Coronavirus-Krise in den USA: Trump riegelt die USA für Reisende aus Europa ab
Nach langem Zögern wegen des Coronavirus greift der US-Präsident nun zu drastischen Maßnahmen gegen Europa. Der EU wirft er vor, nicht schnell genug zu handeln.
Immer weitere Infizierte, immer drastischere Warnungen und immer lautere Kritik: Am Mittwochabend (Ortszeit) hat US-Präsident Donald Trump auf die Coronavirus-Krise reagiert und zum Teil drastische Maßnahmen angekündigt. So verhängen die USA für 30 Tage ein allgemeines Einreiseverbot für Menschen aus Europa. Dies gelte ab Freitag um Mitternacht (Samstagmorgen 5 Uhr MEZ) - und für alle Staaten außer Großbritannien, sagte Trump. Auch gesunde Amerikaner, die sich hätten testen lassen, seien ausgenommen.
Konkret betrifft der Einreisestopp nach Angaben des Heimatschutzministeriums alle Ausländer, die sich in den folgenden Ländern in den 14 Tagen vor ihrer geplanten Ankunft in den USA aufgehalten haben: Österreich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Island, Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, die Slowakei, Slowenien, Spanischen, Schweden und die Schweiz.
Dies sei nötig, um "die Gesundheit und das Wohlergehen" der US-Bürger zu schützen, sagte Trump. Allerdings heißt die, dass Bürger aus den Nicht-Schengen-Staaten Irland, Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Zypern so weiter gut in die USA reisen können.
Europa habe gegen das Coronavirus nicht schnell genug gehandelt, sagt Trump
Ende Januar hatte die US-Regierung bereits einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den zwei Wochen davor in China gewesen waren. Von dort aus hat sich die inzwischen als weltweite Pandemie eingestufte Krise ausgebreitet. Ende Februar wurde dieses Verbot auf Menschen ausgeweitet, die sich in den 14 Tagen zuvor im Iran aufgehalten haben. Außerdem wurden die Reisehinweise für Teile Italiens und Südkoreas verschärft.
In seiner gut zehnminütigen Rede an die Nation aus dem Oval Office im Weißen Haus heraus warf der Präsident der EU vor, anders als die USA nicht schnell genug gehandelt zu haben. So seien Reisen aus China nach Europa nicht früh genug gestoppt worden. Nur deshalb seien auch die Zahlen in den USA zuletzt nach oben gegangen, behauptete er.
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Kein Wort des Mitgefühls hatte Trump für die besonders schwer getroffenen Nationen China oder Italien übrig. Auch sprach er von einem "ausländischen Virus". Ob EU-Diplomaten vorab informiert worden waren, war zunächst unklar. Trump ist bekannt dafür, dass er am liebsten unilateral handelt.
Coronakrise in der Wirtschaft: Hilfsmaßnahmen für Arbeitnehmer und Steuererleichterungen
In den USA sind nach offiziellen Angaben Stand Mittwochabend 938 Menschen an dem Virus erkrankt, 29 sind demnach daran gestorben. In US-Medien werden bereits höhere Zahlen genannt. Die tatsächliche Zahl der Erkrankten dürfte noch viel höher liegen, sind doch bisher nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC bislang überhaupt nur gut 11.000 Menschen auf das Virus getestet worden.
Das zögerliche Handeln der US-Regierung hatte massive Kritik ausgelöst. Nach einem "schwarzen Montag" an der Wall Street gingen die Kurse an den US-Aktienmärkten am Mittwoch erneut rasant nach unten. Der Druck auf Trump stieg enorm. Derzeit verhandelt er mit dem Kongress über Maßnahmen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise in den Griff zu bekommen.
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Am Abend forderte Trump den Kongress auf, rasch seiner Forderung nachzukommen, die Einkommensteuer zu kürzen. Außerdem kündigte er Hilfen für erkrankte Arbeitnehmer an und solche, die sich in Quarantäne befinden oder Kranke betreuen. Wie sie könnten auch betroffene Unternehmen mit Unterstützung rechnen. So sollten beispielsweise Fristen für Steuerzahlungen ausgesetzt werden. Dadurch sollten 200 Millionen Dollar an zusätzlicher Liquidität in die US-Wirtschaft fließen, sagte der Präsident.
Generell sei das Risiko durch den Corona-Virus "sehr, sehr niedrig". Aber die "ältere Bevölkerung" müsse besonders vorsichtig sein, sagte der Präsident, der mit seinen 73 Jahren selbst zu dieser Risikogruppe zählt. So sollten diese auf unnötige Ausflüge verzichten, und Pflegeheime sollten "medizinisch nicht notwendige Besuche" untersagen.