Ihre Meinung: Aus der Fassung: Glühlampen-Verbot
Ab 1. September dürfen keine normalen 100-Watt-Glühbirnen mehr verkauft werden. So soll Energie und damit CO2-Ausstoß in der EU eingespart werden. Ist der Preis, die herkömmliche Beleuchtung abzuschaffen, zu hoch? Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit! Vorher die wichtigsten Fragen und Antworten zur Umstellung.
- Tanja Buntrock
- Jan Oberlaender
Einige Verbraucher haben sich zu Hause bereits einen kleinen Lampenladen eingerichtet. Sie horten Glühbirnen. Vom 1. September an ist in der Europäischen Union (EU) der Verkauf von herkömmlichen 100-Watt-Birnen verboten. So soll Energie gespart und der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 verringert werden. Die alten Birnen wandeln nur etwa fünf Prozent des benötigten Stroms in Licht um, der Rest wird zu Wärme. Energiesparlampen (ESL) sind da wesentlich effizienter. Bis 2016 sollen auch Birnen mit niedrigerer Wattzahl aus dem Handel verschwunden und durch ESL ersetzt sein (siehe Kasten). Die Regelung gilt nicht nur für Privathaushalte, sondern auch für Firmen.
GIBT ES AB 1. SEPTEMBER KEINE HERKÖMMLICHEN BIRNEN MEHR?
Die EU-Verordnung lässt einen gewissen Spielraum, selbst innerhalb der Bundesregierung ist die Frage umstritten. Der Handel geht davon aus, dass Restbestände abverkauft werden dürfen, nur liefern die Hersteller ab September keinen Nachschub mehr. Einige Firmen, wie die Baumarktkette Praktiker, stocken schon jetzt ihre Bestände auf. „Wir haben Sorge getragen, den gestiegenen Bedarf unserer Kunden decken zu können“, sagt ein Sprecher.
WIE REAGIEREN DIE BÜRGER?
Beim Einzelhändler „Lamptique“ in Schöneberg kaufen täglich drei bis vier Leute größere Mengen von 100-Watt-Birnen, meist Zehnerpacks, berichtet eine Mitarbeiterin. Energiesparlampen würden „nicht gerne gekauft“. Auch bei Praktiker verzeichnet man derzeit ein deutliches Umsatzplus bei herkömmlichen Lampen. Die Kunden bevorraten sich, „Aktion Eichhörnchen“, nennt das ein Sprecher. In den ersten vier Monaten 2009 habe man im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit bis zu 100 Prozent mehr Zweierpacks von 100-Watt-Birnen abgesetzt. Auch die Baumarktkette Bauhaus verkauft derzeit nach Angaben einer Sprecherin das „Fünffache“ an herkömmlichen Glühbirnen. Dagegen stellt Ikea keine Hamsterkäufe fest, „wir setzen schon seit drei Jahren stark auf Energiesparlampen und haben die massiv beworben“, heißt es auf Anfrage. Daher verkaufe man inzwischen mehr Energiesparlampen als herkömmliche Leuchtmittel.
WAS PASSIERT MIT DEN BIRNEN, DIE ICH NOCH ZU HAUSE HABE?
Vorhandene Glühbirnen dürfen ganz normal weiterverwendet werden. Es besteht keine Austauschpflicht.
LASSEN SICH DIE ENERGIESPARLAMPEN DIMMEN?
Ja. Mittlerweile ist die Technik so ausgereift, dass es auch dimmbare Lampen gibt. Standard-ESL können in der Regel jedoch nicht gedimmt werden. Beim Kauf sollte daher auf einen entsprechenden Hinweis auf der Verpackung geachtet werden.
WIE LANGE HALTEN ENERGIESPARLAMPEN?
Die Lebensdauer von Energiesparlampen beträgt zwischen 5000 und 15.000 Betriebsstunden. Sie halten damit deutlich länger als herkömmliche Glühbirnen, die nur etwa 1000 Betriebsstunden leuchten. Beim Kauf sollte auf die angegebenen Betriebsstunden auf der Verpackung geachtet werden. Billige Energiesparlampen halten in der Regel nicht so lange wie teure und kosten so letztlich mehr.
