Berliner Abenteurerin: Heidi und Hudo kehren zurück von der Weltreise
Zweieinhalb Jahre waren sie um die Erde unterwegs. Nun sind sie wieder in Berlin. Rennfahrerin Heidi Hetzer und ihr Oldtimer "Hudson Greater Eight" bekommen heute einen großen Empfang.
Heidi Hetzer hat wenig Zeit, na klar, Rennfahrerin halt, zumal auf der Zielgeraden. Nach geschätzt 84.000 Kilometern und zweieinhalb Jahren Weltumfahrung werden die 79-jährige Abenteurerin und ihr 87-jähriger Oldtimer Hudo am Sonntag in Berlin zurückerwartet. Es wird ein triumphaler Einzug werden, mit Auto-Korso und Blitzlichtgewitter, mit Auftritten am Olympiastadion, auf der ITB und am Brandenburger Tor. Ins Goldene Buch der Stadt sollte sie sich eintragen, erzählt Heidi Hetzer am Telefon, aber das habe sie abgelehnt. „Ich komme einfach nach Hause, brauche keine Orden, die Leute sollen mit dem Hut winken.“ Viele Fans hatten ihr geschrieben: „Ich ziehe den Hut vor Ihnen…“ Das sollen sie jetzt auch mal tun.
Sie hat sich ihren Jugendtraum erfüllt
Die Zeit der großen Entdecker und Weltreisenden ist eigentlich vorbei. Doch mit einem „Hudson Greater Eight“ – gebaut 1930 in Detroit, mit Dreigangschaltung, Holzfelgen und Trockenkupplung – ist es eben doch noch etwas Besonderes. Bei Heidi Hetzer war es ein Jugendtraum, der sie antrieb, aber auch die Frage, was nach dem Verkauf ihres Opel-Autohauses noch kommen sollte. Mit ihren Kindern habe sie abgesprochen, dass sie ihr Erbe „verballern“ dürfe, erzählte sie bei der Abfahrt im Sommer 2014. 40 000 Euro kosteten schon die beiden Hudsons, die sie in Österreich kaufte, einer sollte fahren, der andere ausgeschlachtet werden.
Was sie alles erlebt hat? „So viel Schönes, so viel Schlimmes“, nein, das könne sie jetzt nicht so hopplahopp alles erzählen, „die Enkel warten“. Dann erzählt sie doch schnell, wie eine Polizistin sie in Mendoza, Argentinien, durch die Stadt leitete, mit Fahrrad, ohne Licht – zuvor war ihre Handtasche mit Pass und Kreditkarten geklaut worden. Oder in Simbabwe, viele Monate später, als Farmer sie anhielten und sagten, sie solle nachts nicht fahren, „du siehst die Elefanten nicht, wenn sie über die Straße laufen“. Das leuchtete ein. Bei den Farmern durfte sie gleich übernachten.
Ihr Finger geriet in den laufenden Motor
Vieles hat sie den sozialen Netzwerken anvertraut, vor allem Fotos. Etwa von den blutigen Fingern, nachdem sie in Kanada versucht hatte, Hudo zu reparieren und dabei in den laufenden Motor geraten war. Ein Finger musste amputiert werden. Hudo erwies sich auf der langen Reise als deutlich gebrechlicher als sie. Unzählige Male blieb er einfach stehen, aber „nie in der Wüste, immer irgendwo, wo ich etwas einkaufen konnte“. Am besten vor einer Tanke: Hudo schluckt 17 Liter auf hundert Kilometern. Sein Kennzeichen B-HH 30H ist jetzt in der ganzen Welt bekannt.
