Park am Gleisdreieck eingeweiht: In der Mitte entspringt ein Park
Der Park am Gleisdreieck wurde am Freitagnachmittag feierlich eröffnet. Während die Eröffnungsreden noch bei Sonnenschein gehalten wurden, fiel der geplante Rundgang gehörig ins Wasser. Am Samstag feierten die Anwohner.
„Ach, die Parkeröffnung ist heute?“, fragt Felix Schmaller verwundert. „Da haben wir aber Schwein gehabt!“ Der Schöneberger, der vor acht Jahren nach Österreich zog, ist nur ein paar Tage mit Frau und kleinem Sohn in seiner alten Nachbarschaft zu Besuch – und ganz erstaunt, was sich in der Gegend zwischen dem Schöneberger Spreeufer und der Yorckstraße in Kreuzberg so getan hat. Eine Menge.
Seit Freitagnachmittag ist sie offiziell, die Eröffnung des Westparks am Gleisdreieck: Nachdem sich in den vergangenen Monaten schon viele Ungeduldige auf dem halbfertigen, neun Hektar großen Areal getummelt hatten, wurde der Park auf einer Bühne im nördlichen Teil feierlich eröffnet.
Viele der Beteiligten, von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) über den Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg Franz Schulz (Grüne) und dem Landschaftsarchitekten Leonard Grosch bis zu Bürgervertretern kamen zu Wort, erstere vor allem mit Danksagungen und Freudesbekundungen, letztere durchaus kritisch. So beklagte Norbert Rheinländer, der sich seit Jahrzehnten für die Brache zwischen den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg starkmacht, die angeblich bereits einsetzende Gentrifizierung: „Wir Alteingesessenen haben dafür gekämpft, dass es hier schön wird. Aber je schöner und grüner eine Ecke wird, desto teurer werden die Mieten, die sich die alten Anwohner oft nicht leisten können.“
Am Freitagmittag sieht alles noch sonnig und friedlich aus. Christine Höpfner sitzt nur ein paar Meter von den Begrüßungsreden entfernt mit einem Buch auf der Parkbank. Seit vierzig Jahren wohnt die Bayerin in Berlin, seit zehn Jahren in unmittelbarer Parknähe. Sie war schon im Winter öfter hier joggen, halblegal. Nun freut sie sich, dass der Park künftig mit mehr Leben gefüllt wird. Eine Gruppe Skater sitzt mit ihren Boards an dem kleinen Hang in der Nähe der Gleisbrücke der U1, die in luftiger Höhe im Fünf-Minuten-Takt über den Park rumpelt.
Felix Schmaller tröstet gerade seinen zweijährigen Sohn Carl, der sich auf dem riesigen Spielplatz am Holzklettergerüst den Kopf gestoßen hat. Trotzdem ist Schmaller begeistert: „Die Verbindung zwischen Schöneberg, Kreuzberg und Potsdamer Platz hat mir früher immer gefehlt.“ Jetzt kann man hier einfach durchspazieren. „Und es sieht alles noch so neu aus“, fügt seine Frau hinzu.
Zusammen mit dem bereits vor eineinhalb Jahren eröffneten Ostareal ist der Park am Gleisdreieck nun komplett – und das sogar früher als erwartet. Ursprünglich sollte der Westteil erst Ende 2013 fertig sein. „Es ist doch toll, dass in Berlin auch mal etwas schneller klappt als gedacht und man dabei sogar im Budget bleibt“, sagt Senator Müller. Applaus. Nach den Eröffnungsworten folgt die Parkbegehung; in der Kleingartenkolonie Laubenpieper warten Tangomusik und Grillwürstchen. Und plötzlich sind sie da, die dunklen Wolken, die sich in der Ferne aufgetürmt hatten. Alle flüchten vor dem Platzregen unter Zelte, U-Bahnbrücken und überdachte Bierausschänke. Und auf einmal sind die Wiesen wieder ganz leer.
Am 1. Juni wird der Park mit einem großen Bürgerfest eingeweiht.
Leonie Langer