Flüchtlinge in Berlin-Kreuzberg: Gerhart-Hauptmann-Schule bietet Asyl
Ein Gebäudeflügel wird zur Unterkunft für 130 Flüchtlinge, auf dem Hof entsteht ein Neubau. Was mit den knapp 20 Besetzern wird, ist unklar.
Seit langem gilt die Situation an der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg als stadtweites Ärgernis. Allmählich aber passiert etwas auf dem Gelände an der Ohlauer/Reichenberger Straße. Noch leben zwar 18 bis 20 überwiegend afrikanische Flüchtlinge, die die Schule vor knapp drei Jahren besetzten, in einem Flügel der Gebäude. Monatlich müssen bis zu 100.000 Euro aus dem Bezirksetat aufgebracht werden, um den notwendigen Wachschutz zu zahlen. Laut Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach ist der eine Flügel des alten Schulgebäudes, der nicht von den Besetzern bewohnt wird, inzwischen aber so weit hergerichtet, dass er als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden kann.
Eine allgemeine Räumung ist nicht möglich
Die Räume wurden gestrichen und sanitäre Anlagen eingebaut. „Die Heizung war ohnehin intakt“, sagt Langenbach. Sie war immer wieder im Einsatz, damit es keine Schäden an der Bausubstanz des Gebäudes gab. Rund 130 Flüchtlinge können dort in naher Zukunft einziehen, sobald der Bau behördlich abgenommen worden ist.
Wie lange die derzeitigen Bewohner in ihrem bisherigen Trakt wohnen bleiben können, ist allerdings weiter unklar. Fest steht nur, dass das Bezirksamt sie eigentlich lieber heute als morgen aus dem Gebäude haben möchte. Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts ist eine allgemeine Räumung durch den Bezirk aber nicht möglich; somit muss gegen jeden einzelnen Bewohner zivilrechtlich vorgegangen werden. Dies soll zeitnah geschehen, kündigte Finanzstadträtin Jana Borkamp (Grüne) bereits vor Wochen in der Bezirksverordnetenversammlung an. Bisher ist aber noch nichts geschehen. Wie lange sich dann ein solches gerichtliches Verfahren hinzieht, ist ebenfalls nicht abzusehen. Erste Überlegungen des Bezirksamtes, die Schule für eine Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung zu stellen, hatte der Senat noch Anfang Oktober aufgrund der schwierigen Gesamtsituation an der Schule abgelehnt. Aber mit den seitdem rasant angestiegenen Flüchtlingszahlen greifen der Senat und das Landesamt für Gesundheit und Soziales auch auf einst als unbrauchbar eingestufte Immobilien zurück.
Der alte Pavillon macht Platz für einen Neubau
Mittelfristig soll sich auf dem Gelände ebenfalls eine Menge ändern. Ein Neubau ist fest geplant. Der alte Pavillon soll abgerissen werden. An der Stelle soll als Lückenschluss ein Wohnprojekt realisiert werden. Dort sollen Sozialwohnungen und Wohnungen für Flüchtlinge entstehen; auch eine Etage, die Plätze für insgesamt zwölf Frauen in schwierigen Lebenslagen bietet, ist vorgesehen. Im Untergeschoss soll eine bezirkliche Bibliothek einziehen.
Die Wohnungsbaugesellschaft Howoge wird das Projekt realisieren. Es gehört zu den neun Vorhaben, die der Senat im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur der wachsenden Stadt fördert. Die Landesregierung stellt für dieses Programm, das in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, 30 Millionen Euro für kostengünstigen Wohnungsbau zur Verfügung.