Mister Wong war in China ihr treuester Co-Pilot
Letztlich erwies sich Hudo als ihr treuester Gefährte, mal abgesehen von „Mister Wong“, den ihr die chinesische Regierung als Beifahrer anwies. Mister Wong blieb länger bei ihr als die anderen Copiloten. „Die beiden kamen super klar“, erzählt Heidis Tochter Marla im Internet-Blog. Die anderen Männer, die als Copiloten anheuerten, sprangen einer nach dem andern wieder ab. Der erste „hatte Rücken“, die übrigen scheiterten meist an Heidis großem Ego. Sie lässt ungern die Hand vom Lenkrad. Letztlich bestritt sie die Weltreise überwiegend allein, unterstützt von Sponsoren, Fans und gastfreundlichen Menschen, die ihr auf der Strecke begegneten und auch mal ein paar Tage mitfuhren.
Ihr gehe es gut, sagt sie am Telefon, aber Hudo schwächelt mal wieder, „eine rote Lampe leuchtet. Es wäre furchtbar, wenn ich auf der Fahrt nach Berlin liegenbleibe.“ Am Samstag sah es gut aus. Sie war mit Hudo auf dem Weg nach Magdeburg.
Gewidmet ist die Weltreise ihrem Idol, Clärenore Stinnes, die 1927 zwei Jahre mit dem Auto um die Welt fuhr, allerdings unter komfortableren Bedingungen. Sie hatte einen Beifahrer, der nicht aufgab, zwei Techniker und einen Begleitwagen mit Nachschub für Fahrer und Auto. Außerdem wurde Stinnes von der deutschen Regierung tatkräftig gefördert. Heide Hetzer reiste auf eigenes Risiko. Und noch ein Unterschied: Stinnes war 26, als sie losfuhr.
Heidi Hetzer beweist auf der Reise einen unbeugsamen Willen. In Miami wird eine Krebserkrankung festgestellt, doch sie fährt erst mal weiter, schließlich ist die Schiffspassage nach Lima schon gebucht. Dort begibt sie sich in Behandlung, kann sich mit den Ärzten aber schlecht verständigen und entschließt sich nach einiger Zeit, lieber nach Deutschland zu fliegen. Schon nach vier Wochen darf sie zurück zu Hudo.
In Neuseeland erreicht sie die Nachricht, zum fünften Mal Großmutter geworden zu sein. Sie sitzt allein in einer kleinen Kirche und genießt die Ruhe, als plötzlich der Anruf vom Sohn kommt. „Da habe ich erst mal zwei Stunden geheult vor lauter Glück.“ Ihre Familie hat sie auf der langen Reise natürlich vermisst, auch wenn es über die verschiedenen Kanäle viel Austausch gab. Fotos ihrer Kinder und Enkel hat sie auf dem Armaturenbrett ständig vor Augen.
Auf dem Torugart-Pass wollte Hudo wegen der Eiseskälte nicht mehr
Auf dem Torugart-Pass zwischen Kirgisistan und China, 3750 Meter hoch, gab ihr Smartphone allerdings den Geist auf, zusammen mit Hudo, wegen der enormen Kälte im November 2014. Heidi Hetzers Bericht an ihre Leser: „Ich habe Hudo in der Sicherheitszone stehen gelassen, habe alles angezogen, was das Gepäck hergab und bin einen km mit meiner Batterie unter dem Arm in eine Hütte, wo ich bei 5 Bauarbeitern geschlafen habe.“ Am nächsten Tag schob sie Hudo in die Sonne und bat einen Busfahrer, sie anzuschleppen, bis der Oldtimer ansprang.
Diese Frau ist eine Inspiration! Ganz toll! Wenn ich es schaffe fahre ich heute zum Olympiastadion und begrüße Heidi Hetzer! Schön, dass es solche Menschen und Geschichten noch gibt!
schreibt NutzerIn santacruz
Von solchen Geschichten wird sie in den kommenden Jahren zehren, ihren Enkeln erzählen und... oder es kommt ganz anders, ein großer Sponsor schickt sie erneut auf Reisen. 46 Länder und viele Meere hat sie zusammen mit Hudo durchkreuzt, da gibt es noch einige weiße Flecken auf der Landkarte.
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