Flughafenchef – Brauchen finanzielle Unterstützung: Gravierende Einbrüche an Berliner Airports wegen Coronakrise
Wegen der Pandemie werden in TXL und SXF weniger Flüge abgefertigt. Flughafenchef: Wenn die Lage so bleibe, werde man die Hilfe der Gesellschafter brauchen.
Es ist ruhiger geworden, auch am Himmel über Berlin, weniger Flugzeuge, weniger Passagiere: An den Hauptstadt-Airports Tegel und Schönefeld sorgt die Coronakrise inzwischen für gravierende Einbrüche, und das auch in den Kassen.
„Am Tag werden jetzt etwa 550 Flüge abgefertigt, ein Drittel weniger als sonst“, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Normalerweise seien es etwa 800 bis 900 Flüge am Tag. Bei den Passagierzahlen sind die Rückgänge noch stärker. „Die Fluggastzahlen sind in den letzten drei Tagen auf etwa die Hälfte der Vorjahreswerte zurückgegangen.“ In den letzten Tagen hatten mehrere Staaten Einreiseverbote verhängt und eine Reihe von Airlines Flüge gestrichen.
Eigentlich hatte die von Lütke Daldrup geführte Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB), die die beiden Flughäfen der Hauptstadtregion betreibt und in Schönefeld den neuen BER-Airport errichtet, 2020 wie in den Vorjahren auf ein überproportionales Wachstum im bundesweiten Vergleich und entsprechend steigende Einnahmen gesetzt. Auf die wäre die FBB auch dringend angewiesen. Das Unternehmen schreibt wegen des immer teurer gewordenen BER, der nach vierzehn Jahren Bauzeit nun am 31.Oktober 2020 in Betrieb gehen soll, bekanntlich tiefrote Zahlen.
Welche konkreten finanziellen Auswirkungen die Corona-Krise schon jetzt für das Unternehmen hat, bezifferte Lütke Daldrup nicht. Nach seinen Worten ist die Lage etwas anders als bei Airlines wie der Lufthansa, die inzwischen um Staatshilfen gebeten haben. Der Staat sei ja selbst hundertprozentiger Eigentümer der Flughafengesellschaft, sagte Lütke Daldrup. Wenn die Lage länger so bleibe, „ist es so, dass wir Unterstützung der Gesellschafter brauchen werden.“
Der Verband Deutscher Flughäfen hat bereits Hilfen für die Airports in der Bundesrepublik gefordert.
„Der BER wird am 31.Oktober 2020 in Betrieb gehen“
Die positive Nachricht? Auf die Baustelle des BER, beim Terminal 1, wo derzeit Mängel beseitigt werden, Abnahmen des TÜV Rheinland laufen und ab Ende April der ORAT-Probebetrieb starten soll, hat die Corona-Krise nach Auskunft von Lütke Daldrup bislang keine Auswirkungen. Wegen der geschlossenen Grenze hätten es lediglich einige polnische Staatsbürger nicht geschafft, auf die Baustelle zu kommen, sagte er. Es bleibe beim Fahrplan für die Eröffnung. „Der BER wird am 31.Oktober 2020 in Betrieb gehen.“
Lütke Daldrup versicherte, dass „bis Ende März“ auch die Kabelmängel im Terminal beseitigt sein werden. Bei den Dübeln sei inzwischen sowohl das Zulassungsproblem gelöst als auch das damit verbundene Befestigungsproblem. Beides sei erledigt, „es wurde parallel gearbeitet.“ Hintergrund ist nach seinen Worten, dass verbaute Dübel im BER-Terminal nach Änderung der Regel keine Zulassung mehr hatten, aber auch Traglasten nicht ausreichend waren, so dass in bestimmten Bereichen zusätzliche Befestigungen nötig geworden sind.
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Trotz der aktuellen Einbrüche durch das Coronavirus sieht Lütke Daldrup keine längerfristigen Negativauswirkungen auf den Flugbetrieb, das Passagierwachstum in der deutschen Hauptstadt und damit auch auf den Businessplan der Flughafengesellschaft.
Die bisherigen Erfahrungen, etwa nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 oder SARS, hätten gezeigt, dass „sich der internationale Flugverkehr auch zügig erholt“, so Lütke Daldrup. Man habe das Passagierwachstum für den BER und den alten Schönefelder Airport, der noch einige Jahre offen bleibt, ohnehin „konservativ kalkuliert.“
Die Finanzen und die Lage auf der Baustelle ein halbes Jahr vor der angekündigten Eröffnung des Airports stehen auf der Tagesordnung, wenn am Freitag der zwanzigköpfige Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft in Tegel regulär tagt. Nach Auskunft von Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider soll sie auch stattfinden, womöglich mit zugeschalteten Teilnehmern über Telefon- oder Videokonferenzen. Der Raum in Tegel ist nicht so groß.