WAS IST BEIM KAUF DER SPARLAMPEN WICHTIG?
In jedem Fall sollte man auf das Herstellungsdatum der Lampe achten, rät Ulrich Kleemann, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Berlin. Billige Lampen seien meist älter und entsprechend nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Die Lichtfarbe sei weniger natürlich als bei einer neuen, teureren Lampe. Außerdem hätten sie vielfach eine längere Anlaufzeit.
IST DAS LICHT IMMER BLAU?
Nein. Mittlerweile ist das Licht einer Energiesparlampe mit dem einer herkömmlichen Glühbirne vergleichbar. Energiesparlampen gibt es in vier unterschiedlichen Lichtfarben: 2700 Kelvin und darunter („extra-warmweiß“), 3300 Kelvin und darunter („warmweiß“), 5000 Kelvin und darunter („neutral-weiß“), mehr als 5000 Kelvin („tageslichtweiß“). Beim Kauf einer Energiesparlampe sollte man auf eine dreistellige Nummer auf der Verpackung achten. Die letzten beiden Ziffern stehen für die Farbtemperatur, „-27“ etwa für 2700 Kelvin.
SIND ENERGIESPARLAMPEN SCHÄDLICH?
Sowohl der Gesetzgeber als auch Verbraucherschützer betrachten ESL als sicher. Einige Kritiker beanstanden jedoch, dass Energiesparlampen flimmern. Sie warnen vor gesundheitlichen Risiken, etwa Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein, neurologische Störungen und Hormonprobleme. Die Hersteller empfehlen empfindlichen Menschen lediglich, eine wärmere Lichtfarbe zu wählen.
WIEVIEL WATT MUSS EINE SPARLAMPE HABEN?
Eine Energiesparleuchte benötigt für die gleiche Leuchtstärke wesentlich weniger Strom. Für den Ersatz herkömmlicher Glühbirnen gelten folgende Entsprechungen:
Glühbirne : Energiesparlampe 25 Watt : 5 bis 7 Watt 40 Watt : 7 bis 9 Watt 60 Watt : 11 bis 16 Watt 75 Watt : 15 bis 20 Watt 100 Watt : 20 bis 23 Watt
Für Energiesparlampen in Glühlampenform (Glaskolben) gelten jeweils die höheren Werte. Denn hier ist die Leuchtstoffröhre mit einem zusätzlichen Glaskolben umhüllt. Dieser absorbiert einen Teil des Lichts, so dass die Lampe weniger Beleuchtung abgibt. Der Vorteil dieser Kolben ist jedoch, dass sie die innere Röhre zusätzlich schützen.
SOLL ICH ALLE GLÜHBIRNEN AUF EINMAL AUSTAUSCHEN?
Nein, sagt Ulrich Kleemann von der Verbraucherzentrale Berlin. Er rät dazu, erst einmal in Ruhe verschiedene Modelle auszuprobieren. „Ich muss zum Beispiel testen, welche Lichtfarbe sich für welchen Raum eignet.“ Der Verbraucher sollte sich zudem überlegen, wie lang die Anlaufzeit einer Lampe für das entsprechende Zimmer sein darf. Vielleicht eignet sich statt einer Energiesparlampe auch eher eine Halogenlampe oder eine Leuchtdiode.
PASSEN SPARLAMPEN IN NORMALE FASSUNGEN?
Im Grundsatz passen Sparlampen in alle herkömmlichen Fassungen. Es gibt sie in den gängigen Gewindegrößen E 14 und E 27. Energiesparlampen sind inzwischen auch in sämtlichen Formen (Tropfenform, Kerzenform, Glühlampenform) erhältlich.
WIE ENTSORGE ICH SPARLAMPEN?
