Airbnb vs. Berlin: Häuserkampf in Zahlen
Studenten der FH Potsdam haben das Phänomen "Airbnb" analysiert. Dafür sind sie jetzt für den Grimme-Online-Award nominiert.
Martin muss es finanziell sehr gut gehen, genau wie Frank und Florian, die in einem Atemzug genannt werden, weil sie sich einen Platz teilen. Den zweiten nämlich, im Ranking der Top-Ten-Anbieter von Airbnb-Wohnungen in Berlin. Martin bietet 44 Unterkünfte an, Frank und Florian 39. Mit der Idee, die dem Mietportal mal zugrunde lag, hat das nur noch recht wenig zu tun. Studenten konnten hier während der Semesterferien ihr Zimmer untervermieten, wer ohnehin einen Raum übrig hatte, konnte Touristen aus aller Welt die Gelegenheit geben, günstig in der Stadt unterzukommen.
Aber irgendwie ist der Stadt das Angebot über den Kopf gewachsen. Wie sehr, haben Studenten der FH Potsdam in einem aufwendigen Projekt untersucht und aufbereitet. Für ihre Seite airbnbvsberlin.de, von der auch die oben genannten Zahlen stammen, wurden sie nun für den "Grimme Online Award" nominiert. In Texten, Grafiken und Diagrammen kann sich dort jeder anschauen, wie viele Airbnb-Wohnungen es in Berlin überhaupt gibt, wo sie liegen, was das kostet und wo die Hauptstadt im Vergleich mit Hamburg oder München steht. Auf der Homepage des Grimme-Instituts heißt es dazu: "Die Debatte wird nicht nur unter den Anwohnern, sondern auch auf politischer Ebene geführt. Die Seite 'Airbnb vs. Berlin' schafft eine datenjournalistische Grundlage."
Wer sich die anschaut, erkennt schnell das Problem: Dass Martin, Frank und Florian das aus Gastfreundschaft tun, kann man ebenso sehr anzweifeln wie die Echtheit ihrer Namen. Insgesamt bieten die zehn Top-Anbieter 281 Airbnb-Wohnungen an, ein kommerzielles Interesse kann man wohl unterstellen. Berlin ist die Airbnb-Hochburg in Deutschland. Und in den Bezirken ist der Neuköllner Reuter-Kiez Spitzenreiter, gefolgt vom Bereich um den Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg und dem Graefekiez in Kreuzberg. Wenig überraschend, zählen die Gegenden zu den angesagtesten Vierteln der Stadt.
Die Debatte nahm zuletzt nochmal Fahrt auf
Tatsächlich hatte das Thema in den vergangenen Wochen und Monaten nochmal an Fahrt aufgenommen, weil sich immer mehr Anwohner über den Lärm der Party-Touristen und den Schmutz in Hausfluren ärgern. Und die Ferienwohnungen verschärfen den angespannten Berliner Wohnungsmarkt. Ein regelrechter Häuserkampf entbrannte.
Der Senat hat reagiert und die Wohnungen verboten - nur noch mit einer ausdrücklichen Genehmigung sind Ferienwohnungen in Wohngebieten erlaubt. Ab kommendem Sonntag gilt das Verbot, wer sich nicht daran hält, muss mit Bußgeldern bis zu 100.000 Euro rechnen. Eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, ist übrigens gar nicht so einfach, wie eine Eigentümerin nun vor Gericht feststellen musste. Ein Eilantrag vom November 2015 wurde abgewiesen, ihre Wohnung darf sie fortan nicht mehr an Urlauber vermieten. Airbnb hat angeblich schon auf das ab Sonntag geltende Verbot reagiert und sein Angebot ausgedünnt.
Vielleicht nehmen die Macher von airbnbvsberlin.de die Grimme-Nominierung ja als Ansporn, ihr Projekt in einigen Wochen zu wiederholen und zu zeigen, was sich nach dem Verbot getan hat.
Unter haeuserkampf.tagesspiegel.de gibt es ein Dossier des Tagesspiegels über das Thema Ferienwohnungen: Wir erzählen, wie Firmen die Stadt als Spekulationsmasse nutzen. Und wie ganz normale Berliner versuchen, sich dagegen zu wehren.