zum Hauptinhalt
"Ode an die Freude" zum Auftakt. Bebelplatz und Unter den Linden waren gefühlt so voll wie nie beim Konzert am späten Samstagnachmittag. Im Hintergrund leuchtete die frisch sanierte Berliner Staatsoper.
© dpa, Jorg Carstensen

Wiedereröffnung der Staatsoper: Ganz große Oper unter preußisch-blauem Himmel

Tausende erlebten bei zauberhaftem Herbstwetter das Open-Air-Konzert zur Wiedereröffnung der Berliner Staatsoper. Im Großen Saal geht's am 3. Oktober mit einer Premiere weiter.

So sieht wohl Glück aus: Für ihre erste Veranstaltung an ihrer Stammstätte Unter den Linden erwischt die Berliner Staatsoper einen der raren, zauberhaften Herbsttage. Die Temperaturen sind mild, heitere Schleierwolken ziehen sich über einen preußischblauen Himmel, das sanierte Gebäude leuchtet, ohne Gerüste, vertraut-unvertraut, in Zartrosa. Was für alle auch bestens zu sehen ist, da die Bühne weit weg, auf der anderen Seite der Linden, vor der Humboldt-Universität aufgebaut wurde.

Nach der einwöchigen Startphase ist nochmal zwei Monate lang Pause

„Staatsoper für alle“, das jährliche Gratis-Konzert unter freiem Himmel auf dem Bebelplatz, ist der Auftakt für die einwöchige Eröffnungsphase, das so genannte Präludium. So kurios es auch anmutet, ein Opernhaus zu eröffnen und dann gleich wieder für zwei Monate bis Anfang Dezember zu schließen – es hat seine Vorteile. Denn jetzt, Anfang Oktober, lässt sich so ein Ereignis natürlich ganz anders feiern, mit Live-Übertragungen auf dem Bebelplatz, als mitten in der Dezemberdunkelheit.

Die TV-Kameras fangen fantastische Bilder ein

45.000 sollen gekommen sein, für Beethovens 9. Symphonie mit der Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim am Pult. Ja, der Platz fühlt sich tatsächlich so voll an wie noch nie. Wer schon älter ist, hat sich seinen eigenen Stuhl mitgebracht und nimmt in Kauf, außer Beinen wenig zu sehen. Aber alle scheinen, nach diesem Regensommer, zu spüren, wie kostbar so ein Tag ist. Die Kameras fangen fantastische Bilder ein von der Menge im Sonnenuntergang, immer wieder fokussieren sie auf einzelne Besucher und Kinder, die sich plötzlich auf der Leinwand erkennen und anfangen zu lachen. Und das Opernhaus, es wirkt in den Kameraaufnahmen wie entflammt, noch viel spektakulärer als in Wirklichkeit – was sich mit Filtern alles machen lässt.

Lichterzauber am Abend. Nach dem Eröffnungskonzert wurde die Fassade der Staatsoper mit einer animierten Videoprojektion bespielt, bei der es um die 275-jährige Geschichte des Hauses ging.
Lichterzauber am Abend. Nach dem Eröffnungskonzert wurde die Fassade der Staatsoper mit einer animierten Videoprojektion bespielt, bei der es um die 275-jährige Geschichte des Hauses ging.
© dpa, Jörg Carstensen

Ausgerechnet beim leisen Allegro maestoso läuten plötzlich Glocken

Das Glück, es ist mit dem schönen Wetter aber auch aufgebraucht. Mitten im Stück, ausgerechnet im leisen Satz, Allegro maestoso, fangen die Glocken von wer weiß welcher Kirche zu läuten an, unendlich zehn Minuten lang. Nun gut, „Alle Menschen werden Brüder“, schließen wir also auch die Berliner Glöckner in unser frommes Nachtgebet ein. Aber die Spannung der Symphonie, sie leidet sehr, gerade im vierten Satz, wo sich das Freudenthema, erstmals gespielt von den Bässen, langsam herausschält. Erst als die menschliche Stimme einsetzt – René Pape mit einigen Höhenproblemen –, ist auch wirklich die letzte Glocke verklungen. Barenboim dirigiert majestätisch, staatstragend, trotzdem vital und energisch, das Solistenquartett, zu dem neben Pape noch Diana Damrau, Okka von der Damerau und Burkhard Fritz gehören, gibt sein Bestes, Beethovens im Grunde unmöglichen Intervallsprüngen festlichen Anstrich zu verleihen. Viel Jubel nach dem letzten Takt.

Faszinierende Illuminationen. Ein weiteres Motiv der lichtanimierten Opernhistorie.
Faszinierende Illuminationen. Ein weiteres Motiv der lichtanimierten Opernhistorie.
© dpa, Jörg Carstensen

Wer das Konzert verpasst hat: Bis 7. Oktober ist es als Stream unter www.staatsoper-berlin.de zu sehen. Am Feiertag, dem 3. Oktober, eröffnet dann das eigentliche Haus mit Jürgen Flimms Inszenierung von Robert Schumanns „Faust“-Szenen (noch einmal am 6. Oktober). RBB Kulturradio überträgt die Premieren-Inszenierung live ab 20 Uhr, auf der Webseite der Staatsoper ist sie ebenfalls als Stream zu sehen, zeitversetzt wird sie ab 21.05 Uhr im Fernsehen von Arte ausgestrahlt.

Wer schon einmal einen Blick in den renovierten Apollo-Saal werfen will, kann das am heutigen Sonntag tun – bei den Einführungsveranstaltungen zu Schumanns „Faust“-Szenen um 11, 13 und 15 Uhr (Eintritt frei). Am 7. Oktober beginnt dann der Ticket-Vorverkauf für die gesamte Saison der Staatsoper.

Als erste Premiere im fertigen Haus kommt am 8. Dezember Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ heraus, gleich einen Tag darauf folgt „L’Incoronazione di Poppea“ des italienischen Barockkomponisten Claudio Monteverdi.

Weitere Infos gibt’s unter www.staatsoper-berlin.de sowie per Telefon unter 20 35 45 55.

Zur Startseite