Energiesparlampen enthalten einen geringen Anteil an giftigem Quecksilber. Ist eine Lampe zerbrochen, sollte sie vorsichtig, eventuell mit Handschuhen, aufgehoben werden. Die Reste dürfen nicht im normalen Hausmüll oder im Glascontainer entsorgt werden, sondern gehören in den Sondermüll. Die Entsorgung ist leider etwas unkomfortabel. Bislang können Energiesparlampen nicht, wie etwa Batterien, im Handel zurückgegeben werden. Einige Händler bieten den Service freiwillig an, manche verweisen auf die kommunalen Sammelstellen und Wertstoffhöfe, die zur kostenlosen Annahme der ausgedienten Lampen verpflichtet sind. Kritiker befürchten ein Umweltproblem, weil nach Schätzungen bisher nur zehn Prozent der ESL fachgerecht entsorgt werden.
Um das zu ändern, haben sich die ESL- Hersteller zusammengeschlossen und die Firma Lightcycle beauftragt, die bundesweite Rücknahme von ESL zu organisieren. Auf der Internetseite des Unternehmens (www.lightcycle.de) können Verbraucher per Postleitzahl-Abfrage kommunale und Lightcycle-eigene Sammelstellen in ihrer Nähe finden. Gewerbliche und industrielle Großverbraucher können ihre alten ESL kostenlos abholen lassen.
WELCHE LAMPE EIGNET SICH FÜR WELCHEN RAUM?
Generell ist das eine Frage des persönlichen Geschmacks. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass in Räumen, in denen das Licht häufig an- oder ausgeschaltet wird, eine Energiesparlampe mit Vorheizfunktion eingesetzt wird. Denn manche dieser Lampen verkraften häufiges Schalten nicht und gehen schnell kaputt. In Treppenhäusern oder Fluren sollte daher eine Lampe mit hoher Schaltfestigkeit montiert werden, die über eine geringe Anlaufzeit verfügt und daher schnell die volle Lichtstärke erreicht.
GIBT ES EINE ALTERNATIVE ZU ENERGIESPARLAMPEN?
Ja, so gelten etwa Leuchtdioden (LEDs) als das Leuchtmittel der Zukunft. Bislang werden die Halbleiter-Kristalle überwiegend gewerblich – etwa für den Fahrzeugbau – verwendet. Durch die stetige Weiterentwicklung erreichen LEDs aber schon heute eine hohe Energieeffizienz. Lediglich die hohen Anschaffungskosten dürften den Verbraucher derzeit noch davon abhalten, die herkömmliche Glühbirne durch eine Diode zu ersetzen. Von Halogenlampen ist eher abzuraten: Die Lebensdauer ist kurz, und teilweise ist der Stromverbrauch höher als bei der Glühbirne, wie die Stiftung Warentest ermittelt hat (siehe Testen- Seite des Tagesspiegels vom 13.2.).
WAS KOSTEN SPARLAMPEN?
Die Stiftung Warentest hat auch Energiesparlampen getestet. Dabei ist sie auf enorme Preisunterschiede gestoßen. Die günstigste Lampe kostete 1,33 Euro, die teuerste 30 Euro. Insgesamt schnitten die teureren Modelle besser ab, weil sei länger halten, mehr Schaltzyklen überleben und im Gegensatz zu billigeren Lampen gedimmt werden können. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: So haben die Acht-Watt-Lampe „Philips Genie ww“ für 4,50 Euro und die Sieben-Watt-Birne „Ikea Sparsam“ für ebenfalls 4,50 Euro die Tester überzeugen können.
WIEVIEL GELD KANN MAN SPAREN?
Natürlich sind Käufer zunächst von den hohen Anschaffungskosten entsetzt, doch auf lange Sicht zahlen sich ESL aus. Wird eine herkömmliche 60-Watt-Glühbirne durch eine Energiesparlampe ersetzt, rechnen Verbraucherschützer bei einer Leistung von 10 000 Betriebsstunden mit einer Gesamtersparnis von 98 Euro.
Was meinen Sie dazu? Ist Ihnen das Licht zu fade, um es vorgeschrieben zu bekommen? Rücken ehrgeizige CO2-Ausstoß-Ziele nun ein Stück näher? Benutzen Sie jetzt schon vorwiegend Energiesparlampen? Oder sind Sie von ihnen durchweg enttäuscht? Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität