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Auch wenn es so aussieht: Am BER läuft so einiges nicht rund.
© Odd Andersen/AFP
Update

Neuer Ärger um BER: Imtech bleibt im Geschäft - und für Käufer attraktiv

Neue Betrugsvorwürfe und Imtech-Insolvenz: Die BER-Chefs hatten am Montag bei ihrer Sitzung einiges zu besprechen. Der Gebäudeausrüster wird nun verkauft: Für Imtech Deutschland gebe es über 40 Interessenten, teilte der Insolvenzverwalter mit.

Trotz Insolvenz und möglichem Korruptionsskandal will Flughafenschef Karsten Mühlenfeld beim Bau des BER nicht auf den Gebäudeausrüster Imtech verzichten. „Sowohl auf unserer Seite als auch auf Seite Imtechs besteht großes Interesse, die Arbeiten fortzuführen“, sagte Mühlenfeld am Montag am Rande einer Sitzung des Projektausschusses.

Kein Wunder, dass sich die Flughafengesellschaft mit dem Imtech-Insolvenzverwalter darauf geeinigt hat, dass die Arbeiten wie vereinbart weitergehen. Das Geld für erbrachte und geprüfte Leistungen werden auf ein BER-Sonderkonto des Insolvenzverwalters fließen.

Das Gremium wollte sich auch mit den jüngsten Betrugsvorwürfen um angeblich überhöhte Abrechnungen deutscher Großkonzerne wie Siemens, Bosch und der Telekom-Tochter T-Systems auf der BER-Baustelle in den Chaosmonaten vor der abgesagten Eröffnung im Mai 2012 beschäftigen.

"Nach einer ersten Prüfung können wir die Vorwürfe nicht nachvollziehen", hieß es bei T-System. Man stehe aber im Kontakt mit dem Flughafenmanagement BER aufgenommen und prüfte den Vorgang vorsorglich intern. "Die Deutsche Telekom sowie T-Systems distanzieren sich von jeglichem Verhalten, das nicht im Einklang mit unseren Compliance-Regeln steht", hieß es in einer Erklärung. Die anderen Firmen äußerten sich bislang nicht. Eine Stellungnahme lehnte auch der BER-Chef zunächst ab.

Dafür kommentierte Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider, der den Projektausschuss des Gremiums leitet, den Vorgang so: Es zeige, dass die Revision am Flughafen funktioniere. „Der Flughafen hat es selbst entdeckt. Er geht damit um. Wir räumen mit der Vergangenheit auf.“ Dem Vernehmen nach ist völlig unklar, ob es tatsächlich Verdacht auf kriminelles Handeln auf Seiten des Flughafens oder der betroffenen Konzerne gibt oder es sich um  branchenüblichen Abrechnungspoker handelt. 

Die Anti-Korruptionbeauftragte Elke Schaefer geht Hinweisen  nach, dass Nachtragsrechnungen der Firmen aus der Zeit  bis Mai 2012 ohne Prüfung durchgewinkt und bezahlt worden sein sollen, was ungewöhnlich sei. Flughafenchef Ralf Kunkel hatte darauf verwiesen, dass dies alles im Zuge der noch ausstehenden Schlussrechnungen geschehen soll.

Imtech baut im Terminal des künftigen Flughafens – teilweise in einer Arbeitsgemeinschaft mit Caverion (Arge IMCA) – die Haustechnik, darunter Strom-, Klima- und Sprinkleranlage. Im Februar war ein früherer BER-Manager und Prokurist verhaftet worden, der von Imtech mit 150 000 Euro bestochen worden sein soll, im Gegenzug für eine beschleunigte Abschlagszahlung von 65 Millionen Euro Ende 2012. Dass der Konzern in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt,  war dem BER-Management seit Jahren bekannt. Erst jetzt, kurz nach der Insolvenz, hatte Mühlenfeld den Aufsichtsrat darüber informiert, dass der Flughafen im Februar bereits Vorkehrungen getroffenen, und eine Ersatzfirma gesucht hat, die notfalls einspringen könnte.

Mühlenfeld: Habe Aufsichtsrat nicht getäuscht

Den Vorwurf, dass Aufsichtsgremium getäuscht zu haben, wies Mühlenfeld zurück. Eine mögliche Imtech-Insolvenz sei in die „allgemeinen Risikobetrachtungen“ für den Aufsichtsrat eingegangen, sagte der Flughafenchef. Im Aufsichtsrat sieht man  das anders. Aus dem Gremium wurde dem Tagesspiegel bestätigt, dass in den turnusmäßigen Risikoberichten für die letzten Aufsichtsratssitzungen zwar als Risiko die „Insolvenz eines großen Airline-Kunden“ aufgeführt sei, gemeint ist die tiefrote Zahlen schreibende Fluggesellschaft Air Berlin, nicht aber der mögliche Ausfall der zweitwichtigsten Baufirma auf der BER-Baustelle.

Imtech hat großes Interesse daran, am BER weiterzumachen. Nach Tagesspiegel-Informationen hat Imtech kann der insolvente Konzern auf eine Zahlung von 35 Millionen Euro für Leistungen aus der Zeit 2011/2012 hoffen, was das angeschlagene Unternehmen finanziell entlasten würde. Damit unterscheidet sich der BER von den anderen 958 Imtech-Baustellen in Deutschand.

Insolvenzverwalter leitet Imtech-Verkauf ein

Trotz seiner Zahlungsunfähigkeit bleibt der Gebäudeausrüster mit der BER-Baustelle für Investoren attraktiv. Für Imtech Deutschland gibt es mehr als 40 Kaufinteressenten, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag berichtete. Der Verkaufsprozess sei gestartet worden, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt demnach mit. „Es ist die wirtschaftlich beste Lösung, Imtech unter neuer Eigentümerschaft fortzuführen.“ Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sei mit der Organisation des Unternehmensverkaufs beauftragt worden.

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