DDR-Vergangenheit in Berlin: Gefahr für Café Sibylle auf der Karl-Marx-Allee
Die Geschichte des "Cafés Sibylle" in der Karl-Marx-Allee reicht bis in die DDR-Zeit zurück. Jetzt droht die Schließung.
Das Café Sibylle auf der Karl-Marx-Allee hat Tradition: Seine Geschichte reicht bis 1953. Damals hieß es noch Milchtrinkhalle. Seit 2001 ist hier eine Ausstellung über die geschichtsträchtige Karl-Marx-Allee zu sehen. Doch nun ist dieser Standort in Gefahr: Der jetzige Betreiber der Ausstellung, der Verein BUF (Berufsförderungswerk Bekleidung Berlin), zugleich Hauptmieter des Cafés, ist insolvent gegangen.
Der Vertrag für die Pächter des Cafés, Uwe Radack und Peter Schröder, lief aus. Von der BUF kam das Angebot, 50 000 Euro an den Verein zu spenden, um den Mietvertrag fünf Jahre zu verlängern. „Wir haben uns da erpresst gefühlt“, sagt Schröder.
Doch Artur Schneider, Projektleiter bei der BUF, beschwichtigt: „Von dieser Forderung sind wir schon im Dezember zurückgetreten.“ Außerdem habe die BUF schon länger geplant, einen neuen Pächter für das Café zu finden, denn das Verhältnis sei schlecht gewesen. Unbedingt wollten sie den Ort samt Ausstellung und Café erhalten. Doch nun wisse er nicht mal, wie es mit dem BUF als gemeinnützigen Verein weitergeht.
Café Sibylle als Kulturgut
Laut Café-Pächter Schröder ist die Sibylle das letzte erhaltene Geschäft aus der DDR-Zeit in der Straße. Da die Ausstellung aus öffentlichen Mitteln finanziert wurde, entscheidet das Bezirksamt mit, wie es weitergehen soll. „Unser Interesse ist, dass die Ausstellung an diesem historischen Ort bleibt“, sagt Knut Mildner-Spindler (Linke), stellvertretender Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg.
Ausgehend von einem Antrag der Grünen setzt sich der Bezirk für den Erhalt des Cafés Sibylle ein. Die Entscheidung über die Zukunft der Sibylle liegt aber bei der Eigentümerfirma. Mitte März verhandelte der Vermieter mit dem Untermieter, ob der Pächter des Cafés (KREA GmbH) in den Mietvertrag miteinsteigt. Seit Mittwoch sei nun klar, dass der Eigentümer einen Untermietvertrag bevorzugt, sagte Mildner-Spindler der Bezirksverordnetenversammlung am Mittwochabend. Alles andere sei ihm wirtschaftlich zu risikoreich.
Mildner-Spindler optiert für die Lösung, die Ausstellung als Dauerleihgabe weiterzuführen. Am liebsten wäre ihm, wenn das Bezirksmuseum die Ausstellung weiterbetreibt. Das kulturelle Angebot im Café solle aber auf jeden Fall erhalten bleiben. „Die Karl-Marx-Allee ist ja noch nicht Weltkulturerbe, kann es aber mal werden“, sagt er selbstbewusst.