Streit um Berliner Straßennamen: Grütters will an Wandel des Begriffs „Mohr“ erinnern
Die Kulturstaatsministerin äußert sich zur Debatte um Straßennahmen. Eine Bezeichnung wie „Mohr“ völlig aus dem Sprachgebrauch zu tilgen, sei „schwierig“.
Sollen Straßen und Orte, die mit der kolonialen Vergangenheit in Verbindung stehen und rassistische Bezüge aufweisen, neue Namen erhalten? Die Berliner Mohrenstraße soll nach dem Wunsch von Bezirkspolitikern nicht mehr so heißen, auch das Augsburger Luxushotel „Drei Mohren“ will sich umbenennen. Nun hat sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zur Debatte geäußert.
„Wichtig ist, dass man sich mit Geschichte auseinandersetzt und dann begründet entscheidet: Darf man „Mohr“ noch sagen oder darf man das nicht mehr?“, sagte Grütters, deren Bundestagswahlkreis im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf liegt, der „Augsburger Allgemeinen“:
„Selbst wenn man heute den Begriff Mohr für dunkelhäutige Menschen nicht mehr benutzen soll, muss das nicht zwangsläufig heißen, dass er böse gemeint ist. Allein daran zu erinnern, dass es solche Wandlungen im Sprachgebrauch und damit auch im Bewusstsein gegeben hat, hat einen Wert“, sagte Grütters.
Sie finde es beispielsweise richtig, Straßen mit den Namen einschlägiger Militärs aus der Kolonialzeit umzubenennen. Auch darüber gibt es in Berlin seit Jahren Streit. „Aber dass man eine Bezeichnung wie „Mohr“ völlig aus dem Sprachgebrauch tilgen möchte, finde ich schwierig. Denn Geschichte vergeht nicht einfach, sie gibt uns Aufgaben mit auf den Weg.“
In diesem Zusammenhang halte sie es übrigens für sehr wichtig, dass der Geschichtsunterricht in den Lehrplänen der Schulen einen höheren Stellenwert erhalte, sagte Grütters.
Grütters: „Aufarbeitung des Kolonialismus kein Privileg der Linken“
Zuletzt gab es immer wieder Debatten über Namen. In Berlin wird seit Jahren über den als rassistisch kritisierten Namen Mohrenstraße diskutiert. Die Bezirksverordnetenversammlung sprach sich dafür aus, die Straße künftig nach Anton Wilhelm Amo zu benennen, dem ersten Gelehrten afrikanischer Herkunft an einer preußischen Universität. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte jüngst dafür plädiert, die Straße dem Juristen und Nazi-Jäger Fritz Bauer zu widmen.
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„Die Aufarbeitung des Kolonialismus ist keineswegs ein Privileg der Linken“, betonte die Kulturstaatsministerin. „In meinem Haus beschäftigt sich seit geraumer Zeit ein eigenes Referat allein mit der Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit.“ Dieser Teil der deutschen Geschichte sei „lange Zeit sträflich vernachlässigt“ worden.
Grütters sieht auch im Humboldt Forum, das ab Ende des Jahres schrittweise eröffnen soll, einen Beitrag, dies zu ändern. Die Ausstellung sei „auch in Rücksprache mit Vertretern der jeweiligen Herkunftsgesellschaften arrangiert worden“, sagte sie der Zeitung. „Wir wollen weg von einem allein eurozentrischen Blick.“ (Tsp, dpa)