Klimaschutz: „Hört auf, mir alles zu verbieten!“
Keine Plastiktüten mehr, Autos raus aus Berlin, Schluss mit Einwegtellern. Die Politik will uns mit Verboten zu Klimarettern machen – ein Irrsinn.
Neulich ging ich zu Rewe. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs, es regnete. Eigentlich hätte ich meine Einkäufe gern in eine Plastiktüte gepackt, aber das war nicht möglich. Rewe ist umweltbewusst. Es gibt Tüten aus Papier, Baumwolle oder die dickeren Plastikshopper. Ich nahm Papier.
Vor der Haustür konnte ich meine Joghurtbecher und Pfirsiche vom Boden auflesen. Die Tüte war durchweicht. Wäre ich nur zu Edeka gegangen, die haben noch Plastiktüten.
Aber nicht mehr lange. Denn Umweltministerin Svenja Schulze will Plastiktüten in Deutschland verbieten – um das Klima zu schützen. Dass Papiertüten der Umwelt deutlich mehr schaden, scheint egal. Papiertüten (auch die braunen) sind fast immer aus frischen Papierfasern, ihre Herstellung ist aufwendig.
Damit sich die Klimabilanz ausgleicht, muss man eine Papiertüte mindestens dreimal so häufig nutzen wie eine Plastiktüte. Bei mir ist das genau anders. Ich verwende meine Plastiktüten mindestens zehn oder 20 Mal, eine Papiertüte meist nur einmal. Dann ist sie kaputt.
Statt zu überzeugen, wird verboten
Trotzdem wird sie mir verboten. Genauso wie die Glühbirne oder der Staubsauger, der mehr als 900 Watt (früher 1600 Watt) schafft. Bald darf ich zum Grillen auch keine Plastikteller mehr mit in den Garten nehmen oder Plastikhalme. Ich werde zum Klimaschützer, egal, ob ich das will.
Statt Menschen zu überzeugen, wird verboten. Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther will ab 2030 Benziner und Diesel in der Hauptstadt verbieten und nur noch E-Autos fahren lassen. Elektroautos fahren mit Strom, und der kommt in Deutschland noch immer zu einem Drittel aus der Kohle. Frau Günther, ehrlich: Wie ökologisch ist das denn?
Man kann aber natürlich auch auf das Fahrrad umsteigen oder auf Bahnen und Busse. Ich habe das getan, schon vor 30 Jahren. Seitdem leide ich in vollen U-Bahnen, warte an S-Bahnhöfen auf Züge, die nicht kommen, und muss Pommes essende Mitreisende im Bus ertragen. Vor größeren Ausflügen schaue ich sicherheitshalber nach, welche Linien wann, wo und wie gestört sind. Manchmal nehme ich auch das Rad. Doch gut ausgebaute Radwege sind selten. Stattdessen weiche ich Schlaglöchern aus und Radfahrern, die mir auf meinem Weg entgegenkommen. In Zehlendorf wird man auch gern mal von Büschen geschlagen, die auf den Radweg hinauswachsen.
Klimaschutz soll kein Martyrium sein
Ich würde mich freuen, wenn ich auf einem breiten, gepflegten Radweg fahren könnte. Ich wünsche mir Bahnen und Busse, die pünktlich fahren und die sauber sind. Ich nehme gern die Deutsche Bahn statt des Flugzeugs, wenn ich nicht inzwischen bei jeder Reise einen früheren Zug buchen muss, um pünktlich zu sein. Ich möchte das Klima retten, aber ich möchte auch, dass die klimafreundliche Wahl kein Martyrium ist.
Stattdessen hagelt es Verbote. Verbote zu verhängen, ist einfach. Es ist billiger, als in klima- und zugleich verbraucherfreundliche Angebote zu investieren. Verbote degradieren Bürger zu Kleinkindern. Man traut uns Menschen nicht zu, das Richtige zu tun, also werden wir gegängelt – bis hin zum Plastikhalm! Ich finde das falsch. Ich sage: Baut mir vernünftige Radwege, kauft neue Züge für die Bahnen und organisiert ein Pfandsystem für Kaffeebecher. Bis dahin muss gelten: Verbote sind verboten.