Kritischer Zeitverlust in Notfällen: Studie zeigt Nutzen von Spezialfahrzeugen bei Schlaganfällen
Drei sogenannte Stemos sind in Berlin im Einsatz. Die sind zwar teuer, jedoch überleben Patienten durch sie häufiger einen Schlaganfall ohne Behinderung.
Viele Schlaganfallpatienten in Berlin erleiden dank Spezial-Rettungswagen seltener Schäden – zudem ist die Überlebenschance höher. Diejenigen, die im sogenannten Stroke-Einsatz-Mobil, kurz Stemo, versorgt wurden, überlebten häufiger ohne Behinderungen als jene Patienten, denen ein anderer Rettungswagen zur Hilfe kam. Das geht aus einer im Fachjournal „Jama“ veröffentlichten Studie zum Nutzen der millionenteuren Stemo-Fahrzeuge hervor.
Ausgewertet wurden Daten von 1500 Patienten von 2017 bis 2019. Das Ergebnis stellten die Chefs der Charité, der ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken und des Unfallkrankenhauses mit Senatschef Michael Müller (SPD) am Montag vor.
Rund 12.000 Berliner erleiden pro Jahr einen Schlaganfall. Dabei blockiert ein Gerinnsel den Blutfluss ins Hirn, oft sind Lähmungen die Folge. Ein Stemo ist ein Hightech-Wagen, in dem Schlaganfallpatienten noch vor Ort oder während der Fahrt von einem Arzt behandelt werden. Denn bei einem Schlaganfall – englisch: Stroke – zählt vor allem Zeit, die auf dem Weg in eine Klinik verloren geht.
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Der nun vorgelegten Studie zufolge erhielt ein höherer Anteil der Stemo-Patienten eine sogenannte Lyse-Therapie gegen Durchblutungsstörungen im Gehirn, dies geschah zudem im Schnitt 20 Minuten früher. Von den Stemo-Patienten starben sieben Prozent, in der Kontrollgruppe ohne Stemo-Einsatz fast neun Prozent. Nach Charité-Angaben berichten in der Stemo-Gruppe weniger Patienten von „Alltagseinschränkungen“ nach einem Schlaganfall.
2011 wurde erstmals ein Stemo in Berlin eingesetzt
Erstmals wurde 2011 ein Stemo in Berlin eingesetzt. Inzwischen rücken in der Hauptstadt drei Stemos zu insgesamt 6000 Einsätzen im Jahr aus. Fachlich betreut werden die Wagen von der Vivantes-Klinik Neukölln für den Süden und Westen Berlins, der Charité für Zentrum und Norden und dem UKB für den Osten der Stadt.
Senatschef Müller, der auch dem Charité-Aufsichtsrat vorsitzt, sprach von einer „Wissenschaftseinrichtung auf Rädern“ – die in der Anschaffung allein allerdings mehr als eine Millionen Euro kostet. Die drei Stemos bezahlt bis Jahresende weitgehend das Land. Senatschef Müller sagte, er hoffe, nach der Wahl im September werde sich das Abgeordnetenhaus erneut für den Einsatz der Wagen entscheiden.
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Um die Stemos hatte es Streit gegeben, Feuerwehr und Senatsinnenverwaltung plädierten dafür, für das Geld lieber deutlich mehr der üblichen Rettungswagen anzuschaffen.
Auch für die Krankenkassen bedeutet ein Stemo-Einsatz höhere Kosten: Während die Pauschale für die meisten Rettungswagen 300 Euro pro Einsatz betrage, seien es beim Stemo 800 Euro. An Bord des Stemo sind je ein Neurologe sowie speziell geschulte Sanitäter, dazu unter anderem ein Computertomograph.
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