Verbindung zwischen Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg: Gleimtunnel sanieren oder nicht - die Antwort gibt es Mitte November
Seit Juli ist der Gleimtunnel für den Autoverkehr gesperrt. Nach monatelangem Hin- und Her hat Pankow ein Gutachten in Auftrag gegeben. Vielleicht kann er sogar einfach wieder geöffnet werden.
Die unendliche Geschichte steht vor dem Abschluss: Spätestens Mitte November soll klar sein, ob der Gleimtunnel, der Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg verbindet und seit einer Überflutung im Juli 2016 gesperrt ist, saniert werden muss oder einfach wieder geöffnet werden kann. Derzeit können ihn seit Mitte September nur Fußgänger und Radfahrer auf dem südlichen Gehweg passieren.
Nach dem durch heftige Regenfälle entstandenen Hochwasser, das sogar geparkte Autos weggeschwemmt hatte, war – wie so oft in Berlin – unklar, wer für das über hundert Jahre alte Bauwerk zuständig ist, über das seit Jahrzehnten keine Züge mehr fahren. Dadurch war unklar, wer die Kosten für die Sicherheitsprüfung übernehmen muss. Immerhin geht es um einen mittleren fünfstelligen Betrag.
Die Bahn weist die Verantwortung zurück
Pankows Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) sah die Bahn in der Pflicht, der die Brücke einst gehörte – zumindest für die Widerlager, die die Brücke tragen. Die Bahn wiederum wies jede Verantwortung von sich, weil die Brücke inzwischen verkauft worden sei: im westlichen Bereich an die Groth-Baugruppe, im östlichen an das Land.
Weil Kirchner nach eigenen Angaben nicht monatelang auf den Ausgang des Streits warten wollte, beauftragte der Bezirk nun das Gutachten. Das Geld dafür schieße der Senat vor, sagte Kirchner. Der Auftrag sei Anfang September erteilt worden. Ursprünglich hatte er gehofft, bis Ende Oktober ein Ergebnis zu haben.
Die Untersuchung ist aufwendig
Die Untersuchung sei aufwendig, weil das Bauwerk seit acht Jahren nicht mehr geprüft worden sei, sagte der Stadtrat weiter. „Die Gutachter kümmern sich jetzt praktisch um jede Niete.“ Angenehme Folge: Für die über Hundertjährige gibt es dann auch ein sogenanntes Brückenbuch, eine Art Personalakte, wie Kirchner es beschreibt. Und diese Unterlage ist wichtig, wenn das Land die Unterhaltung der Brücke wie vorgesehen später übernimmt.
Auch um die Originalbaupläne, die die Arbeit der Gutachter erleichtern, habe sich der Bezirk selbst gekümmert, sagte Kirchner. Mitarbeiter hätten in Archiven gewühlt und sie dort gefunden, verfasst in der altdeutschen Sütterlinschrift. Und danach war Kirchner ein gefragter Mann. Er war nach seinen Angaben so ziemlich der Einzige, der die heute ungewohnte Schrift noch lesen kann. „Gelernt von der Großmutter“, wie er sagte.
Am Westteil des Tunnels, der eigentlich eine breite Brücke ist, war man schneller. Dort hatte die Groth-Gruppe, die im angrenzenden Mauerpark Wohnungen baut, die Anlagen schnell prüfen lassen. „Keine Schäden“, hieß es danach, obwohl sich, wie sich herausgestellt hatte, das Bauwerk durch die Fluten gehoben und danach wieder auf die alte Position gesenkt hatte. Das Gutachten sei schnell möglich gewesen, weil die Brücke in diesem Bereich ständig kontrolliert worden sei, sagte Kirchner.
Um den Tunnel nach der erhofften Freigabe im November nicht gleich wieder schließen zu müssen, hat das Bezirksamt erst für Mitte des Monats vorgesehene Arbeiten vorgezogen und lässt bereits jetzt eine Erschließungsstraße für das neue Wohngebiet bauen. Unter anderem entsteht auf der Westseite dafür auch ein Kreisverkehr. „So haben wir aus der Not doch noch eine Tugend gemacht und von der unfreiwilligen Sperrung jetzt profitiert“, sagte Kirchner. Er hofft weiter, dass sich der Senat wenigstens das Geld für das Gutachten von der Bahn zurückholen wird.