Erste Januarhälfte angepeilt: Impfzentrum soll vom Berliner Messegelände ins ICC ziehen
Für die Grüne Woche, die am 21. Januar startet, sollen die Messehallen wieder komplett genutzt werden können. Die CDU fordert einen weiteren Standort.
Das Impfzentrum in der Messe Berlin in Charlottenburg-Wilmersdorf soll ins benachbarte ICC umziehen. Das sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) dem Tagesspiegel: „Ziel ist es, in den nächsten Wochen alles vorzubereiten und dann ins ICC zu wechseln.“
Verantwortlich für den Umzug sei der ehemalige Chef des Technischen Hilfswerks Albrecht Broemme, der bereits den Aufbau der Impfzentren und der Corona-Notfallklinik in Berlin organisiert hat, sagte Kalayci. Broemme wurde dafür mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Der genaue Zeitpunkt stehe noch nicht fest, sagte Messe-Sprecher Emanuel Höger am Montag. Angepeilt sei die erste Januarhälfte. Die Agrarmesse Internationale Grüne Woche starte am 21. Januar, dafür sollen die Messehallen wieder komplett genutzt werden können. Das ICC wird seit mehr als sieben Jahren weitgehend nicht mehr genutzt. Zuvor hatte der RBB über den geplanten Umzug berichtet.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, bildeten sich am Montag am Impfzentrum an der Messe lange Schlangen vor den Eingängen. Viele Menschen hatten einen Termin vereinbart – meist, um eine „Booster“-Impfung zu erhalten, die Auffrischung für Menschen, die schon vollständig geimpft waren. Bis zur Masurenallee standen die Impfwilligen an.
„Ich hatte eine Herzoperation. Ich kann nicht so lange stehen“, sagte eine Wartende. In der Schlange waren viele ältere Menschen zu sehen. Vereinzelt standen Stühle für sie bereit.
Berliner CDU fordert Impfzentrum im Osten der Stadt
Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist die Nachfrage nach Impfungen in den beiden noch offenen Impfzentren Messe und Flughafen Tegel zuletzt wieder gestiegen. Seit gut einer Woche sei in den Impfzentren und bei den mobilen Impfteams ein deutlicher Anstieg zu sehen, sagte der Berliner DRK-Präsident Mario Czaja der „Berliner Morgenpost“.
Auch Berliner Arztpraxen verzeichnen eine gestiegene Impf-Nachfrage. Nach eher ruhigen Impfwochen mit durchschnittlich 35 000 Impfungen seit Mitte August habe die Zahl der Impfungen in den Berliner Praxen wieder zugenommen, teilte die Kassenärztliche Vereinigung am Montag in Berlin mit. So seien in der vergangenen Woche bereits rund 55 000 Impfungen durchgeführt worden, hieß es.
Es sei davon auszugehen, dass bei steigender Nachfrage von Impfinteressierten die Zahl der Impfungen in den Praxen weiter ansteigen werde. Im Schnitt impfen demnach in Berlin derzeit pro Woche rund 1500 Praxen.
Aufgrund der großen Nachfrage und der gleichzeitig nur zögerlich steigenden Impfquote fordert Kai Wegner, Landes- und Fraktionschef der CDU, ein weiteres Impfzentrum zu eröffnen. „Unsere beiden verbliebenden Impfzentren verzeichnen steigende Besucherzahlen, jedoch leider auch unzumutbare Wartezeiten. Notwendig ist ein weiteres Impfzentrum im Ostteil unserer Stadt.“
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Das würde insofern das Angebot komplettieren, als dass die verbliebenen Standorte im Westen (Messe) und im Zentrum der Stadt (Tempelhof) liegen. Auch spricht sich Wegner für die Wiedereinführung eines kostenlosen, unbürokratischen Taxi-Shuttles zu den Impfzentren für Menschen über 70 Jahre aus. „Es ist besorgniserregend, mit welchem Tempo sich Corona ausbreitet. Einen neuen Lockdown darf es nicht geben“, sagte Wegner. „Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln und die vierte Welle brechen.“
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Die Berliner FDP schließt sich der Forderung an. „Der Senat muss alles dafür machen, dass der Virus nicht erneut die Oberhand in der Hauptstadt zurückgewinnt“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Fraktion im Abgeordnetenhaus, Florian Kluckert. „Dabei ist auch der Ausbau der Corona-Impfzentren von großer Bedeutung. Wir brauchen aber auch weiter niedrigschwellige Impfangebote wie in Einkaufszentren oder auch in Apotheken.“
Der Senat plant aber vorerst keine grundlegende Ausweitung des Impfangebots. Eine „grundlegende Erweiterung“ des Impfangebotes sei derzeit nicht vorgesehen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur aus der Gesundheitsverwaltung. Die niedrigschwelligen Angebote werden nach Angaben einer Pressereferentin vom Montag regelmäßig geprüft und bewertet. Eine Erweiterung oder Reduzierung könne nicht ausgeschlossen werden, teilte sie weiter mit.
In den Hochzeiten der Pandemie waren in Berlin sechs Impfzentren geöffnet gewesen. Die Stationen im ehemaligen Flughafen Tempelhof, im Velodrom, im Erika-Heß-Eisstadion und im Club Arena in Treptow waren in den vergangenen Monaten wieder geschlossen worden. (mit dpa)