zum Hauptinhalt
Ulli Zelle neulich bei uns auf dem Tagesspiegel-Dach.
© André Görke
Update

RBB-Legende Ulli Zelle dankt ab: "Gärtner und Golfer werde ich noch nicht"

"Der König ist tot!", twittert Ulli Zelle. Große Güte, wird Berlins berühmtester Fernsehmann etwa Rentner?

Dieser Tweet hat es in sich, ist geheimnisvoll, herrlich größenwahnsinnig (und natürlich ironisch). Und vor allem: Was heißt das jetzt? Hört RBB-Legende Ulli Zelle etwa auf?

"Ich danke ab! Und danke allen für die jahrelange Treue. Der König ist tot! Es lebe der König und das neue Heimatjournal". Das schrieb Ulli Zelle am Dienstag und zeigte einen Oscar - er war einer der Quotenkönige.

Rufen wir mal vorsichtshalber an. Herr Zelle, hören Sie etwa auf - werden Sie Rentner?

"Nö", sagt der bestens gelaunt am Telefon. "Ich werde weder Gärtner, noch Golfer. Ich scheide nur beim Heimatjournal aus, bin quasi heimatlos, arbeite aber weiter für den RBB, für die "Abendschau". 50 bis 60 Stunden Arbeit pro Woche sind es, und so viel wird es bleiben. Ich setze mich nicht zur Ruhe. Ich mache in Zukunft andere Dinge für den RBB."

Ulli Zelle wird "heimatlos", bei der Abendschau macht er trotzdem weiter

Die legendären Berlinale-Zeiten am roten Teppich sind sowieso vorbei, sollen andere mal machen. Zelle kurvt lieber munter als Reporter durchs Land - mal Verhüllungskünstler Christo treffen, mal den Fleischer aus Kleinkleckersdorf. Ein berlinisch-brandenburger Mix.

"Ich habe das Heimatjournal gemocht. Da kam man so schön aus der Stadt heraus, sprach mit Brandenburgern - ich habe das geliebt", sagte Zelle. Bei der "Abendschau" geht es aber weiter, da muss sich keiner seiner Fans Sorgen machen - auch wenn er im Sommer 68 Jahre alt wird. "Wann ich da aufhöre, entscheidet der RBB. Das entscheiden die Zuschauer. Mir geht es gut, ich bin fit und gesund." Aber klar, "irgendwann schlägt die Biologie zu".

Die Aufregung im Netz ist groß nach dem Königs-Tweet. "Sehr schade, dem RBB wird viel fehlen". - "Oh, neiiin! Die Besten gehen immer zuerst. Einen schönen Ruhestand wünsche ich." - "Wie jetzt? Hoffentlich nur beim Heimatjournal....ohne Ulli Zelle geht das nicht beim RBB!"

Alles halb so wild, alles Zelle-Humor. Der Mann macht weiter, zumindest bei der Abendschau. Und nur zur Klarstellung, schrieb uns Zelle später bei Twitter: "Die Oscar-Figur war ein Abschiedsgeschenk der Kolleginnen und Kollegen. Ich leide nicht unter Größenwahn." Wer das in den falschen Hals bekommen hat, hat eh nie die Abendschau gesehen.

Gestern Christo, heute Kremmen, immer Gatow

Wer ihn so übrigens mal sehen will, kann sich im Sommer mal an die Havel legen. Kann sein, dass Ulli Zelle mit seinem Roller - das Handtuch über den Schultern baumelnd - herankurvt und ins Wasser hüpft. "Ich fühle mich wie 58. Oder 55."

Seinen letzten Drehtag hatte Ulli Zelle übrigens in Kremmen, teilte der RBB mit. "Gemeinsam mit Carla Kniestedt traf er auf den neuen Frontmann der Sendung Andreas Jacob. Der 31-Jährige musste einen ersten Testlauf bestehen."

Lesen Sie mehr zu Ulli Zelle im Tagesspiegel

- "Meine Oase": Ulli Zelle über sein Spandau: Er hat in Kreuzberg gelebt, in Schöneberg, seit zehn Jahren wohnt der RBB-Reporter in Gatow. Hier erzählt er, was er mag - und was er vermisst.

- Als Ulli Zelle den schwierigsten Arbeitsaufrag bekam: als Reporter nach dem Anschlag am Breitscheidplatz. "Er bindet zusammen, erschafft Zusammenhänge, er ist Reporter, der für den Zuschauer das Geschehen und das Geschehene visualisiert. Und er ist betroffen, ohne seine Betroffenheit auszustellen." Hier die Fernsehkritik.

- Karas, Kock und Karikaturen: Für viele Berliner ist die Fernseh-Institution "Abendschau" ein Teil ihres Lebens. 2018 wurde sie 60. Hier der Tagesspiegel-Text.

Zur Startseite