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Es wird schon wieder finster über dem BER. Nun ist auch eine Eröffnung 2017 unsicher.
© Patrick Pleul/ dpa

Korruption am Berliner Flughafen: Der BER ist so erpressbar wie eh und je

Der Flughafen ist erpressbar – und der Aufsichtsrat lässt sich vom Management vorführen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Thorsten Metzner

Wundert’s noch einen? Jetzt, im Hitzesommer 2015, bestätigt sich erneut, was am Hauptstadt-Fluchhafen ohnehin jeder ahnt: Die ewige Baustelle für den neuen Airport Berlins und Brandenburgs in Schönefeld ist für viele Firmen ein lukratives Geschäft – solange der BER nicht eröffnet. 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, die Jahre verfliegen.

Wird es bis Ende 2017 wirklich etwas? Bis vor einigen Wochen sah es so aus. Aber nun, angesichts der Imtech-Pleite, Rückständen auf der Baustelle, neuen Betrugsvorwürfen, wäre auch das fast schon wieder ein Wunder. Und die dauern am BER lang, länger, am längsten.

Der Klub der Überforderten

Womit man bei den Baufirmen wäre. Das ist ein spezielles Kapitel, und kein Ruhmesblatt für die Wirtschaft. Denn da gibt es eben nicht nur das Pleite-Unternehmen Imtech als angeblich einsamen Bösewicht, obwohl der holländische Gebäudeausrüster es besonders dreist versuchte. Inzwischen erhärtete sich nämlich der Verdacht, dass Imtech einen Ex-Manager des BER mit 150.000 Euro bestach, krimireif in einer Autobahnraststätte übergeben, um eine 65-Millionen-Zahlung zu beschleunigen.

In der Rückblende mutet das kafkaesk an. Am BER ist überhaupt kein Schmiergeld nötig gewesen: Firmen wie Siemens, Bosch, T-Systems, gegen die nun Vorwürfe wegen überhöhter Rechnungen laut werden, kamen schließlich ohne Umwege an Millionen. So sieht es zumindest aus. Es geht dabei um Altlasten, um die Chaosmonate vor der abgesagten Eröffnung am 8. Mai 2012.

Es war die Zeit, als am BER schon alles drunter und drüber ging, als der Klub der Überforderten – Manager, Architekt und Projektsteuerer – auf der außer Kontrolle geratenen Großbaustelle verzweifelt versuchte, die Firmen anzutreiben, um den Eröffnungstermin irgendwie zu halten. So wurden verhedderte Kabel hinter die Wände gezogen, alles durcheinander, systematischer Pfusch, auf Anordnung. Alle machten mit, und die Firmen stellten dafür Rechnungen, die keiner mehr prüfte.

Die Firmen allein haben das Herrschaftswissen

Das alles soll jetzt, drei Jahre später, aber doch noch Konsequenzen haben: Die Antikorruptionsbeauftragte des Flughafens geht Hinweisen auf damals überhöhte Zahlungen an Siemens, Bosch und T-Systems nach. Und die Flughafenleitung schwört, dass die noch ausstehenden Schlussrechnungen für alle Abrechnungen besonders gründlich geprüft werden sollen. Ende gut, alles gut?

Ach was, das ist mitnichten so. Denn die Firmen sitzen am längeren Hebel. Sie allein haben das Herrschaftswissen, da durch das verfehlte Krisenmanagement auf der anderen Seite seit 2012 alle weg sind: Generalplaner, Architekt, Manager. Und unter dem Druck, den BER endlich zu eröffnen, ist der Flughafen so erpressbar wie eh und je. Der Aufsichtsrat? Der kriegt nichts davon mit, dass der Flughafen sich auf einen Ausfall der zweitwichtigsten Firma vorbereitet. Es steht nicht gut um den BER.

Für weitere Hintergrundinformationen lesen Sie hier den Artikel "Neuer Skandal um Flughafengesellschaft BER täuschte Aufsichtsrat über Risiken" von Thorsten Metzner.

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