Stationäre Säulen: Hier kommen Berlins neue Blitzer hin
Sie machen Fotos rund um die Uhr. Nun soll Berlin zehn neue Blitzersäulen gegen Raser bekommen – davon profitiert auch die Landeskasse.
Bis vor wenigen Jahren arbeiteten die Berliner „Blitzer“ noch nach heute unvorstellbar analoger Technik: Der Raser wurde fotografiert mit einem alten Schwarz-Weiß-Film chinesischer Produktion. Europäische Hersteller hatten das Produkt längst nicht mehr hergestellt, da in europäischen Städten nun digital geblitzt wurde.
2015 baute dann auch Berlin den letzten Uraltblitzer ab. Schlanke Säulen übernahmen den Dienst, die digitalen Daten sollen, „über spezielle Datenkabel der Polizei in die Bußgeldstelle in Mitte überspielt“ werden, wie der Tagesspiegel vor vier Jahren ankündigte. Nun stellt sich heraus: Das stimmt nur zum Teil.
Bei einigen Standorten muss die Polizei die Datenträger vor Ort auslesen und mit dem Auto zur Bußgeldstelle fahren. Denn es gibt nicht überall in der Stadt geeignete Datenkabel. Dieses Detail bestätigte am Freitag der neue Chef der Verkehrspolizei, Frank Schattling.
Wie berichtet, erhöht sich die Zahl der stationären Blitzer in diesem Jahr deutlich. Auf neun Kreuzungen und einem Autobahnabschnitt werden 2018 neue Säulen installiert. An den Kreuzungen werden Kombisäulen (Tempo und Rotlicht) aufgestellt, an der Autobahn nach Hamburg (A111, kurz vor der Stadtgrenze) natürlich nur ein Geschwindigkeitsmesser. Die Namen der Kreuzungen hatte der damalige Innenstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) bereits im März dem Tagesspiegel genannt (siehe unten).
Rund um die Uhr aktiv
Die Zahl der Säulen steigt damit von 20 auf 30 – eine so große Ausweitung hat es noch nie gegeben. Jahrelang hatte eine ganz große Koalition im Abgeordnetenhaus – Linkspartei, SPD und CDU – neue Standorte blockiert. Nur die Grünen hatten sich immer für stationäre Blitzer ausgesprochen.
Die neue Rot-rot-grüne Koalition hat sich der Realität gebeugt und den Nutzen erkannt. Denn angesichts personeller Überlastung der Polizei finden die – früher als erfolgreicher gepriesenen – mobilen Kontrollen immer seltener statt. 2017 sank die Zahl von Polizeibeamten erwischten Schnellfahrer deutlich, und zwar um 71.000 auf 483.000.
Wie berichtet, liegen zum Beispiel die 56 Handlasergeräte fast nur auf den Wachen herum, genutzt wurden sie im Schnitt nur 18 Minuten am Tag. Die silbernen Säulen mit dem Namen „Poliscan“ sind dagegen rund um die Uhr scharf. Im laufenden Doppelhaushalt 2018/2019 sind 2,6 Millionen Euro für neue Blitzer eingestellt.
Von stationären Geräten wurden 2017 deutlich mehr Raser erwischt, nämlich 229.000. Das sind 40.000 mehr als 2016, wobei drei der 19 Anlagen noch nicht bzw. nicht mehr in Betrieb waren. Nichts zeigt die gesunkene Verkehrsmoral deutlicher – wo früher ein Auto bei Rot fuhr, sind es heute drei nacheinander.
Die Tempo-Blitzer brachten 3,9 Millionen Euro in die Landeskasse. Hinzu kamen gut 4,2 Millionen Euro von den 50.000 erwischten Rotfahrern. Zusammen sind das acht Millionen Euro. Die laufenden Betriebskosten betrugen lediglich 128.565 Euro und 35 Cent.
Die Ausschreibung der meisten der für 2018 geplanten Geräte läuft. Da sie nach Aufbau zunächst mehrere Monate im Testbetrieb laufen, werden sie erst 2019 scharf geschaltet. Für 2019 plant der Senat bekanntlich zwei neue „Schwarzblitzer“ im Tiergartentunnel und im Flughafentunnel. Bislang gibt es einen unsichtbaren Schwarzblitzer nur im Tunnel Ortskern Britz – jährlich werden dort etwa 100.000 Raser erwischt.
Die neuen Blitzer-Standorte
Bis auf den Blitzer an der Autobahn sind es kombinierte Geräte, also Tempo und Rotlicht:
Charlottenburg: Kaiserdamm / Messedamm
Tiergarten: Kurfürstenstraße / Schillstraße
Alt-Treptow: Elsenstraße / Puschkinallee
Reinickendorf: Lindauer Allee / Roedernallee
Mitte: Mollstraße / Otto-Braun-Straße
Schöneberg: Potsdamer Straße / Bülowstraße
Adlershof: Adlergestell / Otto-Franke-Straße
Oberschöneweide: Rudolf-Rühl-Allee / An der Wuhlheide
Britz: Grenzallee / Buschkrugallee
Heiligensee: BAB 111, nördlich Schulzendorf