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Die Kosten für stationäre Blitzeranlagen amortisieren sich schnell.
© Sebastian Kahnert/dpa
Update

Unfallbilanz 2017: Neue Blitzer sollen Berlins Raser bremsen

Mehr Rotfahrer, mehr Unfälle, mehr Verletzte: Auf Berlins Straßen geht es immer rabiater zu. Der Senat sagt jetzt, wie er das ändern will.

Berlins Unfallbilanz 2017 in Kürze: weniger Verkehrstote, aber mehr Unfälle. Interessanter waren aber die Nachrichten, die der Senat beisteuerte. Innenstaatssekretär Christian Gaebler nannte am Freitag im Polizeipräsidium zahlreiche Kreuzungen, an denen neue Rotlicht- und Tempoblitzer aufgestellt werden sollen. Zudem sollen zwei Autobahntunnel 2019 mit Schwarzlichtblitzern ausgestattet werden.

Diese unsichtbare Spezialtechnik gibt es bislang nur im Britzer Tunnel. Seit acht Jahren wird zu schnelles Fahren dort automatisch registriert, pro Jahr im Schnitt 100.000-fach. 2017 ergab das allein dort 102.576 Knöllchen. Anfangs war die Polizei davon ausgegangen, dass sich die Anlage über kurz oder lang herumsprechen werde und die Zahl der Tempoübertretungen schnell deutlich sinken werde. Ein Irrtum, Berliner Autofahrer sind unbelehrbar.

Nun sollen zwei weitere Tunnel mit Schwarzlichtblitzern ausgerüstet werden, wie Gaebler sagte: Der Tiergartentunnel und der Flughafentunnel an der A 111. Das Geld für die Kreuzungsblitzer ist da, fast alle Orte (siehe Kasten) stehen fest. Bei den beiden Anlagen im Tunnel müssen noch technische Fragen geklärt werden. An den Kosten sollte es nicht scheitern, die Anlage im Britzer Tunnel amortisierte sich rasch.

Zahl der Rotfahrer verdoppelt

Gaebler war also für den repressiven Teil zuständig. Viele Jahre lang hatte die Politik gezögert, neue Blitzer aufzustellen. Dabei zeigt sich an den bestehenden Anlagen eine rapide sinkende Verkehrsmoral: Die Zahl der Rotfahrer stieg von 35.000 auf 51.000 – das ist ein Anstieg von fast 50 Prozent. Die Zahl der Autofahrer, die die rote Ampel quasi vorsätzlich missachten – es also länger als eine Sekunde rot war – verdoppelte sich sogar von 7571 auf 14.042.

Unter den 36 Todesopfern waren zu fast zwei Dritteln schwächere Verkehrsteilnehmer: 13 Fußgänger und neun Radfahrer. 14 Opfer waren Senioren, also älter als 65. Zwei Radfahrer starben, weil Autofahrer unachtsam die Fahrertür aufrissen. Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) kündigte an, dass der „holländische Türöffnungsgriff“ mit der rechten Hand zur Vermeidung solcher Unfälle Bestandteil der Führerscheinprüfung werden solle.

Mehr Schwerverletzte, mehr Unfallfluchten

Die Zahl der Schwerverletzten ist 2017 um elf Prozent auf 2317 gestiegen – dies ist wohl die schlechteste Nachricht in dieser Bilanz. Bedenklich auch die Entwicklung bei den Unfallfluchten: 2017 waren es 33.150, dies ist der höchste Stand seit 15 Jahren. Nur 40 Prozent wurden aufgeklärt. Zum Vergleich: 2005 und 2006 wurden noch 48 Prozent der Unfallflüchtigen ermittelt.

62.000 Mal wurde in 2017 der Abschleppwagen gerufen. Geparkt wird überall, egal ob Menschen behindert oder gefährdet werden: 3101 Autos wurden von Behindertenparkplätzen abgeschleppt, 2577 von Bushaltestellen, 8539 von Busspuren und 777 von Gehwegen. Diese Zahlen nannte der Senat dem Linken-Abgeordneten Tobias Schulze.

Staatssekretär Gaebler kündigte an, dass die Zuständigkeit bei der Ahndung von Falschparkern klarer geregelt werden soll. Bislang verweist die Polizei oft auf das Ordnungsamt – dessen Kräfte knapp sind. Häufig führt selbst der Anruf bei der Polizei zu nichts, Falschparker auf Kreuzungen oder Radspuren bleiben stunden- oder tagelang unbehelligt.

Verkehrssenatorin Günther präsentierte eine Liste von neun Kreuzungen, die noch in diesem Jahr durch bauliche Veränderungen sicherer werden sollen. Eine zehnte Kreuzung wird noch gesucht. Im kommenden Jahr sollen 20 Kreuzungen umgestaltet werden, danach pro Jahr 30.

Diese Kreuzungen sollen umgebaut werden:

Yorckstraße / Katzbachstraße

Britzer Damm / Buckower Damm / Mohriner Allee

Schönhauser Allee am Schönhauser Tor

Blücherstraße / Brachvogelstraße

Siemensdamm / Letterhausweg

Bundesallee / Hohenzollerdamm / Nachodstraße

Seestraße / Nordufer

Danziger Straße / Greifswalder Straße

Kurfürstendamm / Joachimsthaler Straße

Eine 10. Kreuzung wird noch mit den Bezirksämtern abgestimmt. Im kommenden Jahr sollen 20 Kreuzungen umgebaut werden, danach pro Jahr 30. Ausgewählt werden Kreuzungen, an denen es viele Unfälle mit Personenschaden gab.

Neue Standorte für kombinierte Rotlicht- und Tempoblitzer:

Kaiserdamm / Messedamm

Kurfürstenstraße / Schillstraße

Elsenstraße / Puschkinallee

Lindauer Allee / Roedernallee

Mollstraße / Otto-Braun-Straße

Potsdamer Straße / Bülowstraße

Adlergestell / Otto-Franke-Straße

Rudolf-Rühl-Allee / An der Wuhlheide

Grenzallee / Buschkrugallee (voraussichtlich)

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