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Das Stemo - ein Spezial-Rettungsfahrzeug für verbesserte Schlaganfallversorgung - ist außen rot und innen teuer.
© Doris Spiekermann-Klaas

Senat reserviert Geld für Schlaganfall-Mobil: High-Tech-Rettungen in Berlin – Stemo-Wagen 2022 doch noch im Einsatz

In Berlin rücken nach Schlaganfällen auch hochgerüstete Stroke-Einsatz-Mobil aus – die Wagen sind so teuer, dass um das Geld gestritten wird.

Die Berliner Stroke-Einsatz-Mobile, kurz Stemo, werden wohl doch nächstes Jahr noch betrieben. Im Entwurf des Doppelhaushalts 2022/2023 sind vorsorglich je drei Millionen Euro dafür vorgesehen. Das schreibt Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) in einer Antwort auf Anfrage des CDU-Wissenschaftsexperten Adrian Grasse, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Darin heißt es: „Zur Sicherstellung der organisatorischen und personellen Voraussetzungen wird eine vorübergehende Verlängerung der Kooperationsverträge zwischen der Berliner Feuerwehr und den beteiligten Kliniken über den 31.12.2021 vorbereitet.“ Allerdings müsse, schreibt Staatssekretär Akmann, das Abgeordnetenhaus dem Stemo-Betrieb zustimmen – trotz des absehbar klammen Haushalts.

Wie berichtet, sollten die Stemo abgeschafft und das Geld für mehrere übliche Rettungswagen ausgegeben werden. Ein Stemo ist ein Hightech-Wagen, in dem Schlaganfallpatienten noch vor Ort und während der Fahrt behandelt werden. Bei einem Schlaganfall – englisch: Stroke – zählen die Minuten, die auf dem Weg in eine Klinik verloren gehen. Eine Charité-Studie ergab: Sieben Prozent der Stemo-Patienten starben, in der Kontrollgruppe ohne Stemo fast neun Prozent. Zudem hätten Stemo-Patienten weniger „Alltagseinschränkungen“ nach Schlaganfällen.

Neben der Universitätsklinik setzte sich Landeschef Michael Müller (SPD), der auch Wissenschaftssenator ist, für die Stemo ein. Für Noteinsätze ist die Innenverwaltung, für Krankenhäuser die Gesundheits- und für die Charité als Hochschulklinik die Wissenschaftsverwaltung zuständig. Die Zukunft der Stemo hängt auch davon ab, welche Parteien diese Posten nun besetzen.

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Wie seine Partei fordert CDU-Abgeordneter Grasse, die Stemo-Fahrzeuge in die Regelversorgung aufzunehmen. Der Senat solle die Entscheidung nicht „hinauszögern“, der Nutzen der Stemo sei schließlich erwiesen.

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Erstmals fuhr 2011 ein Stemo zu einem Patienten. Seit einigen Jahren rücken in der Hauptstadt drei Stemos zu insgesamt 6000 Einsätzen im Jahr aus, die Wagen stehen in der Vivantes-Klinik Neukölln für den Süden und Westen Berlins, am Charité-Campus Mitte für das Zentrum und den Norden und am Unfallkrankenhaus in Marzahn für den Osten der Stadt.

Für die Krankenkassen, die für Personal und Arzneien aufkommen, bedeutet ein Stemo-Einsatz höhere Kosten: An Bord sind je ein Neurologe sowie speziell geschulte Sanitäter. Während die Pauschale für Rettungswagen zuletzt circa 300 Euro pro Einsatz betrug, sind es bei einem Stemo 800 Euro. Als 2019 Rot-Rot-Grün vorerst entschieden hatte, das Projekt der Kosten wegen 2021 einzustellen, verglich die Technische Universität die Stemo-Einsätze mit der üblichen Versorgung. Demnach entstehen pro gewonnenem Lebensjahr bei voller Lebensqualität 41.000 Euro Kosten, was vertretbar sei.

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