vorderen Bereich des Gebäudes gestaltet Moneo, die östliche Front Schultes, die westliche Hemprich Tophof. Foto: Promo
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Berlin: Stararchitekten bauen Luxuswohnungen mit Blick aufs Schloss

Gegenüber vom Schloss und vis-à-vis vom Auswärtigen Amt entstehen 50 Eigentumswohnungen. Stararchitekt Rafael Moneo, Kanzleramts-Architekt Axel Schultes und das Baumeisterduo Hemprich Top haben den Wettbewerb gewonnen.

Erschöpft, aber auch zufrieden standen sie da, in der Attrappe von Schinkels Bauakademie gegenüber von Berlins größter Baustelle, der vom Schloss: Stararchitekt Rafael Moneo, Kanzleramts-Architekt und Gestalter vom Band des Bundes Axel Schultes und das Baumeisterduo Hemprich Tophof – ihre drei Büros gewannen den Wettbewerb für den Bau der Wohn- und Geschäftshäuser vis-à-vis von Auswärtigem Amt und Schloss. Die herausragende Lage dieses Grundstücks verglich Wilfried Wang von der Akademie der Künste mit Bauland gegenüber dem Pariser Louvre, nur dass es dort schon lange nichts mehr zu bauen gibt. Und das erklärt auch die Anspannung: Wenn gute Architektur Pflicht ist in dem von Meisterstücken nicht gerade übersäten Berlin, dann ganz sicher hier.

"So viel Schmuck wie Preußen aushält"

Für diese „Jahrhundertaufgabe“, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte, sei eine zeitgenössische Architektursprache gefunden worden unter Rückbesinnung auf die Historie. Gerade „so viel Schmuck wie Preußen aushält“ trügen die Fassaden. Nun ja, eher die Moderne spricht aus den Entwürfen, wenn nicht die halbrund in den Straßenraum hervorragenden Balkone bei Schultes, die schräg eingeschnittenen Fensteröffnungen bei Hemprich Tophof und die tief liegenden Fenster zwischen schmalen Fassadenbändern bei Moneo als Ornamente gewertet werden.

Das sind aber eher zeitgenössische Stilmittel, um die Langeweile gleichförmiger Fensterreihen in den vielen glatten Bauten der Spätmoderne durch etwas Plastizität aufzulockern – so geschehen am Pariser Platz oder auch am Hauptbahnhof. Fünf Monate und mehrere Überarbeitungen der ursprünglichen Entwürfe hat es gebraucht. Und die Jury habe den Baumeistern so einige „Tritte versetzt“, wie sich Wang ausdrückte.

Weil die Hisbollah Geld wusch, baute Schultes nicht

Schultes will nichts davon gespürt haben, er bedankte sich vielmehr bei der Jury. Er hat lange nichts mehr in Berlin gebaut und kann nun endlich zeigen, was er zu leisten imstande ist. Eine seiner letzten Großaufträge, die Zentrale der „Libanese-Canadian-Bank“ in Beirut, ging unvermittelt verloren. Das Kreditinstitut soll Gelder der Hisbollah gewaschen haben, woraufhin die USA ihm die Banklizenz entzogen. Umso mehr freut sich Schultes auf die neue Aufgabe in Berlin.

Lückenschluss.
Lückenschluss.
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60 Millionen Euro investiert der Bauherr Frankonia in den Block mit etwa 50 Wohnungen und Läden sowie Restaurants in den Erdgeschossen. Wer dort einziehen möchte, bezahlt 5000 Euro bis 20 000 Euro pro Quadratmeter, sagt Frankonia-Vorstandschef Uwe Schmitz. Am teuersten sind die obersten Geschosse, von wo der Blick über den angrenzenden Park oder über Schinkels Friedrichswerdersche Kirche hinaus ins Zentrum reicht. Beengt ist dagegen der Ausblick an der Westfront des Gebäudes, die zur Oberwallstraße ausgerichtet ist. Dort haben die Wohnungen wenig mehr als zehn Meter Abstand zur Kirche. Doch aus der Last haben Hemprich Tophof eine Tugend gemacht, indem sie die Fenster auf besonders schöne Ausschnitte der Kirchenfassade großflächig öffnen, so dass sie fast einen Rahmen für dieses Stück historischer Baukunst abgeben.

Das Schloss wächst in die Höhe

Wer den Schinkelpavillon – dort sind die Entwürfe des vielstufigen Wettbewerbs mit dem klangvollen Namen „Von Preußen nach Europa“ zu besichtigen – verlässt und Richtung Alexanderplatz streift, ist bass erstaunt: Gegenüber ragen die gewaltigen Fassaden des Schlosses bereits mehr als drei Geschosse hoch aus der Baugrube. Kaum zu glauben, dass die Schlüter-Rekonstruktion „erst“ im Jahr 2019 öffnet. Die Neubauten am Schinkelplatz sollen bereits in zwei Jahren fertig werden: Wohnungen auf 4800 Quadratmetern und Gewerbe auf weiteren 3700 Quadratmetern.

Das Tempo, mit dem sich die historische Mitte verändert, ist rasant. Und Baustellen gibt es allenthalben: Östlich vom Schloss ist die Baugrube für die U5 ausgehoben. Mächtige Zäune schirmen sie von Verkehr und Besucherströmen ab, die weiter Richtung Alexanderplatz fließen oder ins Nikolaiviertel, dem historischen Zentrum Berlins, abschwenken.

Am U- und S-Bahnhof Alexanderplatz ist der Neubau für das Einkaufszentrum „Allea101“ zwar noch eingerüstet, die schwarze Fassade mit den Aufschriften der Handelsketten ist aber bereits fertiggestellt. Das Gebäude lehnt sich in seiner Gestalt an das benachbarte Kino-Zentrum „Cubix“ an, wirkt aber spielerischer durch den versetzten oberen Bereich des Blockes, was ein wenig an Rubiks Zauberwürfel erinnert. Das Zentrum Berlin, es wächst zu – aber wächst es auch zusammen?

Ralf Schönball

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