Wirtschaftssenatorin Ramona Pop: Grüne Erfolge mit strategischem Weitblick
Die Grünen in Berlin profitieren vom Höhenflug der Bundespartei – aber auch ihr Politikstil und ihre Spitzenkandidatin kommen gut an.
Wenn am Sonntag in Berlin Wahl wäre, dann würde sie regieren: Mit der Spitzenkandidatin Ramona Pop könnten die Berliner Grünen gut 21Prozent der Stimmen holen – damit die SPD deutlich hinter sich lassen und den Regierenden Bürgermeister stellen. Bloß nicht an Umfrageergebnissen berauschen, warnt die Wirtschaftssenatorin und jetzige Müller-Stellvertreterin die eigenen Leute.
Schließlich erinnert sich Pop, die 2001 mit 23Jahren jüngste Abgeordnete des Berliner Parlaments wurde, gut daran, dass im Wahlkampf 2011 die Grünen in Umfragen auf 30 Prozent kamen – und dann die Spitzenkandidatin Renate Künast im Wahllokal nur 17,6 Prozent holte.
Die Partei konzentriert sich auf inhaltliche Sacharbeit
Welchen Anteil am Umfrage-Höhenflug der Berliner Grünen die Wahlerfolge der Partei im Bund haben, kann nur spekuliert werden. Zum Erfolg in der Hauptstadt aber tragen sicher die geräuschlos arbeitenden Doppelspitzen im Landesverband und in der Fraktion des Abgeordnetenhauses bei. Die Partei macht keine Schlagzeilen mit persönlichen Profilierungen, Flügelkämpfen oder Koalitionsrangeleien, sondern konzentriert sich auf inhaltliche Sacharbeit.
„Wir sind die Anti-Populisten“, hat Ramona Pop kürzlich betont, die als Kind mit den Eltern aus Rumänien nach Münster kam und eine doppelte Staatsangehörigkeit hat. Als „Strebermigrantin“, die mit unbedingtem Willen die deutsche Sprache und Kultur aufnahm, hat sich die 1977 geborene Pop mal bezeichnet.
Jenseits aller gegenwärtigen Umfrageerfolge aber hat die Wirtschaftssenatorin schon jetzt den Platz an der Sonne in der rot-rot-grünen Berliner Landesregierung. Seit 2005 wächst Berlins Wirtschaft stärker als im Bundesgebiet; fast täglich kann Pop positive Nachrichten verkünden.
Pop ist verlässliche Partnerin der Unternehmen
Und das nutzt sie durchaus mit strategischem Weitblick und Geschick. Zuweilen reibt sie sich hinter den Kulissen durchaus mit Michael Müller, wenn es darum geht, auf Augenhöhe mit dem Regierenden Bürgermeister ihren Anteil etwa an Ansiedlungserfolgen herauszustellen.
Als Wirtschaftssenatorin hat sie sich seit 2016 als verlässliche Partnerin der Unternehmen erwiesen und genießt bei der Industrie- und Handelskammer einen hervorragenden Ruf. Auch weil die Grüne so souverän war, mit Staatssekretär Henner Bunde einen CDU-Mann an ihrer Seite zu behalten.
Dazu haben Pops intensive Kontaktpflege und ihr offenes Ohr für die Sorgen der Wirtschaft etwaige Berührungsängste längst vergessen lassen. Um für den weiteren Wirtschaftsaufschwung den Betrieben genügend Grundstücke zu sichern, scheute Pop auch nicht den Streit mit der Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke). Nur beim Dienstwagen eckte Pop an. Die anderen Senatoren fahren BMW oder Audi – sie einen Toyota: Weil deutsche Hersteller kein vergleichbares Elektroauto bauen.